Dirk Lünenschloß vom HAZ: Kinder und Jugendliche erleben oft psychische Belastungen.
Dirk Lünenschloß, geschäftsführender Vorstand (gemeinsam mit Dr. Armin Stickler) vom HAZ. Hilfen.Arbeit.Zukunft in Hattingen.
„HAZ Arbeit + Zukunft“ ist seit vierzig Jahren ein sozialer Träger in Hattingen. Mit der persönlichen und beruflichen Perspektive von jungen Menschen in Ausbildung und Qualifizierung hat alles begonnen. Im Laufe der Jahre kamen viele andere Projekte dazu: beispielsweise das nachhaltige Kaufhaus Mäck Second oder HADI – Dienstleistungen für Hattingen. Seit zwölf Jahren wird die Jugend- und Familienhilfe konsequent ausgebaut. Ambulante Hilfen, Gruppenangebote und Vormundschaften gehören dazu – immer in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Jugendamt. Was sich genau dahinter verbirgt und warum diese Hilfen so wichtig sind, erzählt Dirk Lünenschloß (46), geschäftsführender Vorstand.
„Es gibt Zeiten oder Phasen im Leben, in denen man auf professionelle Unterstützung angewiesen ist. Mit unseren Ambulanten Hilfen zur Erziehung unterstützen, beraten und begleiten unsere Fachkräfte Familien, Kinder, Jugendliche und junge Volljährige in schwierigen und herausfordernden Lebenssituationen“, sagt Dirk Lünenschloß.
Ambulante Hilfen
Die Ambulanten Hilfen sind ein Leistungsangebot im Rahmen der „Hilfen zur Erziehung“. Es handelt sich um unterschiedliche Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Jugendamt. Die Hilfe findet möglichst unter Einbeziehung des sozialen Umfelds und unter Erhaltung des Lebensbezugs zur Familie statt. Die konkreten Ziele und die Ausgestaltung der Hilfe werden auf den individuellen Bedarf des Kindes oder Jugendlichen im Rahmen der Hilfeplanung abgestimmt. „Schul- und Lernschwierigkeiten können genauso ein Thema sein wie familiäre oder psychische Belastungen sowie Schwierigkeiten beim Aufbau sozialer Beziehungen. Die ‚Hilfen für junge Volljährige‘ beinhalten unterschiedliche Leistungen für junge Erwachsene zwischen 18 und 21 Jahren. Die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sind ein großes Thema. Vor allem seit und nach der Corona-Pandemie haben sich junge Menschen zurückgezogen. Viele von ihnen verbringen ihre Zeit in der digitalen Welt, in der sie durch Punkte, Levels, Klicks oder Follower eine schnelle Belohnung erhalten. Die analoge Welt mit ihren Vereinen und anderen Einrichtungen ist oft nicht mehr so stark nachgefragt. Junge Menschen sind für sich allein in der digitalen Welt unterwegs. Ihre Defzite fallen oft erst über nicht adäquates Sozialverhalten auf. Wir versuchen Hilfen zu bieten, wie es ist, in der alltäglichen realen Welt zu kommunizieren“, beschreibt Lünenschloß die Situation.
In der digitalen Welt ist man oft allein unterwegs
Dabei sind die Herausforderungen sehr unterschiedlich. Es kann im persönlichen Bereich um Aggression und Gewalt gehen, es kann um Durchhaltevermögen oder Beziehungsaufbau gehen. Im familiären Bereich ist oft eine gestörte Kommunikation zwischen den einzelnen Familienmitgliedern ein großes Thema. Der Schul- und Ausbildungsbereich schließlich kann sich durch Probleme in Arbeitsverweigerung, Unlust, Über- oder Unterforderung, Konzentrationsschwierigkeiten und Störung der sozialen Kontaktaufnahme kennzeichnen. Ein weitere Herausforderung ist die Sprache. Wer allein in der digitalen Welt unterwegs ist, kommt mit wenigen Worten aus. Nicht selten spielt auch Mobbing eine große Rolle – der Shitstorm lässt grüßen. Verbaler Respekt verschwindet hinter der Anonymität im Netz.
Besonderheit: Der HAZ Vormundschaftsverein
Eine Besonderheit im Ennepe-Ruhr-Kreis ist der HAZ Vormundschaftsverein. Auf der neugestalteten Homepage vom HAZ wird erklärt, was es damit auf sich hat: Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht und die Pflicht der Eltern. Wenn Eltern aufgrund von Krankheit, eines Todesfalls oder Erziehungsschwierigkeiten die Verantwortung und elterliche Sorge für ihr Kind nicht mehr übernehmen können, werden vom Familiengericht Vormundschaften oder Ergänzungspflegschaften initiiert. Dies gilt in Deutschland für alle Minderjährigen unter 18 Jahren. Anstelle der Eltern kümmern sich dann entsprechende Fachkräfte um die Belange und die rechtliche Vertretung des Kindes – unter Einbeziehung des Minderjährigen sowie in Kooperation mit allen für das Kind wichtigen Personen und Institutionen.
„Wir sind der einzige Verein dieser Art im EN-Kreis und betreuen zurzeit 25 junge Menschen. Der HAZ Vormundschaftsverein ist seit dem Jahr 2016 durch das LWL-Landesjugendamt anerkannt und gemäß § 54 SGB VIII zur Übernahme von Vormundschaften und Pflegschaften berechtigt. Vor Ort sowie im Ennepe-Ruhr-Kreis und im Ruhrgebiet üben erfahrene Fachkräfte des Vereins Vormundschaften und Ergänzungspflegschaften für Kinder und Jugendliche aus – auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Dies geschieht im Auftrag und unter Aufsicht der zuständigen Familiengerichte“, so Lünenschloß.
In Kooperation mit dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Hattingen kümmert sich der HAZ Vormundschaftsverein planmäßig um die Gewinnung, Schulung, Beratung und Unterstützung ehrenamtlich geführter Einzelvormundschaften und Pflegschaften – zur Stärkung der ehrenamtlichen Vormundschaft in Hattingen. Die Arbeit des HAZ-Vormundschaftsvereins ist dabei auf Spenden angewiesen. Beispielsweise, um mit den Kindern und Jugendlichen besondere Aktionen zu unternehmen, ihnen einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen oder um eine anwaltliche Vertretung in Anspruch zu nehmen. Nicht immer werden diese Kosten durch öffentliche Mittel bzw. Sozialleistungen finanziert. Wer spenden möchte: HAZ Arbeit + Zukunft e.V.;
IBAN: DE02 4305 1040 0001 0093 56; Verwendungszweck: Spende HAZ Vormundschaftsverein.anja
Infos und Kontakt über: haz-net.de