Frohe Kunde von der Brunebecker Straße 98: der Günnemann-Kotten konnte Mitte Januar (wieder) Richtfest feiern. Seinen ersten Richtkranz trug das heutige Gebäude möglicherweise schon bei seinem Bau in den Jahren von 1786 – 1788.
Pächter Günnemann war Namensgeber
Die Hofstelle des Günnemann-Kotten lässt sich sogar auf das Jahr 1668 zurückführen. 1818 erwarb der damalige Pächter Bernhard Heinrich Günnemann das Gehöft für 1300 Taler und wurde dadurch auch zum Namensgeber. Das älteste noch erhaltene Gebäude des Ortsteils stand lange leer und war Anfang dieses Jahrhunderts nur noch ein Schatten seiner selbst. Um den alten Kotten wieder ins Leben zurück zu holen, krempelten Rüdinghauser vor über zwanzig Jahren die Ärmel hoch und gründete mit Gleichgesinnten den gemeinnützigen Verein „Günnemann-Kotten e.V.“ Ziel der Gruppe: Gebäude und Grundstück als Kulturerbe der spezifischen bäuerlichen Prägung der Gemeinde Rüdinghausen zu erhalten. „Mit dem Richtfest ist die Rettung des Hofes zum Greifen nahe. All das war möglich, weil Witten mit anpackt.“
Witten packte mit an
Die Liste der Förderer und Unterstützer ist lang: Durch die ehrenamtliche Beratung der Kanzlei Sonnenschein und Nowak gelang damals die Ersteigerung des Kottens. Viele Wittener machten ihr Portemonnaie auf und das Einrichtungshaus Ostermann verdoppelte jede Spende. Mit 25 Euro pro Kopf über einen Zeitraum von fünf Jahren war auch eine flugs gegründete Leih- und Schenkgemeinschaft mit 20 Engagierten dabei. Zu den Förderern zählen unter anderem die Wittener Rotarier, die Stadtwerke Witten und die Sparkasse. Die NRW-Stiftung trug finanziell zur Sanierung der Südwand, der Ostwand und des Fundaments bei, während die Landesregierung NRW mit ihrem Denkmalprogramm die Renovierung der Nord- und Westwand, das Deelentor sowie von Türen, Dach und Fenster unterstützt. Ebenso engagierte sich das Denkmalprogramm der Bundesrepublik Deutschland mit einem großen Betrag.Weitere dringend gebrauchte Gelder kamen über die Bosch-Stiftung und die Volksbank Witten mit ihrem Programm Heimathelden zum Günnemann-Kotten.
Es gab viel zu tun:
Das Bochumer Ingenieurbüro Stephen Boryor verpasste dem Kotten eine stabilisierende Obergeschossdecke, um das alte Gebäude vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren. Der Prüfingenieur für Baustatik Dieter Lehnen durchleuchtet augenblicklich die gesamte Statik des Kottens und wundert sich, dass der Hof vor der Ertüchtigung überhaupt 250 Jahre durchgehalten hat.
Viele Freiwillige an Restaurierung beteiligt
Die Mitglieder des Günnemann-Kotten e.V. treffen sich seit Jahren jeden Samstag von 10 bis 13 Uhr, um tatkräftige Aufbauarbeit zu leisten. So hauten sie die alten Fachungen heraus, die nach der fachgerechten Reparatur des Fachwerks wieder ausgemauert wurden. Der Erdgeschossboden wurde ausgehoben, das Dach ab- und aufgedeckt und nebenbei 4160 Dachziegel zur Wiederverwendung gesäubert - um nur ein paar Beispiele aufzuzählen. Insgesamt sind inzwischen über 4.000
ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet worden. Im Gemüsegarten und auf dem Gelände sind die Wittener Firmen und Initiativen Specht Baumservice, die NaWit, Galabau Paul Fischer, der Verein Lebendige Landwirtschaft, die Familie Himmelmann, die Kornkammer Haus Holte, der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt und die biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis mit ihrem Know-how mit dabei. Die Renovierung des Hühnerstalls wird zudem vom Rassenflügelzuchtverein Herbede gecoacht. „Aber die größte Hilfe sind im Garten die Mädchen und Jungen der Rüdinghauser Grundschule und die Studenten der Universität Witten Herdecke, die gesunde Ernährung mit Erdarbeit und Pflanzen verbinden“, so der Vorsitzende des Vereins Marc Junge. Der Verein braucht auf der Zielgeraden noch weitere Hilfe. Es fehlen mehrere 10 000 Euro für die Renaturierung des Bachs und damit der Verein einen Begegnungsraum mit Toilette bekommen kann. dx