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Gesundheit

Krebsgeschichten 2025: Die Veranstaltungsreihe geht weiter

Prof. Dr. Andreas Tromm referiert am Mittwoch, 10. September, zur gesunden Ernährung.

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Prof. Dr. Andreas Tromm, seit 25 Jahren bei den Augusta Kliniken, seit 22 Jahren Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Ev. Krankenhaus Hattingen. Foto: Augusta Kliniken

Die Veranstaltungsreihe „Krebsgeschichten“ der Krebshilfe Sprockhövel/Hattingen unter der Moderation von Prof. Dr. Andreas Tromm wird fortgesetzt. Sie findet im Café Metamorphose, Hauptstraße 5 in 45549 Sprockhövel (direkt am Busbahnhof Niedersprockhövel), statt. 
Die nächste Veranstaltung findet am Mittwoch, 10. September, 18 bis 19.30 Uhr statt. Es geht um das Thema gesunde Ernährung – nicht nur, aber gerade auch für Krebspatienten ein wichtiges Thema. Im Endoskopiezentrum im EvK Hattingen ist der Gastroenterologe Prof. Dr. Andreas Tromm tätig. Bis zum Sommer 2023 war er 23 Jahre Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Hattingen. Welche Nahrungsmittel in welchen Mengen gegessen werden, hat große Auswirkungen auf den Körper. Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods UPF) konsumieren, haben vermutlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Deutschland stammten laut Berechnungen der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) schon Anfang der 2000er-Jahre etwa 50 Prozent der gesamten Energieaufnahme von Erwachsenen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln. Aber: Industriell verarbeitete, ballaststoffarme Nahrung schädigt den Darm. Chronische Entzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs sind die Folge. Verbesserte Diagnostik und Früherkennung in der Endoskopie können heute viele Zusammenhänge zwischen Nahrung und Krankheiten erkennen. Der Abend beschäftigt sich mit dem Thema, was unter gesunder Ernährung zu verstehen ist. Anmeldungen direkt im Café Metamorphose unter 02324/708502. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Rückblick: Veranstaltung Nebenwirkungen Krebstherapie
Dr. med. Johannes Matschke, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin und Prof. Dr. Holger Nückel, Fachbereich Hämatologie, Internistische Onkologie, Hämostaseologie, Palliativmedizin, arbeiten gemeinsam in der Onkologischen Schwerpunktpraxis Bochum. Matschke referierte zum Thema Nebenwirkungen in der Krebstherapie. Er erklärte, wie unterschiedlich und vielseitig die Behandlungsmethoden gegen den Krebs heute geworden sind. Bis in die 80er Jahre hinein gab es neben den chirurgischen Möglichkeiten nur noch die Chemo- und die Strahlentherapie. Heute erforscht die Zell- und Tumorbiologie die grundlegenden Mechanismen, die den Krebserkrankungen zugrundeliegen. Dadurch sind völlig neue Therapieansätze entstanden. Ein Beispiel ist die Immuntherapie, die das körpereigene Immunsystem einsetzt, um Krebszellen zu bekämpfen. Sie kann das Immunsystem dazu bringen, Krebszellen zu erkennen und anzugreifen, oder Immunzellen verstärken, um die Krebsbekämpfung zu unterstützen. Je nach pathologischem Befund und CT-Diagnose kommt sie zum Einsatz. Zur modernen Krebstherapie gehört auch nach der Akutphase der Erkrankung eine fünfjährige Nachsorge. In den ersten zwei Jahren finden Nachsorgetermine alle drei Monate statt, um neben der Beobachtung der Erkrankung den Blick auch auf mögliche Nebenwirkungen zu richten, die durch die verschiedenen Therapien entstehen können. 
Neben den wünschenswerten Eigenschaften einer Krebstherapie gibt es unerwünschte kurz- und langfristige Nebenwirkungen. Manche von ihnen verschwinden, wenn die Therapie beendet ist. Andere wiederum tauchen erst nach der Therapie auf. Matschke verweist auf die wichtigen Vorgespräche zu anderen Vorerkrankungen oder Lebensgewohnheiten. Hierzu gehören beispielsweise Diabetes-Erkrankungen oder der Konsum von Alkohol. Die Chemotherapie kann bei einigen Patienten zu Polyneuropathie führen, einer Erkrankung, die die peripheren Nerven schädigt. Diese Schädigung kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, wie Kribbeln. Bereits bei ersten Anzeichen kann auf die Beschwerden eingegangen werden, indem – wenn möglich – die Therapie angepasst wird, beispielsweise durch Dosisreduktion, Medikamentenwechsel und/oder längere Therapiepausen. Krebsbetroffene können auch von einem frühzeitig begonnenen und regelmäßigen Bewegungstraining gegen Funktionsverluste profitieren. Auch Kälteanwendungen können helfen. Sie verengen die Gefäße an Händen und Füßen. Man geht davon aus, dass eine Kryotherapie, die zeitgleich zur Gabe der Chemotherapie durchgeführt wird, die Aufnahme des Chemotherapeutikums in Fingern und Zehen verringert. Dies beugt den Schädigungen feinster Strukturen in den Händen und Füßen vor. Eingesetzt werden für die Kryotherapie zum Beispiel aufwendig vorbereitete Kühlhandschuhe und Kühlsocken. Patienten tragen diese nicht nur während der Chemotherapie-Gabe, sondern auch 15 bis 30 Minuten davor und danach. Es gibt auch für die Kopfhaut passende Anwendungen.

Fortschritt Immuntherapie
Ein großer Fortschritt in der Krebsbehandlung ist die Immuntherapie. Sie kann es Patienten ermöglichen, mindestens einen gewissen Zeitraum tumorfrei zu erleben. Aber auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen, denn das System kann sich gegen den eigenen Körper richten. Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Hautprobleme, Magen-Darm-Beschwerden und Entzündungen, die auf eine überschießende Immunreaktion hindeuten können. Auch Lungenprobleme, Schilddrüsenerkrankungen und andere autoimmune Reaktionen sind möglich. Die Nebenwirkungen müssen während der Therapie genau beabachtet werden. Eine Dosisreduktion der Medikamente oder eine Therapiepause können notwendig werden. Vermieden wird nach Möglichkeit die Absetzung der Therapie. 
Zu möglichen Nebenwirkungen der Strahlentherapie, insbesondere bei Bestrahlungen im Brustbereich, gehören Herzschwäche, Rhythmusstörungen und Bluthochdruck. Allerdings sind die modernen Strahlentherapien deutlich schonender als dies vor Jahren der Fall war. Bei jeder Therapie gilt es, den therapeutischen Nutzen und die Nebenwirkungen zu analysieren und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Hilfe bei den Nebenwirkungen bietet auch die Naturheilkunde, Homöopathie, Bewegung und Ernährung – jeweils in Abstimmung zur Erkrankung und der Therapie. 
Beim Vortrag von Dr. Matsche war auch ein Patient vor Ort, der an einem faustgroßen und inoperablen Leberkrebstumor litt. Die Diagnose erhielt er 2020. Seit 2023 befindet er sich in einer tumorfreien Nachsorge. 
Für ihn ist auch das innere Gleichgewicht von großer Bedeutung. Zwar gilt es, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, aber sie sollte nicht 24/7 das Leben dominieren. Denn immer ist auch die Frage nach der Lebensqualität entscheidend. 
„Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren.“ (Adlai Ewing Stevenson)

von Dr. Anja Pielorz