Hattinger Stadtrat hat entschieden: Bad wird neu errichtet. Wichtige Schwimmkurse fallen aus.
Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit dem Hallenbad Holthausen. Des Öfteren waren technische Mängel der Grund, warum es zeitweise geschlossen werden musste. Es kam auch mal vor, dass die Grundreinigung – eigentlich nur für die Ferienzeit vorgesehen – länger andauerte, weil dabei kleine Schäden entdeckt wurden. Und in diesem Jahr blieb es bislang komplett geschlossen, da nach der routinemäßigen Reinigung immer neue Mängel gesichtet wurden und es dadurch Sicherheitsbedenken gibt. Einige Zeit wurde über einen Neubau als Alternative zu einer millionenschweren Sanierung des fast 50 Jahre alten Bades diskutiert. Der Hattinger Stadtrat gab nun „grünes Licht“ für den Neubau. Kosten: 32 Millionen Euro.
Ziel der Politik ist es, das Bad bis zum Neubau wieder zu öffnen. „Wir tun gerade alles dafür, dass es passieren wird“, sagt Michael Kreutz, Vorsitzender des Sportausschusses. Ob dies in die Realität umgesetzt werden kann, ist allerdings fraglich. Selbst wenn Hattingens Sportdezernent Matthias Tacke zuletzt noch beim regelmäßig stattfindenden „Sportstammtisch“, zu dem Vertreter aus Sportvereinen, der Sportpolitik und der Stadtverwaltung zusammenkommen, eine Art „Absichtserklärung“ abgegeben hat. Davon spricht Michael Heise, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes (SSV), der zum Stammtisch einlädt.
Sportstammtisch: Hallenbad großes Thema
Das Bäderkonzept der Stadt Hattingen war dabei ein Thema, das Hallenbad ist es ohnehin schon lange. Das Interesse war sehr groß, über 40 Teilnehmer tauschten sich aus. Von einer politischen Entscheidung zum Neubau wurde ausgegangen. Die Hoffnung, dass das Hallenbad in diesem Jahr doch noch einmal geöffnet wird, besteht. Auch wenn in der Vergangenheit Undichtigkeiten im Decken- und Wandbereich des Bades festgestellt wurden. Auf lange Sicht könnte die Tragfähigkeit des Beckens sogar gefährdet sein. „Alles, was in der Vergangenheit auftrat, war eine Katastrophe“, nimmt Heise daher auch kein Blatt vor den Mund. Das, was durch die monatelange Schließung am meisten ins Gewicht fällt, sind die nicht möglichen Nichtschwimmerkurse. Spätestens seit der Corona-Pandemie, als während der Lockdowns keine Kurse stattfinden konnten, sind die Wartelisten lang und der Bedarf riesig. „Schwimmen ist ein Grundrecht. Diese Möglichkeit muss einfach gegeben sein. Kommunen müssen in der Lage sein, so viel Schwimmraum vorzuhalten, damit genügend Kurse stattfinden können“, fordert Heise.
Die Vereine können in Lehrschwimmbecken ausweichen, von denen es in Hattingen vier gibt – zwei davon in privater Hand. Das Problem: Sie sind wesentlich kleiner, die Bahnen kürzer und die Anzahl der Bahnen ohnehin geringer. „Alle Vereine haben in den Lehrschwimmbecken Kapazitäten. Wie sie diese nutzen, liegt in der Verantwortung der Vereine. Sie haben parallel noch andere Angebote, etwa Aqua-Fitness-Kurse“, erklärt Kati Hämmerich, Fachschaftsleiterin Schwimmen des SSV.
Mit Blick speziell auf die Kinderschwimmkurse erklärt sie, dass die kleinen Lehrschwimmbecken für Kurse mit Vorschulkindern noch geeignet wären. Werden die Kinder größer, wird es schon eng – die Teilnehmerzahl müsse in dem Fall außerdem beschränkt werden. Die drei Vereine, die Schwimmkurse anbieten, sind die DLRG, die SG Welper sowie der SV Hattingen. Sie sind neben lizenzierten Übungsleitern auf junge Helfer angewiesen, da Übungsleitermangel herrscht. Die jungen Leute, die im ersten Halbjahr 2025 keine Kurse mit begleiten konnten, haben sich zum Teil abgemeldet. „Man fängt als Verein immer wieder bei 0 an, man braucht genügend Helfer, die ausgebildet werden müssen. Und die konnten nicht ausgebildet werden. Bei der DLRG sind es Rettungsschwimmer, die zur Aufsicht gebraucht werden“, macht Hämmerich deutlich.
Ihrer Meinung nach entsteht in dem Bereich Kinderschwimmen nun ein Defizit, weil das Hallenbad Holthausen so lange nicht für die wichtigen Kurse genutzt werden konnte. „Das war zuletzt gut aufgearbeitet worden, weil das Hallenbad seltener von langen Schließungen betroffen war“, weiß sie. Bis vor den Osterferien lagerte die SG Welper – bei der Hämmerich im Schwimm-Vorstand fungiert – ihre Kurse aus dem Hattinger Bad nach Bochum aus, stellte dort auch ein schlagkräftiges Team an Helfern zusammen. „Wir wollten, dass die bereits für Kurse angemeldeten Kinder das Angebot auch wahrnehmen können“, erzählt die Trainerin. Alle sechs bis acht Wochen wird im Normalfall ein Kurs gestartet, knapp vier Kursblöcke seien daher ausgefallen. Hätte es die Ausweichmöglichkeit nicht gegeben, wären es mindestens doppelt so viele gewesen.
Nun nutzt die SG Welper im Freibad Welper Zeiten für die Nichtschwimmer- und weiterführenden Kurse. Witterungsbedingt sind die Möglichkeiten dort aber eingeschränkt, auch im Falle von einer hohen Besucheranzahl. „Es trägt nicht dazu bei, einen kontinuierlichen Übungsbetrieb aufzubauen“, bedauert sie. Die Situation sei unbefriedigend, die Planung aktuell ohnehin. Sie hat aber die Hoffnung, dass das Hallenbad wirklich noch einmal öffnet, bevor mit dem Neubau begonnen wird. Vertreter der Politik zweifeln teilweise, hätten aber gegen eine positive Überraschung nichts einzuwenden.
Ein Verein, der uneingeschränkt seine Schwimmkurse anbieten kann, ist der SV Hattingen. Diese finden gar nicht in Holthausen statt, sondern in den umliegenden Bädern. „Wir mieten bewusst Fremdbäder an, um die Kurse durchführen zu können“, sagt der Vereinsvorsitzende Jochen Lumbeck. Aktuell wird sogar geschaut, weitere Kapazitäten in Sprockhövel und Bochum zu bekommen. Die Statistik des SVH: Rund 120 Seepferdchen werden jährlich abgenommen. Von 14 Schwimmkursen sind 12 Nichtschwimmerkurse. „Schwimmen können ist eine Überlebenstechnik, wenn man ins Wasser fällt. Die Schwimmfertigkeit müssen gerade Kinder erlernen, ohne gehen sie unter“, betont Lumbeck. Die Miete der Fremdbäder (aktuell Heidehof und Südstadtbad) kostet jährlich rund 20.000 Euro und wird durch Kurseinnahmen gedeckt – um gar nicht erst auf das anfällige Hallenbad Holthausen angewiesen zu sein. Von Hendrik Steimann