Deutschförderer vermitteln deutsche Sprache und Kultur - damit ein Land zur Heimat wird.
Aktive „Deutschförderer“: Sie helfen vor allem Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sprache ist für sie der Schlüssel zum Wohlfühlen und Ankommen in einem fremden Land.
Die „Deutschförderer“ gründeten sich 2016. Die Idee von Hans-Karl Höflich, einem ehemaligen Schulpsychologen, vormittags an Grund- und weiterführenden Schulen Unterstützung für Flüchtlingskinder anzubieten, die die deutsche Sprache lernen, hat mittlerweile zu regelmäßigen Aktivitäten an mehreren Hattinger Grundschulen, der Gesamtschule Welper und der Realschule an der Grünstraße geführt.
Die aktive Gruppe der „Deutschförderer“ besteht aus rund zwanzig Personen. Höflich, der selbst als Kind 1956 aus der damaligen DDR flüchtete und drei Jahre in mehreren „Flüchtlingsunterkünften“ lebte, kann sich gut in die Situation der jungen Menschen hineinversetzen. „Jedes Kind ohne deutsche Sprachkenntnisse hat Probleme, sich hier heimisch zu fühlen. Man kommt einfach nicht richtig an. Hier wollen wir einen Beitrag leisten, damit sich das ändert. Wer Freude daran hat, Kindern den Umgang mit deutscher Sprache und Kultur beizubringen, ist willkommen. Man muss keineswegs selbst studiert haben oder gar Lehrer gewesen sein, um Kindern Wissen lebendig beizubringen. Immerhin haben viele Eltern oder Großeltern jahrelang die Schulzeit ihrer eigenen Kinder oder Enkelkinder begleitet und daher oft auf diesem Wege ihre Erfahrungen gesammelt. Außerdem kommen wir regelmäßig zum Erfahrungsaustausch zusammen und beantworten gern Fragen.“ Nicht immer ist es einfach, Kindern mit Migrationshintergrund deutsche Sprache und Kultur beizubringen. Nicht selten fehlt es im Elternhaus an Wissen oder Information, wie die Kinder möglichst oft und regelmäßig Kontakt zu Kindern aus anderen Kulturen sowie sportlichen und kulturellen Einrichtungen bekommen können. Aber nur regelmäßiger Kontakt und Austausch garantiert auf Dauer das Ankommen und „Sich-Wohlfühlen“ in der neuen Heimat.
Heimat finden über Sprache
In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie wichtig die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket sind, die allerdings oft gar nicht erst abgerufen werden. Das ist das Ergebnis eines wissenschaftlichen Gutachtens im Auftrag der Stiftung Mercator 2019. Das Paket wurde 2011 eingeführt und in 2019 reformiert. Hier können Kosten der Kinder beispielsweise für das Mittagessen an Schulen, für Ausflüge, Klassenfahrten oder den Musikunterricht oder Sportverein abgerechnet werden – falls die Familie Leistungen bezieht wie Hartz IV oder Wohngeld. 2386 Anträge gab es in Hattingen (2018). Für den Ennepe-Ruhr-Kreis wird eine Teilhabequote zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben von 10,8 Prozent angegeben (2017, Empirische Befunde Paritätische Forschungsstelle 4/2018). Im Landkreis Siegen-Wittgenstein kommt man auf 1,6 Prozent. Spitzenreiter ist Hamm mit 91,3 Prozent(!).
Neben den Informationsdefiziten werden die bürokratische Antragstellung, Stigmatisierung sowie organisatorische Defizite als Gründe genannt, warum die Abrufquoten in der Regel verschwindend gering sind. In Hamm ist das anders. Das könnte an einer kleinen Scheckkarte liegen – der YOUCARD Hamm. Diese Checkkarte erhalten dort alle Familien, die Hartz IV oder Wohngeld bekommen. Über sie werden die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket abgerechnet. Und das scheint zu funktionieren.
Ankommen tut in Hattingen in jedem Fall die unbürokratische Hilfe der „Deutschförderer“. Sie treffen sich alle paar Wochen im Gemeindezentrum in der Uhlandstraße 32. Von Anfang an hat die Johannes-Gemeinde der Idee Raum gegeben und die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.
Kontakt für Interessierte per E-Mail an die deutschfoederer-en@gmx.de.