Witten kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken...
Witten kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken: Herbede wird erstmals 851, Witten selbst 1214 in den Annalen erwähnt. Nicht wenige historische Bauten sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben, viele davon als denkmalgeschützten Bauwerke in der Denkmalliste der Stadt Witten verzeichnet. IMAGE möchte Ihnen einige davon in loser Folge vorstellen. Heute nehmen wir die Hellwegschule in den Blick, die seit dem 27. September 2006 Platz 261 in der Denkmalliste einnimmt.
Es mutet im ersten Moment vielleicht etwas überraschend an, dass eine Schule aus den 1960er Jahren „im laufenden Betrieb“ bereits unter dem Schutz der Denkmalbehörde steht. Die Begründung der Denkmalbehörde: an Erhaltung und Nutzung der Hellwegschule besteht aus wissenschaftlichen, hier baugeschichtlichen Gründen, ein öffentliches Interesse, weil das Schulgebäude ein bedeutendes Zeugnis für den Bautyp in seiner Zeit und für die Baugeschichte in Witten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist.
Gesehen werden muss die damalige Situation, in der die Schule am Hellweg 42 entstand: Die im 2. Weltkrieg ebenfalls schwer getroffen Schulen der Ruhrstadt wurden in der ersten Phase wiederhergestellt und oft auch erweitert. Weil die Bevölkerung der Stadt aufgrund der vielen zugezogenen Arbeitssuchenden und Flüchtlingen erheblich gestiegen war, mussten - insbesondere in den Vororten - weitere Schulen errichtet werden. Eine dieser Schulen war die Hellwegschule, die ab ca. 1959 als 10-klassige Volksschule in Verbindung mit einem Spiel- und Sportzentrum sowie einem kleinen Jugendzentrum geplant und 1960 in Bauplänen und danach Stein auf Stein konkretisiert wurde. Ein Erweiterungsbau folgte 1975 auf dem Gelände des westlich gelegenen Schulhofs.
Fredeburger Konferenz maßgeblich
Einfach mal kreativ sein und eine neue Schule planen, funktionierte auch damals im schon bürokratisierten Nachkriegsdeutschland nicht. In der damaligen Diskussion um eine neue, freiheitliche und der Demokratie entsprechende Pädagogik spielte auch die Frage der Schulgebäude eine bedeutende Rolle. Die übereinstimmende Meinung der Teilnehmer an der für die Schulentwicklung maßgeblichen Fredeburger Konferenz war, dass für die Erziehung in der neuen Demokratie auch neuartige Schulgebäude notwendig wären, die ein Verlangen nach Raum, Luft, Licht, Raum und Schönheit wecken und gleichzeitig einen Schutzraum geben sollten. Die Klassen wurden deshalb grundsätzlich zum Licht hin ausgerichtet, zumindest eine Wand nahezu vollständig verglast oder die Räume erhielten große Fenster.
Festgelegt in den Richtlinien für den Bau von Volks-, Real- und Höheren Schulen für das Land Nordrhein-Westfalen sollte auf großen Grundstücken gebaut sowie eine „ästhetisch ansprechende, künstlerische Gestaltung“ zum Tragen kommen. Auf die Kosten für diese Bauprojekte kam es offensichtlich schon damals nicht besonders an, „weil nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur pädagogische Gesichtspunkte Vorrang vor wirtschaftlichen Überlegungen hatten. Nicht zuletzt waren aufgrund des ‚Wirtschaftswunders’ auch die materiellen Voraussetzungen gegeben“, wie in der Denkmalakte der Hellwegschule nachgelesen werden kann. Diese idealistische Phase war um die Mitte der 1960er Jahre dann aber erst einmal beendet.
Heraus kam für die Hellwegschule ein Hauptgebäude, bestehend „aus zwei parallelen, in SW-NO-Richtung angeordneten, gleich hohen Klassentrakten, von denen einer wegen des hängigen Geländes dreigeschossig, der andere zweigeschossig wirkt“, wie das Westfälische Amt für Denkmalpflege 2005 schrieb. Im Untergeschoss befindet sich ein Lehrschwimmbecken mitsamt der dazu notwendigen Wasseraufbereitungsanlage und anderer technischer Einrichtungen. Die Sporthalle steht separat und ist durch eine überdachte Treppenanlage mit einem Jugendheim mit Bücherei, Jugend- und Werkräumen verbunden. Zeittypisch ist auch das Metallrelief an der Südfront der Turnhalle. Es zeigt eine Kindergruppe mit einem Lehrer, die das Modell eines Flugzeuges steigen lassen. Flugzeuge galten in der damaligen Zeit als ein Symbol des Fortschritts. dx