Stechpalme hat den wissenschaftlichen Namen Ilex aquifolium.
Die Stechpalme Ilex lässt sich am Hohenstein, aber auch in Hollywood finden.
Dass die Stechpalme mit wissenschaftlichen Namen Ilex aquifolium oder auch kurz „Ilex“ zum „Baum des Jahrs 2021“ gewählt wurde, verwundert auf den ersten Blick. Die Pflanze mit ihrer immergrünen Hülse und ihren roten Beeren würden viele Menschen wohl eher als Strauch einordnen. Zu finden sind die Hülsengewächse in Wäldern, wo sie vor allem in der kalten Jahreszeit einen grün-roten Farbtupfer im sonst kahlen Winterwald bilden.
Die seit Jahrhunderten landläufige Bezeichnung „Stechpalme“ geht wahrscheinlich auf die frühen christlichen Umzüge zu Palmsonntag zurück, die an Jesu Einzug in Jerusalem und seine begeistert mit Palmwedeln winkenden Anhänger erinnern. Weil Palmen aber hierzulande nicht zu beschaffen waren, begnügten sich die Gläubigen ersatzweise mit den stechenden Zweigen der lokalen Wälder, der „Stechpalme“.
Die Stechpalme gedeiht besonders dort, wo sie schwach sauren und möglichst etwas steinigen Lehmboden findet, die Sommer eher feucht ausfallen und im Winter möglichst kein strenger und lang anhaltener Frost mit Ostwind herrscht. „Genau diese Voraussetzungen erfüllt unsere Wittener Umgebung mit ihrem grundsätzlich milden, atlantisch beeinflussten Klima“, stellt Jochen Roß auf der homepage der Naturschutzgruppe Witten (NaWit) in einem Artikel über die Stechpalme fest.
„Ilse billse, keiner willse, die böse Hülse!“
Für die Forstwirtschaft ist die langsam wachsende Stechpalme unbedeutend und wird daher auch nicht systematisch angepflanzt. Dass die Stechpalme zum „Baum des Jahres“ gekürt wurde, überrascht schon, wenn wir sie auf Waldwanderungen als eng verzweigtes Sträuchergewirr, mitunter drei bis vier Meter hoch, im schattigen Schutz hoher Laubbäume erleben – und Wanderer am Fortkommen hindert. Eine überlieferte deutsche Redensart bezeugt den schlechten Ruf des stacheligen „Waldunholds“ in früheren Zeiten: „Ilse billse, keiner willse, die böse Hülse!“ Damit ist nicht nur die Hülse als Pflanze gemeint, sondern auch im übertragenen Sinne ein unbeliebter widerborstiger Mensch.
15 Meter hoch und 300 Jahre alt
An geschützten Einzelstandorten rechtfertigt sie aber die Einordnung als Baum. Sie wird, wenn ihr Zeit gegeben wird, bei uns etwa 15 m hoch, erreicht einen Stammdurchmesser von einem halben Meter und kann es zu einem Alter von 300 Jahren schaffen. Im besonders milden Wohlfühlklima Irlands und Englands wird sogar von 500 Jahren alten Bäumen berichtet.
Ilex Namensgeber für Hollywood
Trotzdem ist die Stechpalme in den hiesigen Wäldern sehr gut vertreten. Der große Aufwand der Stachelzähne an jedem einzelnen Blatt trägt als kluger Schachzug der Natur zu einem wirksamen Schutz vor Wildfraß bei. Den Vögeln bietet das bodennahe Hülsendickicht zudem eine deckungsreiche Brutmöglichkeit. Sie fressen gerne die für den Menschen giftigen Beeren und verteilen anschließend die unverdaulichen Samen reichlich im Wald, woraus über die Jahre große Hülsenwälder entstanden sind.
„Dass schon seit Jahrhunderten in unserer Region die Hülsenwälder landschaftsprägend waren, erkennen wir noch aus Ortsnamen wie ‚Hüls‘ oder ‚Hüllscheid‘. In Witten erinnern uns heute der Name ‚Hüllbergschule‘ und die Ortsbezeichnung ‚Witten-Hüllberg‘ an ein vormals markantes Hülsenwaldvorkommen“, weiß der pensionierte Schuldirekter Jochen Roß, der bereits seit fast 40 Jahren der NaWit angehört. In Großbritannien und Amerika wird die auch dort häufig in Hülsenwäldern vertretene Pflanze „holly“ genannt. Aus „holly“ leitet sich übrigens auch der Name des amerikanischen Filmzentrums „Hollywood“ ab. Zweige mit roten Ilexfrüchten inmitten der dunkelgrünen Stachelblätter gehörten außerdem schon vor dem Aufstellen erster Tannenbäume zu den Weihnachtstraditionen Großbritanniens.
Die aktuell als „Baum des Jahres 2021“ geehrte Stechpalme wurde 1935 unter gesetzlichen Schutz gestellt. Unempfindliche kultivierte Sorten finden sich heute aber ganz legal in Baumschulen und Gartencentern. NaWit.de/dx