Experten informieren in einem Vortrag über die Situation vor Ort und den Palliativausweis.
Am Mittwoch, 10. Dezember, 19 Uhr, gibt es einen neuen Termin aus der Reihe „med in Hattingen: Gesundheitsforen“. Es geht diesmal um das Thema „Palliativversorgung im EN-Kreis und Palliativausweis“. Es referieren: Silvia Kaniut, Ambulanter Hospizdienst Witten/Hattingen e.V., und Dr. Franz Krizanits, Palliativmedizininer im EN-Kreis. Die Veranstaltung findet statt in Annelies Café, ev. Gemeindezentrum Augustastraße. Eine Anmeldung zum Termin ist über die Volkshochschule unter 02324/204-3513 (-3512 oder -3511) erforderlich. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Wer krank ist, sucht einen Arzt auf mit dem Ziel, dieser möge ihm helfen, wieder gesund zu werden. Manchmal aber gibt es keine Heilung. Dann geht es darum, die Symptome zu lindern. Das macht die Palliativmedizin (lat. „pallium“, der Mantel, ummantelnd). Sie hat zum Ziel, die Lebensqualität des unheilbar Erkrankten zu verbessern, Schmerzen zu lindern und ihm psychischen Beistand zu bieten. Der Palliativmedizinische Konsiliardienst (PKD) Ennepe Ruhr Süd & Hattingen sowie das Palliativnetz Witten sind in diesem Bereich tätig.
In der Regel wird ein Patient über den Hausarzt oder einem anderen Facharzt in das Palliativnetz eingeschrieben. Die Behandlung durch einen Palliativmediziner findet oft zu Hause, aber auch manchmal im Pflegeheim oder in der Kurzzeitpflege statt. Zum PKD Ennepe-Ruhr Süd & Hattingen gehören außerdem zwei ambulante Hospizdienste: das Ökumenische Hospiz Emmaus für den Südkreis und für Sprockhövel (Haßlinghausen), der Ambulante Hospizdienst Hattingen-Witten für Niedersprockhövel, Hattingen und Witten.
Palliativpsychologie, wenn eine Heilung nicht möglich ist
Wenn eine Erkrankung fortschreitet, muss man sich Stück für Stück von seinen Lebensträumen verabschieden. Die psychoonkologischen Gespräche bewegen sich dann immer mehr zum noch jungen Begriff der Palliativpsychologie. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kommt oft die ambulante Hospiz-Betreuung dazu. Sie ist heute weit mehr als eine kurzfristige Sterbebegleitung, sondern oft über einen längeren Zeitraum in die letzte Lebensphase des Patienten eingebunden. Anders ist es bei der stationären Aufnahme in einem Hospiz. Hier geht es in der Regel um eine sehr begrenzte Lebenserwartung, die oft in Tagen oder Wochen bemessen ist. Einrichtungen dieser Art gibt es in Hattingen und Sprockhövel (noch) nicht. In Bochum-Linden gibt es im Augusta-Krankenhaus eine Palliativstation, in Witten im Ev. Krankenhaus. Mit St. Elisabeth in Witten gibt es seit März 2017 ein Hospiz mit zehn Betten. Bisher sind die palliativen Angebote noch nicht ausreichend. Es ist nicht einfach, im Bedarfsfall möglichst zeitnah einen Platz in einem Hospiz zu bekommen.
Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben
Obwohl die meisten Menschen zu Hause sterben möchten, ist das nur für ungefähr 30 Prozent der Betroffenen möglich, die Mehrzahl stirbt in Krankenhäusern oder in Heimen. Um es mehr Menschen zu ermöglichen, den letzten Lebensabschnitt zu Hause zu verbringen, unnötige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern, hat der Gesetzgeber mit der Gesundheitsreform im Jahr 2007 die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) sozialgesetzlich verankert (§ 37 b Sozialgesetzbuch V). Der Hausarzt bleibt in jedem Fall Ansprechpartner für den Patienten. Oft gibt es ein vertrauensvolles und langjähriges Verhältnis zwischen Arzt und Patient und dies soll auch bestehen bleiben. Allerdings ist es für einen Hausarzt mit großem zeitlichem Aufwand verbunden, die oft zahlreichen Haus- oder Heimbesuche bei palliativen Menschen in ihrer letzten Lebensphase adäquat durchführen zu können. Ein Palliativmediziner wird zusätzlich zum Hausarzt tätig und ergänzt seine Arbeit. Er unterstützt beispielsweise dann, wenn der Hausarzt nicht im Dienst oder nicht erreichbar ist.
Im Palliativnetznetz Ennepe-Ruhr-Süd muss eine solche palliative Einschreibung durch den jeweiligen Hausarzt erfolgen. Dazu gibt es einen Antrag, der den kooperierenden Hausärzten in der Regel vorliegt. Falls nicht, ist dieser über die Homepage www.palliativnetz-en-sued.de zum downloaden eingestellt. Das Zusenden der Papiere an den Palliativmedizinischen Dienst erfolgt per Fax. Das Original schickt der Hausarzt an die kassenärztliche Vereinigung. Die Palliativversorgung ist seit 2007 Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Auch im Notfall soll dem Willen der betroffenen Menschen entsprochen werden. Dafür wurde der Palliativausweis entwickelt. Außerdem findet am 21. März 2026 der 1. Hospiz- und Palliativtag in Hattingen statt.
Kontakt: Der Ambulante Hospizdienst Witten/Hattingen e.V. berät zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Er begleitet palliativ und hospizlich und vernetzt mit den richtigen Institutionen.
Beratungen:
Jeden ersten Montag, 14 bis 16 Uhr, Bürgercafé Holschentor, Talstraße 8.
Jeden zweiten Donnerstag, 11 bis 14 Uhr, Bürgertreff Welper, An der Hunsebeck 18.
Jeden dritten Freitag, 10 bis 12 Uhr, Freilligenbörse Sprockhövel, Hauptstraße 44.
Jeden vierten Dienstag, 15 bis 17 Uhr, Seniorenwohnheim Heidehof Niederwenigern.
Regionalbüro WITTEN, Andrea Glaremin und Susanne Gramatke, Pferdebachstr. 39a in 58455 Witten; Tel.: 02302 589 39 26 oder Mobil: 0174 972 62 65; E-Mail: ahd@diakonie-ruhr.de.
Regionalbüro HATTINGEN, Silvia Kaniut, Telefon 02324 380 930 70; Mobil 0174 97 97 029 oder E-Mail AHD-Hattingen@gmx.de; Andreas Fleer, Tel.: 02324 380 930 70; Mobil 0151 57 99 28 81 oder E-Mail AHD-Fleer@gmx.de.
von Dr. Anja Pielorz