Dass der eine oder andere Bauherr in Norwegen, China oder sogar der Dominikanischen Republik auch etwas mit der Ruhrstadt Witten anzufangen weiß, liegt nicht zuletzt an Jörn Brenscheidt.
Der umtriebige Geschäftsführer der Hokon GmbH ist in der ganzen Welt unterwegs, um seine exklusiven Treppen einzubauen. IMAGE sprach mit dem erfolgreichen Unternehmer.
IMAGE: Herr Brenscheidt, kann es sein, dass Sie bildlich gesprochen ständig auf gepackten Koffern sitzen?
Jörn Brenscheidt: Mehr oder weniger ja, ich reise in der ganzen Welt umher und kümmere mich um unsere Treppen. Mein krassestes Jahr war 2019, da habe ich 240.000 km im Flugzeug gesessen, hauptsächlich auf Reisen nach Kanada. Am Düsseldorfer Flughafen wurde ich schon mit Namen begrüßt. Ich hatte aber auch Momente, da bin ich morgens im Hotel aufgewacht und wusste nicht, in welchem Land ich gerade war.
IMAGE: Sie sind Geschäftsführer der Hokon GmbH. Wofür steht der Name?
Jörn Brenscheidt: Hokon ist die Kurzform für das „Herbeder Holzwarenkontor“. Als wir vor einigen Jahren eine Internetdomäne gesucht haben, kam mein Vater auf „Hokon“. Wir haben das große Glück, dass Hokon auf englisch, russisch, chinesisch, arabisch, türkisch und französisch keine negative Bedeutung hat. Im Chinesischen steht Hokon sogar für Hochwertigkeit.
IMAGE: Wie lange gibt es Ihr Unternehmen schon und welche Entwicklung hat die Hokon genommen?
Jörn Brenscheidt: Wir sind ein Familienbetrieb und werden im Dezember 25 Jahre alt.
Angefangen hat es mit einer Anfrage aus Frankreich, aber so richtig ging es mit einem Projekt in Norwegen los. Dort steht jetzt die längste freistehende Massivholztreppe der Welt.
IMAGE: Worauf führten Sie Ihren weltweiten Erfolg zurück?
Jörn Brenscheidt: Ich habe immer versucht, was Besonderes zu machen, Materialien zu verwenden, damit es schick und außergewöhnlich ist, weil ich immer auch emotional verkaufen möchte. Was wir gebaut haben, hat ein sehr guter Fotograf aufgenommen. Die coolen Fotos habe ich marketingmäßig verwendet und so fanden die Bilder ihren Weg in Kataloge, die sich wiederum viele potentielle Kunden angeschaut haben.
Wir machen schon außergewöhnliche Dinge, auch wenn wir nicht groß sind. Hokon China ist schon deutlich größer als unsere Vertretungen in Deutschland. Neben Hokon Deutschland und China haben wir auch Vertretungen in der Schweiz, Großbritannien, wo wir eine große Holztreppe im Medicine Park in London gebaut haben und Russland – letztere wird jetzt aber gerade zwangsweise geschlossen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt auch darin, dass wir oft als Partner mit anderen einheimischen Unternehmen zusammenarbeiten. In Riad in Saudi Arabien haben uns die Leute die Bude eingerannt, weil wir die Qualität der Lizenzunternehmen kontrollieren dürfen.
IMAGE: Warum ist China ein so interessanter Markt?
Jörn Brenscheidt: Es ist so, dass die Chinesen bisher einen großen „Haben-müssen“-Bedarf hatten, um an eine Grundausstattung zu kommen. Jetzt folgt der „Haben-wollen“-Bedarf. Möbel aus Europa sind aber zu teuer. Den Bedarf können wir durch eine Kooperation mit einer chinesischen Werkstatt decken. Ich konnte mich an dem Unternehmen beteiligen und einbringen. Wir haben Ware auf Lager, die wir mit deutscher Qualität und Know-How zu chinesischen Preisen herstellen und anbieten können. Ein Treppenbauer in Shanghai zum Beispiel arbeitete mit Buchenholz, die Treppen haben wir gebaut. Mit unseren Treppen haben wir dann als Designer den höchsten China Award gewonnen. In diesem Jahr erhielten wir den „NRW global business Award“. Der Preis zeichnet wirtschaftliche Tätigkeiten zwischen NRW und dem Ausland aus. Und vom 2. bis 12. November fährt eine deutsche Wirtschaftsdelegation nach Shanghai – ich wurde als Handwerkerbetrieb aus einem „kleinen Dorf im Ruhrgebiet“, der weltweite Geschäfte macht, eingeladen als praktisches Beispiel dafür, was alles möglich ist. Sonst fährt nur Industrie mit.
IMAGE: Was liegt gerade bei Ihnen an?
Jörn Brenscheidt: Aktuell erstellen wir das Dach des Flughafens der Dominikanischen Republik. Dann steht der Bau einer Treppe aus über 2000 Jahre alter Mooreiche für eine sehr große Villa an. Das Alter des Holzes kann an den Jahresringen abgelesen und mit Datenbanken abgeglichen werden. Diese Mooreiche wuchs demnach um Christi Geburt.
IMAGE: Haben Sie auch noch Privatleben?
Jörn Brenscheidt: Auf jeden Fall. Es sieht dann nur schon mal so aus, dass ich die Schulveranstaltung von einem meiner Söhne im Schiller-Gymnasium besuche und mir eine Woche später das AMG ansehe. Zwischendurch bin ich aber „mal eben“ in China gewesen.
IMAGE: Wie kommen Sie in der weiten Welt zurecht?
Jörn Brenscheidt: Mein Auftreten ist locker, aber nicht unseriös. Ich sehe auch Ecken in Ländern, die andere nicht sehen. Wenn man so die Welt bereist, ist das gut gegen Vorurteile.
IMAGE: Es wird offensichtlich nicht langweilig. Wir bedanken uns für das Gespräch!
Von Matthias Dix