Man schrieb das Jahr 1890 – die SPD wurde bei der Reichstagswahl erstmals stärkste politische Kraft, Deutschland tauschte Helgoland mit Großbritannien gegen Kolonien ein und die Allianz Versicherung wurde gegründet. Ebenfalls gegründet wurde in diesem Jahr vor 135 Jahren der Hammerthaler Knappenverein. Mitglieder und Gäste begingen jetzt ihr stolzes Vereinsjubiläum mit einer großen Feier.
Der 92 Mitglieder zählende Hammerthaler Knappenverein konnte jetzt sein 135-jähriges Bestehen feiern. Der schwarze Stoff der Tracht steht für die dunkle Arbeit unter Tage, die goldenen Knöpfe symbolisieren die Sonne.
Wertvolle Unterstützung als Vereinsziel
Sicherlich erlangte der Hammerthaler Knappenverein nicht so eine überregionale Bekanntheit wie die Allianz, aber für viele Mitglieder bedeutete er enorm viel, wie der 1. Vorsitzende Norbert Chur bei der Eröffnung der Jubiläumsfeier erklärte: „Ursprünglich wurde der Hammerthaler Knappenverein gegründet, um den Bergleuten auf den verschiedenen Pütts rund ums Hammertal zumindest eine gewisse finanzielle Unterstützung bei Krankheit, Invalidität und den Hinterbliebenen beim Tod des Familienversorgers zu gewähren. Damals waren die Bedingungen für die Bergleute extrem schwer und gefährlich, der Lohn dagegen war eher mickrig.“
Die schlechten Bedingungen trugen dazu bei, dass die Kameradschaft unter Tage legendär war und bis heute besteht: „Jeder unter Tage war für jeden verantwortlich. Der Fehler eines Einzelnen konnte über Leben und Tod der Kameraden entscheiden. Und dem war sich jeder Bergmann, ob Knappe, Hauer oder Steiger, bewusst. Zusammenhalt, Kameradschaft und gegenseitige Unterstützung wurden gelebt und waren nicht nur Lippenbekenntnisse“, so der 1. Vorsitzende des aktuell 92 Mitglieder zählenden Vereins.
Zeche Blankenburg schloss vor 65 Jahren
Aus der Taufe gehoben wurde der Hammerthaler Knappenverein von fünf Bergleuten der Zeche „Vereinigte Hammerthal“ im damaligen Wirtshaus von Wilhelm Grotehusmann. Diese fünf Bergleute hatten wahrscheinlich keinen Gedanken daran verschwendet, dass ihr Verein 135 Jahre überdauern würde, zumal ihre Zeche bereits drei Jahre später geschlossen wurde. Erst im Jahr 1913 wurde dann unter der Firma „Zeche Blankenburg“ weiter nach Kohle gegraben. Am 3. September 1925, d.h. ziemlich genau vor 100 Jahren, wurde Blankenburg dann vermeintlich endgültig stillgelegt. Aber auch diese Schließung galt tatsächlich nur „bis auf weiteres“, führte doch die schlechte Zeit nach dem Ende des 2. Weltkriegs dazu, dass die Zeche 1946 unter „Neu-Blankenburg“ wiedereröffnet wurde und ab 1951 den Namen „Blankenburg“ trug. Vor nunmehr 65 Jahren, am 31. August 1960, war dann aber endgültig Schluss mit dem Steinkohlenabbau im Hammertal, der letzte Pütt hier war Geschichte. „Von daher könnten wir heute eigentlich zwei Jubiläen feiern: 135 Jahre Hammerthaler Knappenverein und 100 Jahre vorläufige Schließung der Zeche Blankenburg“, so Norbert Chur.
Heute ist der Hammerthaler Knappenverein auch zusammen mit den Vereinen von Bochum-Stiepel/Dorf, Glückauf Gerthe, Glück-Auf Bochum-Werne, der KAB Niederwenigern und dem Knappen- und Unterstützungsverein Glück Auf Herbede 1884 Teil des Südwestfälischen Knappenrings.
Feier im Haus Hammerthal mit Dudelsackmusik
Der Einladung zur Feier des beachtlichen Jubiläums mit Grill und Kuchenbuffet im Vereinslokal Haus Hammerthal waren nicht nur Knappen gefolgt: Norbert Chur konnte unter den Gästen auch besonders den Vorsitzenden des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine in Nordrhein-Westfalen Johannes Hartmann und von offizieller Seite der Stadt Witten die stellvertretende Bürgermeisterin und echte Hammertalerin Regina Fiedler sowie den nunmehr ehemaligen Bürgermeister Lars König begrüßen. Nach einem ausdrücklichen Dank beim Vorstand, der den Verein in allen Belangen tatkräftig unterstützt, rundete ein Auftritt der Rhine Area Pipes and Drums aus Düsseldorf die schöne Feier mit dem Steigerlied ab. „Glück auf, Glück auf – der Steiger kommt...“ Von Matthias Dix