Bunte Jubiläumsfeier im Wasserkraftwerk Hohenstein zum runden Geburtstag.
Hundert Jahre alt und immer noch leistungsfähig wie am ersten Tag: im Wasserkraftwerk Hohenstein an der Wetterstraße treiben seit dem Herbst 1925 bis zu 75 Kubikmeter Ruhrwasser pro Sekunde drei mächtige Turbinen an und erzeugen Strom. Im Rahmen einer Jubiläumsfeier zum runden Geburtstag nahmen jetzt viele Besucher die Gelegenheit wahr, einmal hinter die Mauern des mächtigen Gebäudes zu schauen. Grillgut und Getränke standen bereit und für Kinder waren kleine Aktionen vorbereitet.
Kurze Anreise mit Oldtimerbus
Da es am Wasserkraftwerk unmittelbar keine Parkmöglichkeiten gibt, hatte RWE einen Shuttleservice mit einem Oldtimerbus bereitgestellt. Ab 10.15 Uhr pendelte so der historische Shuttlebus im 10-Minuten-Takt nahezu ohne Pause zwischen dem Parkplatz „Am Hammerteich“ und dem Kraftwerk. Die Auslastung war groß, schließlich fanden rund 1000 Besucher den Weg zur Wetterstraße 30b. „Wir hatten mit dreihundert bis fünfhundert Besuchern gerechnet, der Bus war immer voll“, so RWE-Pressesprecher Olaf Winter. „Darunter waren auch einige Anwohner, die bereits Jahrzehnte hier in der Nachbarschaft wohnen und jetzt zum ersten Mal das Wasserkraftwerk betreten konnten.“
Um 11 Uhr eröffneten Bürgermeister Lars König und RWE-Betriebsleiter Sebastian Käfer die Jubiläumsfeier mit kurzen Grußworten. Sebastian Käfer: „Das Ruhrkraftwerk Hohenstein ist ein Stück Industriegeschichte – und zugleich bis heute Teil unserer nachhaltigen Stromversorgung.“
Aus Herdecke ferngesteuert
Das markante Bauwerk am Fuße des Hohensteins ist für Besucher normalerweise tabu und auch Mitarbeiter sind hier meist nur alleine tätig, wie Teamleiter Maschinentechnik Andreas Berghoff während einer Führung informierte. Gesteuert wird die Anlage hauptsächlich aus der Ferne von der Zentralwarte des Pumpspeicherkraftwerks Herdecke aus. Die Besucher erfuhren bei dem Rundgang auch, dass die beiden Turbinen für eine Leistung von je 800 Kilowatt ausgelegt sind und die Anlage jährlich rund 12 Gigawattstunden Strom erzeugt. Mit dieser Leistung kann der Jahresverbrauch von 4.000 Haushalten gedeckt werden. „Ausschlaggebend für die Produktion ist aber nicht der aktuelle Strombedarf, sondern, ob die Ruhr genügend Wasser führt“, so Pressesprecher Winter. Die Turbinen können nur dann effektiv Strom erzeugen, wenn das Wasser mit einer Fallhöhe von mindestens 3,85 m auf die Turbinenschaufeln fällt.
Blick zurück in die Geschichte
Die Idee zum Wasserkraftwerk Hohenstein entstand nach dem Ersten Weltkrieg, als Ingenieure der Schaufelfabrik Bredt & Co. nach Möglichkeiten suchten, ihre Produktionskosten zu senken. Namensgeber war der sich über dem Wasserkraftwerk erhebende Bergrücken des Hohensteins.
1922 begann schließlich der Bau des Kraftwerks auf der kleinen Ruhrinsel, etwa 1,5 Kilometer von der damaligen Fabrik entfernt. Seit 2000 gehört die Anlage zu RWE. Das Wasserkraftwerk hat in seiner Geschichte zahlreiche Herausforderungen überstanden, darunter die Hochwasser von 1927 und 1943. 1987 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und gilt als bedeutendes Zeitzeugnis, exemplarisch für Industriedesigns der 1920er Jahre.
Für die technisch interessierten Leser der IMAGE ist wahrscheinlich interessant zu erfahren, dass die von der Maschinenbaufirma J. M. Voith entwickelten Turbinen sich durch ihre vertikale Wellenanordnung und die Drehmomentübertragung per Stirnradgetriebe auszeichnen. Nach Optimierungen an den Generatoren und Steuerungen erreichen die Turbinen inzwischen eine Leistung von je 800 kW. Dem Naturschutz am Kraftwerk widmet RWE dabei seit Jahren ebenso große Aufmerksamkeit: Eine moderne Fischaufstiegsanlage unterstützt die Wanderung von Fischen in der Ruhr. von Matthias Dix