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Gesundheit

Herzinsuffizienz: Wenn der Motor des Lebens schwächelt

IMAGE im Gespräch mit Chefarzt Dr.med. Mario Iasevoli vom Evangelischen Krankenhaus Witten.

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Dr. Mario Iasevoli, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am EvK Witten.

Die Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Witten versorgt Betroffene mit einer Herzschwäche, mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen sowie Herzklappenfehlern.
Unser ganzes Leben steht und fällt mit dem Herzmuskel, der von ei­ner Scheidewand in zwei Hälften geteilt wird.
Jede Hälfte besteht aus einem Vorhof und einer Kammer. Die linke Kammer pumpt das sauerstoffreiche Blut durch die Körperschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf, die rechte Herzkammer pumpt es in die Lungenarterie. Doch der Motor des Lebens kann stottern. Das muss behandelt werden.

IMAGE: Was bedeutet es, wenn ein Herz schwächelt?
IASEVOLI: Hinter einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz verbirgt sich die Schwächung des Herzmuskels und bedingt dadurch eine verminderte Pumpleistung des Herzens. Das führt auch dazu, dass andere Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können.
Die Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung, sondern Folge einer Vorerkrankung, beispielsweise Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung. Sind die Herzkranzgefäße durch Fett- und/oder Kalkablagerungen an den Innenwänden verengt, wird das Herz nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sie zu Folgeerkrankungen, beispielsweise Herzinsuffizienz, führen.
Die Herzschwäche kann auch durch einen oder mehrere Herzinfarkte entstehen. Dabei verschließt sich ein Herzkranzgefäß durch ein Blutgerinnsel komplett, sodass ein Teil des Herzmuskels nicht mit Sauerstoff versorgt wird. Stirbt der Herzmuskel ab, wird er durch Narbengewebe ersetzt. Da dieses sich nicht zusammenzieht, bleibt eine Herzschwäche zurück.
Auch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann eine Herzschwäche auslösen. Sie kann als Folge einer Virusinfektion auftreten, bleibt aber nicht selten zunächst unentdeckt. Wird die Entzündung zu spät diagnostiziert und behandelt, kann es zu einer chronisch entzündlichen Herzerkrankung kommen, die meist mit einer Herzschwäche einhergeht. Hintergrund kann etwa eine nicht auskurierte Grippe sein. Langjähriges und vor allem nicht behandeltes Vorhofflimmern oder ein Diabetes können ebenfalls eine Herzschwäche auslösen.

IMAGE: Auf welche Symptome muss man achten, die auf Herzprobleme hinweisen könnten?
IASEVOLI: Bei einer Herzschwäche fühlen sich viele Menschen dauerhaft müde und abgeschlagen, sie leiden unter Luftnot, Knöchelödemen oder anderen Wasseransammlungen.
Bei einer Herzschwäche schafft es der Herzmuskel nicht mehr, genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen, es kommt zu einem Rückstau in den Venen. In der Folge sammelt sich Wasser im Gewebe, es bilden sich Ödeme. Diese zeigen sich als Schwellungen, vor allem in den Füßen und Knöcheln. Durch die Wassereinlagerungen kommt es zu einer Gewichtszunahme, oft auch innerhalb kurzer Zeit. Ödeme sind deshalb ein typisches Symptom bei fortschreitender Herzinsuffizienz. Schwindel und Bewusstlosigkeit können ebenfalls auf ein Herzproblem hinweisen. Atemnot beziehungsweise Kurzatmigkeit und auch anfallsartige starke Schmerzen in der Herzgegend, beispielsweise bei körperlicher Anstrengung oder Stress, können ebenfalls auf Herzprobleme hinweisen.
Zu Beginn verursacht eine Herzschwäche in der Regel noch keine Symptome. Bleibt sie unbehandelt, hat der Betroffene später sogar im Ruhezustand Beschwerden. Wichtig ist in jedem Fall die Abklärung der Beschwerden, die natürlich auch eine andere Ursache haben können. Außerdem nehmen Frauen Schmerzen auch oft anders wahr als Männer.
Wichtig ist: wer plötzliche akute Beschwerden hat, der sollte nicht zögern und unmittelbar ärztliche Hilfe aufsuchen. Wer chronische Beschwerden hat, sollte mit seinem Hausarzt sprechen, der dann gegebenenfalls einen weiteren Facharzt hinzuziehen wird, um die Ursachen abzuklären.

IMAGE: Welche Diagnostik steht den Betroffenen bei einer Herzschwäche zur Verfügung?
IASEVOLI: Zuerst erfolgt ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit Erörterung der Vorerkrankungen, Risikofaktoren und der Medikamenteneinnahme. Die körperliche Untersuchung schließt das Abhören von Herz und Lunge ein, aber auch die Blutabnahme und ein EKG. Eine weiterführende Diagnostik ist die Echokardiographie. Das ist ein Ultraschall des Herzens, mit dem man beispielsweise Veränderungen bei den Herzklappen erkennen kann. Die Gesundheit der Herzkranzgefäße können z.B. durch eine Computertomographie des Herzens (Cardio-CT) erkannt werden. Wenn wir uns den Herzmuskel oder mögliche Entzündungen ansehen wollen, eignet sich ein Herz-MRT. Und schließlich kann man auch eine Katheteruntersuchung durchführen lassen, mit der sich bestimmte Herz-Kreislauf-Werte messen lassen.

IMAGE: Nach der Diagnostik kommt die Therapie. Welche Therapien stehen heute denn zur Verfügung?
IASEVOLI: Neben der medikamentösen Therapie wie zum Beispiel Betablocker, ACE-Hemmer und neueren Medikamenten bei chronischer Herzinsuffizienz, gibt es verschiedene Eingriffsmöglichkeiten, um die Ursachen einer Herzinsuffizienz zu behandeln.
In einigen Fällen lässt sich die Durchblutung des Herzmuskels zum Beispiel durch das Einsetzen eines Stents oder durch eine Bypassoperation wieder verbessern.
IMAGE: Am besten wäre es natürlich, wenn die Erkrankung gar nicht erst eintritt. Kann man einer Herzschwäche möglicherweise auch vorbeugen?
IASEVOLI: Gewisse Parameter wie Alter, Geschlecht und ein erhöhtes Risiko aufgrund genetischer Veranlagungen kann man nicht beeinflussen. Aber eine gesunde Lebensweise - Verzicht auf Rauchen und nur mäßig Alkohol, regelmäßige (Ausdauer)Bewegung, eine Ernährung mit Obst, Gemüse, Fisch, Stressabbau, auf sein Gewicht achten - trägt maßgeblich nicht nur zur Herzgesundheit bei.
Wenn man bereits erkrankt ist, hilft ein Herztagebuch, möglichst frühzeitig Verschlechterungen festzustellen. Im Herztagebuch tragen Betroffene jeden Tag Gewicht, Blutdruck sowie Puls ein. Eine kurzfristige Gewichtszunahme deutet auf Wassereinlagerungen im Körper hin.
Diese sind häufig ein Zeichen für ein Fortschreiten der Herzschwäche. Der Kontakt zum Hausarzt sollte dann durch Anpassung der Medikation die Situation verbessern. So können auch unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden.
Auch wer schon erkrankt ist, kann durch geeigneten Sport und eine passende Ernährung seinem Herzen noch viel Gutes tun, um den Motor des Lebens möglichst lange in Gang zu halten. anja