Lokale Medizinerin leistet Aufklärungsarbeit anlässlich des Welttages der Hypnose am 4. Januar.
Die Allgemeinmedizinerin Dr. med. Claudia Schönenstein ist ausgebildete Hypnose-Therapeutin und wendet Hypnose regelmäßig in ihrer Praxis für Naturheilkunde an.
„Und jetzt beißen Sie doch mal in den leckeren Apfel“, sagt der Hypnotiseur und das Publikum wird Zeuge, wie der so angesprochene herzhaft in eine dicke Zwiebel beißt, ohne eine Miene zu verziehen. So oder so ähnlich ist vielen Menschen Hypnose schon mal im Alltag begegnet – als Show-Hypnose. Bei manch einem verfestigte sich damit der Gedanke im Kopf, dass man in Hypnose komische Dinge täte und keine Kontrolle mehr über sein Handeln hätte. Das ist, laut Dr. med. Claudia Schönenstein, die in Ihrer Praxis für Naturheilkunde an der Breitestraße 109 in Witten unter anderem auch Hypnosetherapie anbietet, folglich auch der größte Irrglaube über Hypnose. Anlässlich des Tages der Hypnose am 4. Januar klärt IMAGE mit Hilfe der Expertin über das Thema auf und zeigt, wie sich Hypnose auch medizinisch nutzen lässt.
Es gibt keinen Kontrollverlust
„Der größte Irrtum über Hypnose ist, dass man sich ausliefert und in einen totalen Kontrollverlust gerät. Niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert werden“, versichert die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Hypnose-Therapeutin. „Man kann in der Hypnose auch niemanden dazu zwingen, gegen seine eigenen moralischen Vorstellungen zu handeln“, klärt die Expertin auf.
„Der Begriff Hypnose kommt aus dem Griechischen und heißt Schlaf. Zwar ist Hypnose kein Schlaf, das haben die Leute damals miss gedeutet, sondern ein extrem tiefer und angenehmer Entspannungszustand“, erklärt die Medizinerin. Wer eine Vorstellung davon bekommen möchte, wie sich Hypnose anfühlt, sollte sich an das letzte Mal erinnern, als man völlig entspannt und kurz vor dem Einschlafen im Bett lag oder entspannt aufwacht. „Das sind die natürlichen Entspannungszustände im Leben. Manche erleben ähnliches, wenn Sie eine Strecke mit dem Auto fahren, die sie schon ganz häufig gefahren sind und sich beim Ankommen fragen, wo sie in der Zwischenzeit gedanklich waren. Der Unterschied zum Sekundenschlaf ist, dass man jederzeit sofort reagieren kann, wenn etwas passiert. Man ist nicht weggetreten. So ist es auch bei der Hypnose.“
Hypnose in der Medizin
In der Medizin kommt Hypnose beispielsweise als psychotherapeutische Hypnose vor. „Man kann in der Hypnose Ängste, Depressionen oder Eigenschaften, die man loswerden willen, bearbeiten. Man kann in der Hypnose auch Suggestionen geben, wenn man zum Beispiel abnehmen will oder immer überreagiert und diese bestimmte Eigenschaft loswerden will“, zählt Dr. Schönenstein die Möglichkeiten auf. In Ihrer Praxis bietet sie unter anderem auflösende Hypnose an. Bei der auflösenden Hypnose wird in tiefer Hypnose das auslösende Erlebnis und dessen Emotionen, die für die Probleme des Klienten verantwortlich sind, identifiziert und aufgelöst. Angst, Depression, Schlafstörungen, Stottern, Migräne, Asthma, Tinnitus, Stress, aber auch Zwänge und Trennungsangst sind einige der möglichen Anwendungsbereiche dieser Form der Hypnose. In vielen Bereichen gibt es Berührungspunkte mit Krankheitsbildern, die sonst klassisch psychotherapeutisch angegangen werden. Bei der Hypnose wird überwiegend mit Emotionen im Unterbewusstsein gearbeitet“, so die Medizinerin. Bei der Psychotherapie würde man mit dem Patienten eher analytisch und verhaltenstherapeutisch arbeiten. „Bei der Hypnose gehen wir in den Entspannungszustand und finden so die Ursache und die dazugehörigen Emotionen. Wenn die Emotionen gefunden sind, werden sie aufgelöst.“ Selbst beim Abnehmen oder der Rauchentwöhnung kann Hypnose helfen, indem man beispielsweise der Frage auf den Grund geht: „Was ist das Erlebnis, was verhindert, dass man mit dem Rauchen aufhören kann?“
Vertrauen in die Hypnose
Dr. Claudia Schönenstein kann Hypnose besonders Menschen empfehlen, „die auf anderen Wege nicht weiterkommen oder wenn man mal anders an das Problem herangehen will.“ Denn der Wille etwas zu verändern und der Hypnose sowie vorallem dem Hypnosetherapeuten zu vertrauen ist für den Erfolg entscheidend. Deshalb gibt es vor der eigentlichen Hypnose immer „ein langes Vorgespräch und eine sehr ausführliche Aufklärung über Hypnose. Das ist ganz wichtig. Man muss denjenigen so gut aufklären, dass er Vertrauen und keine Fragen mehr hat. Das Vertrauensverhältnis ist entscheidend“, erzählt Dr. Schönenstein von dem Ablauf einer Sitzung. „Dann bringe ich denjenigen in Hypnose und entweder braucht die Person Suggestionen, dann gehe ich in die Suggestions-Hypnose oder wir gehen in die auflösende Hypnose, wo wir in das Unterbewusstsein gehen zu den auslösenden Emotionen. Das Ganze dauert etwa 2 bis 3 Stunden. Und es gibt natürlich auch ein Abschlussgespräch.“
Kosten und Termine
Die meisten gesetzlichen Krankenkassen zahlen nicht für Hypnosebehandlungen und wenn dann nur in Ausnahmefällen. Trotzdem sind die Kosten einer Hypnosesitzung absehbar, denn: „Die Hypnose ist darauf angelegt nicht viele Sitzungen zu machen. Die erste Sitzung ist die wichtigste und da passiert auch das meiste. Manchmal braucht es auch mal 2 oder 3 Sitzungen, aber es wird auf keinen Fall eine Dauerbeschäftigung“, so die Hypnose-Therapeutin. Die Kosten, so schätzt es die Expertin ein, liegen im Allgemeinen bei etwa 100 Euro pro Stunde: „Jeder Hypnosetherapeut hat da natürlich seinen eigenen Preis.“ Im Gegensatz zu den meist langen Wartezeiten auf Termine bei anderen Ärzten geht es bei Frau Dr. med. Schönenstein und ihren Kollegen häufig schneller: „Termine sind relativ kurzfristig möglich. Im Prinzip achten wir alle darauf.“
Fazit
Hypnose kann also sehr viel mehr, als Menschen lustige Dinge tun lassen. Sie kann aus medizinischer Sicht eine alternative Behandlungsmethode sein für die Menschen, die sich darauf einlassen möchten. Vor allem aber tut niemand unter Hypnose etwas, was er gar nicht will. Um genau solche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen gibt es den Welt-Hypnosetag am 4. Januar. „Ich kann niemanden dazu bringen eine Bank zu überfallen, es sei denn er wollte das schon vorher“, bekräftigt Dr. med. Claudia Schönenstein noch einmal etwas scherzhaft zum Abschluss. nxs