Die Arbeiten, die im Frühjahr begonnen haben, ziehen sich weiter hin. Ein Ende ist nun in Sicht. Sportpolitik drängt auf schnelle Öffnung. Es gibt noch eine Baustelle am Schulzentrum.
(v.l.n.r) Hattingens Baudezernent Jens Hendrix, Stadt-Architektin Susanne Rosenberg und
Dustin Grimme, Hausmeister des Schulzentrums Holthausen.
Es ist schon lange her, dass im Hallenbad Holthausen Wasser in das Becken eingelassen wurde. Das war zuletzt Ende Dezember 2024. Seitdem ist das größte überdachte Schwimmbad in Hattingen geschlossen. Nach der technischen Grundreinigung wurden größere Mängel festgestellt, die teilweise schon bekannt waren. Seit nun zehn Monaten blieben die Türen geschlossen und seit dem Frühjahr laufen Bauarbeiten. Die sollen bald beendet sein – die Sportpolitik drängt in jedem Falle zur Wiedereröffnung, bevor es den geplanten und beschlossenen Neubau geben soll. Das soll laut Stadt sogar bis zu den Herbstferien geschehen.
„Das Bad beschäftigt uns seit vielen Jahren. Kleine Maßnahmen sind bei dem Alter normal“, sagt Hattingens Baudezernent Jens Hendrix. Nun ist es eine Großbaustelle. Es stand vor geraumer Zeit auch mal eine Komplettsanierung im Raum, die aber nun dem Plan eines Neubaus gewichen ist – denn selbst im Falle einer Sanierung sei nie klar, ob an einem alten Gebäude nicht doch wieder Mängel entstehen könnten. Das Hallenbad wurde in den 1970er-Jahren gebaut, die Fertigstellung erfolgte 1978. Jährlich müssen nach Angaben des Baudezernenten fünf- bis sechsstellige Beträge zum Unterhalt des Beckens investiert werden. Ein Förderprogramm, was dafür in Anspruch genommen werden könnte, gebe es derzeit nicht.
Über den Sommer hinweg ist die Decke des Bads zurückgebaut worden. Auf einem hohen Gerüst, was die Decke stütze, haben zudem fleißige Arbeiter die bereits zum Teil herabhängenden Elemente entfernt – es gab nämlich schon Korrosionsschäden. Eine Zwischendecke wird es nun nicht mehr geben. Das haben Schallschutzmessungen ergeben, die vorgenommen wurden. „Es ist viel zu laut“, sagt Hendrix. Daher wird die Decke fortan mit Segeln abgehängt, um die entstehenden Schälle im Badinneren zu dämmen. Auch an anderen Stellen ist das Bad geschädigt. Das Betonbecken ist durch das Chlor über die Jahrzehnte hinweg sehr mitgenommen worden. Die Bausubstanz wird durch einen hohen Chlorgehalt angegriffen.
Nach den Arbeiten an der Decke wurden die technischen Anlagen brandschutztechnisch in Schuss gebracht. Es gab nach dem Rückbau des Gerüsts eine Schadstoffüberprüfung und die Fliesenarbeiten wurden in Angriff genommen. Außerdem hat eine Elektrofirma die Notbeleuchtung gestellt. Nun gibt es grünes Licht seitens der Verwaltung – auch und vor allem aufgrund des Drucks seitens der Sportpolitik, die scharfe Kritik an der langen Schließzeit übte. Nach dieser soll das Becken vorzeitig befüllt werden, damit sich die Temperatur anpassen kann, was ebenfalls einige Arbeitstage in Anspruch nimmt. Dann soll es wieder komplett zur Nutzung zur Verfügung stehen, also nicht allein für den Schulbetrieb. Auch die Vereine sowie die Öffentlichkeit dürfen das Bad wieder in Anspruch nehmen.
Für die Reparaturarbeiten im Hallenbad sind rund 300.000 Euro angefallen. Bei Hendrix besteht nun die Hoffnung, dass das Hallenbad bis zum Neubau offen gehalten werden kann. Das wird laut Bebauungsplan mindestens zwei Jahre sein. In der Zeit stehen turnusmäßig jährliche Grundreinigungen an. Bei denen kamen zuletzt immer wieder kleinere Mängel zum Vorschein. Oft waren dies aber kleinere Baustellen, die nur wenige Wochen dauerten. „Einen Neubau zu errichten wird auf jeden Fall einfacher sein, als ein so altes Gebäude komplett zu sanieren“, sagt Susanne Rosenberg, die bei der Stadt Hattingen als Architektin arbeitet. Die Bauverwaltung ist derzeit übrigens unterbesetzt, sodass sich durch fehlende Planstellen automatisch Bauprojekte in die Länge ziehen.
Ein Neubau wäre laut Hendrix ohnehin eines der größten Bauprojekte, die seitens der Stadt Hattingen vorgenommen wurden. Über 30 Millionen Euro werden einkalkuliert. Dafür soll es künftig ein Sportbecken mit sechs Bahnen geben – also eine Bahn mehr als bislang. So können noch mehr Wettkämpfe ausgetragen werden, die es in Hattingen bereits in kleinerer Form gibt. Dazu sind in den Entwürfen ein Lehrschwimmbecken sowie ein separates Kinderbecken vorgesehen. Es wird also mehr Fläche benötigt. Die Stadtverwaltung sei froh darüber, ein eigenes Grundstück gefunden zu haben, was direkt gegenüber des Schulzentrums an der Lindstockstraße liegt.
Was am Schulzentrum derzeit parallel zum Schulbetrieb passiert: Der Bau eines Sonnenschutzes für die Räume der sechsten Klassen. Eigentlich sollte dies bereits abgeschlossen sein, bevor das neue Schuljahr begonnen hat. Aber schnell wurde klar, dass dies Utopie sei. Denn neue Leitungen im Trockenbau waren dafür notwendig. Es mussten also mehr Beauftragungen seitens der Verwaltung vorgenommen werden als gedacht. Dabei kommt das zum Tragen, womit nicht nur die Stadt zu kämpfen hat: lange Wartezeit, bis ein Auftrag vergeben werden kann. „Es ist teilweise schwierig, Firmen zu finden, die überhaupt bereit sind, solche Arbeiten zu übernehmen“, erklärt Architektin Rosenberg.
Hinzu kommen Lieferengpässe und damit verbunden fehlendes Material. Ohne dieses können die Firmen nicht tätig werden und geplante Arbeiten ziehen sich schwer kalkulierbar in die Länge. Das ist nicht nur im Falle des entstehenden Sonnenschutzes ein Problem, sondern betreffe auch andere Bauprojekte. Es seien daher laut Hendrix „kleine Maßnahmen, die nach hinten geschoben werden“. Finanztechnisch ist die Maßnahme allerdings doppelt so teuer wie die Arbeiten im Hallenbad. Die Stadt beziffert die Kosten auf 610.000 Euro – und hofft, dass dafür nach den Herbstferien endlich wieder ein ungestörter Schul- und Schwimmbetrieb laufen kann. Von Hendrik Steimann