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Hattingen

Kinderpaten: Wer will Oma und Opa auf Zeit werden?

Hattinger Verein hat eine Warteliste und sucht wieder neue Paten, die Kindern Zeit schenken.

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Thekla Bieder, Gründungsmitglied und Vorsitzende von KiPA Hattingen.

Wenn Oma und Opa klingeln und die Kinder abholen, liegt gespannte Erwartung in der Luft. Vielleicht geht es jetzt auf den Spielplatz oder in Omas Küche. Backen alle zusammen Plätzchen? Oder Opa hat sich etwas zum Basteln ausgedacht? In jedem Fall freuen sich kleine und große Menschen auf das Zusammensein. Überhaupt keine Rolle spielt es, dass die Kinder nicht die „richtigen“ Enkel von Oma und Opa sind. Für die Kleinen sind es auch nicht die „richtigen Großeltern“, sondern die Kinderpaten, die Zeit mit ihnen verbringen. Zusammengekommen sind sie durch den Hattinger Verein „Kinderpatenschaften“, den Thekla Bieder (71) im Jahr 2013 gegründet hat. Jetzt sucht sie neue Paten, denn es gibt eine Kinder-Warteliste.

Zeit verschenken
Der Verein betreut mit 26 Mitgliedern zurzeit 20 Patenkinder. Die Kinder sind zwischen 4 und 15 Jahre alt.
Ihnen Zeit zu schenken und mit ihnen etwas zu unternehmen, ihnen zuzuhören oder sie bei kleinen Dingen zu unterstützen - das ist das Ziel des Vereines, der eng mit den Eltern, aber auch mit einigen Fachleuten zusammenarbeitet. „Der persönliche Hintergrund der Kinder ist unterschiedlich. Mal sind die wirtschaftlichen Familienverhältnisse nicht gut, mal lebt ein Kind in einer Pflegefamilie und benötigt zusätzlichen persönlichen Kontakt. Mal vermissen die Kinder aber auch einfach Oma und Opa und durch die Patenschaften haben wir die Möglichkeit zu einem kleinen Ausgleich“, erzählt Thekla Bieder. Umgekehrt sind die erwachsenen Paten häufig am Ende ihres Berufslebens angekommen und suchen eine schöne neue Aufgabe.
Manche von ihnen haben auch keine Enkelkinder, durch die Kinderpaten aber dafür zumindest stundenweise jetzt Leben in der Bude. Zeit miteinander zu verbringen, manchmal etwas Schönes zu unternehmen oder einfach nur gemeinsam Kochen oder Backen - das gefällt nicht nur den Patenkindern, sondern auch den Paten.
„In der Regel treffen sich die Paten mit ihrem Patenkind einmal pro Woche. Geschenkte Zeit ist etwas Wunderbares“, findet Thekla Bieder, die natürlich selbst auch Patenkinder betreut. Wo-rum es bei den Patenschaften geht, macht diese Situation als Beispiel deutlich: Beim Besuch des Patenkindes bleibt nicht immer Zeit zum Spielen, denn die Hausaufgaben sind wichtiger. Als diese beendet sind, ist die gemeinsame Zeit fast um. Schade. Das Patenkind sagt: „Ob Spielen oder nicht - wichtig ist, dass wir zusammen sind.“ Mehr Kompliment geht nicht.

Pate werden- so geht es
Am Anfang steht der Erstkontakt mit Thekla Bieder. Dabei sind Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl gefragt.
Wer Patenkind werden möchte, wird entweder durch die Eltern oder durch Kindergarten, Grundschule und manchmal auch durch die Erziehungsberatung an Bieder vermittelt. Der erwachsene Pate meldet sich selbst beim Verein. Er braucht in jedem Fall ein Führungszeugnis. „Zunächst gibt es einen Infotermin und ein vorbereitendes Gespräch. Danach lernt der Pate die Eltern seines zukünftigen Patenkindes kennen. Ohne Unterstützung und den Wunsch der Eltern nach einem Paten geht es nicht. Bei einem zweiten Treffen begegnet der Pate in Anwesenheit der Eltern seinem Patenkind. Dann wird in einer Schnupperzeit von vier Wochen geschaut, ob die gegenseitige Chemie stimmt. Ist das der Fall, entsteht ein festes Patenverhältnis für mindestens ein Jahr. In der Regel dauert es aber viel länger, denn Kinder und Erwachsene wollen zusammen sein und genießen die gemeinsame Zeit. Viele Kinder sehen ihre Großeltern heute nur selten – falls sie überhaupt welche haben. Es gibt auch immer mehr Kinder, die keine Paten haben – weil sie nicht zur Kirche gehören.“
Selbst die Corona-Pandemie hat der Verein überstanden. „Wir haben versucht, durch Telefonate und durch die elektronischen Medien Kontakte zu halten, aber das kann natürlich nicht das gleiche sein wie die persönliche Beziehung. Deshalb sind wir froh, dass die Zeit es jetzt erlaubt, wieder in persönlichen Kontakt zu treten, denn nach wie vor steht die gemeinsame persönliche Zeit von Pate und Kind im Mittelpunkt der Vereinsidee.“
Da, wo es nötig ist, fließt etwas Geld. Im letzten Jahr wurden die Patenkinder bei Bedarf mit Winterkleidung und Schuhen ausgestattet. „Paten haben das mit Weihnachtsgeschenken verbunden. Wir haben auch eine Aktion zum Kauf einer Winterweste für den Schulalltag gemacht. Auch in diesem Jahr unterstützen wir Kinder aus Familien in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Wir halten aber immer Augenmaß“, erklärt Thekla Bieder, die in ihrer ehrenamtlichen Arbeit von Tanja Lausberg unterstützt wird.
Vereinsausflüge gibt es auch – und die Paten treffen sich sechsmal im Jahr zum Austausch oder zum Stammtisch.  anja