Lilo Frigge-Dümpelmann (87) prägte den Wittener Sport.
Prägte den Wittener Sport entscheidend mit, Lilo Frigge-
Dümpelmann.
Es gibt Menschen, bei denen man sich die Frage stellen kann, wie wäre es ohne sie gelaufen. Zu ihnen gehört zweifellos Lieselotte, genannt Lilo, Frigge-Dümpelmann. Die heute 87-Jährige prägte den Wittener Sport als Aktive wie auch als Ideengeberin und Organisatorin nachhaltig. Von 1969 bis 1979 verantwortete sie bei den Faltbootfahrer Wasserfreunde Witten als Sportliche Leiterin den Jugendbereich und war von 1973 bis 1979 als Schwimmtrainerin bei der Sport Union Annen tätig. 1987 war sie eine der Mitbegründerin des PV-Triathlon Witten und kümmerte sich bis 2006 um das Kinder- und Jugendtraining. 2021 erhielt Lilo Frigge-Dümpelmann den Bundes-Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Image-Mitarbeiter Matthias Dix unterhielt sich mit ihr.
IMAGE: Frau Frigge-Dümpelmann, kann es sein, dass Sie und Ihr Mann Peter letzten Sonntag auf dem Rennrad flott und in aerodynamischer Haltung über die Herbeder Ruhrbrücke gefahren sind?
Lilo Frigge-Dümpelmann: Das kann gut sein! Mein Mann Peter und ich fahren nach wie vor sehr gerne Rennrad, nicht nur in Witten und Umgebung. Vor ein paar Wochen sind wir testweise mit den Rädern und Gepäck nach Bitterfeld-Wolfen gefahren, weil wir uns voraussichtlich nächstes Jahr zum 35-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit einer Radgruppe auf den Weg machen wollten. Da hält uns auch kein schlechtes Wetter ab – wenn es regnet, dann regnet es.
IMAGE: Sie sind 87 Jahre – gibt es auch etwas, was Sie nicht mehr machen?
Lilo Frigge-Dümpelmann: Ja, ich habe mit 80 Jahren beschlossen, kein Auto mehr zu fahren. Das Risiko war mir zu groß.
IMAGE: Der Sport nimmt schon sehr lange breiten Raum in Ihrem Leben ein?
Lilo Frigge-Dümpelmann: Das stimmt! Vor allem haben es mir der Wassersport, die Leichtathletik und später der Triathlon angetan. Als Jugendliche wurde ich in einer 4x100m-Staffel sogar Deutsche Meisterin. Jahre später standen die ersten Europa-Wahlen an. Um auf diese Wahl aufmerksam zu machen, wurde durch Initiative von Altbürgermeister Klaus Lohmann, mit dem ich schon ewig befreundet bin, eine Radtour von Witten nach Beauvais organisiert, an der ich mitgemacht habe. In den Folgejahren wurden jeweils Radtouren zwischen den Städten und später in Deutschland und Frankreich durchgeführt, an denen ich ebenfalls teilgenommen habe. Im Rahmen des Sportaustausches fuhr ich viele Jahre mit 40 Mädchen und Jungen aus der Schwimmabteilung der Sportunion Annen jeweils zu Pfingsten in die französische Partnerstadt.
In Beauvais erlebten wir auch einen der ersten Triathlon-Wettkämpfe in Frankreich. Kaum zurück, veranstalteten wir in Witten unseren ersten Triathlon. Geschwommen wurde im Freibad Annen und auf den Straßen bis runter nach Rüdinghausen wurde Rad gefahren und gelaufen mit Ziel auf dem kahlen Plack. Danach wollten wir eine Abteilung „Triathlon“ im Partnerschaftsverein eröffnen, was aber aus formalen Gründen nicht möglich war. So gründeten wir 1987 den PV-Triathlon Witten. Der PV Triathlon TG Witten, wie er heute heißt, zählt zu den erfolgreichsten Triathlon-Vereinen in Deutschland und darüber hinaus. Das „PV“ erinnert auch heute noch an die enge Verbindung zum Partnerschaftsverein.
IMAGE: Sie waren Jahrzehnte in verschiedenen Vorständen und ihr Organisationstalent, aber auch ihr soziales Engagement zeigte sich an vielen Stellen.
Lilo Frigge-Dümpelmann: Ja, der Trainingsbetrieb musste laufen, aber auch immer neue Formate gefunden werden. Anfang der 1990er Jahre startete der erste Wittener Weihnachtslauf, den es noch heute gibt, später auch der Herbeder Kinderlauf und für einige Jahre der Ruhrtalmarathon sowie der Landes-Leistungsstützpunkt Triathlon in Witten.
IMAGE: Ihre „soziale Ader“ zeigte sich aber nicht nur im Sport?
Lilo Frigge-Dümpelmann: Ich konnte mich nie raushalten, wenn es vor allem bei Kindern und Jugendlichen galt zu helfen und zu machen – und das auch im sozialen Bereich. In der Vormholzer Schule war ich als Lesepatin und Hausaufgabenbetreuerin dreimal in der Woche aktiv, habe dabei auch schon mal Kleidung für die Kinder gekauft und Butterbrote mitgenommen. Wir können mit ein bisschen Geld schon sehr viel Nützliches und Gutes tun. Wenn man nachher die strahlenden Augen der Kinder sieht...
IMAGE: Welche Einstellung haben nach Ihrer Meinung die heutigen Kinder zum Sport?
Lilo Frigge-Dümpelmann: Es kommt drauf an. Es gibt schon viele Kinder, die gerne Sport treiben. Wir haben z. B. kürzlich ein neues Fußballtor zur anliegenden Schule hier in Vormholz gebracht. Kaum stand es, da wurde auch schon fleißig Fußball gespielt. Wenn Kinder aber schon E-Bikes fahren und Handys nutzen, dann sollte alles dosiert gemacht werden. Die Menschen sitzen im Restaurant und unterhalten sich nicht mehr, sondern gucken in ihre Handys. Eine Lösung habe ich auch nicht...
Es kommt nach wie vor schon sehr auf die Eltern an. Bringen sie ihre Kinder bis zum Schuleingang oder bewältigen die Kinder den Schulweg zu Fuß und in kleinen Gruppen, wie ich es immer wieder vor unserer Haustür erlebe. Vieles geht vom Sport aus, deshalb am besten gesund, aber nicht asketisch, leben und sich viel bewegen!