Von wegen aussterbende Innenstadt: mit dem immer gut besuchten ExtraBlatt, dem wiederbelebten Café Leye und kleinen und großen Veranstaltungen von der Tafelmusik über das Wiesenviertelfest bis zur anstehenden Zwiebelkirmes zeichnet sich für Witten ein gegenläufiger Trend ab...
Über 50 Zuschauer klatschten jetzt vor der Bahnhofstraße 18 aufmunternden Beifall, als Birgitte Krenkers die „Grüne Perle“ eröffnete. Ihre Worte: „Wir freuen uns, wenn Ihr viel kauft, wir wollen ja nichts von dem tollen Gemüse von den Höfen aus der Region wegwerfen.“
Bis zur letzten Minute vor der Eröffnung herrschte noch emsiges Treiben hinter den Schaufenstern. Begleitet von musikalischen Klängen eines E-Pianos und mit Apfelschorle in kleinen Bechern begrüßt strömten wenige Augenblicke später die vielen Interessierten in den neuen Laden. Zuvor wurde ein langer Bindfaden symbolisch für das neu entstehende Netzwerk von Hand zu Hand weitergegeben.
„So ein Geschäft, bei dem ich mit einem guten Gefühl einkaufen kann, hat in Witten noch gefehlt“, freute sich auch Ilona (51) und auch Bernd (42) hofft darauf, seinen Speiseplan mit Produkten der Grünen Perle zu füllen.
Von der Idee bis zur Realisierung war nicht mal ein Jahr vergangen: in einer Gesprächsrunde im November letzten Jahres mit Landwirten, Verbrauchern und Interessierten im gegenüberliegenden Café Leye drehte sich alles darum, wie einfach und bequem zwar eine Bestellung im Internet sei, dabei aber der Bezug der Menschen zur heimischen Landwirtschaft mit ihren gesunden Produkten und genauso zu den Menschen untereinander auf der Strecke bleiben würde. Am Ende hieß der Plan, Produkte von ökologisch arbeitenden Landwirten und Biohöfen aus der Region in einem eigenen Laden zum Verkauf anzubieten.
Schnell war auch mit dem leerstehenden ehemaligen Douglas-Geschäft gleich gegenüber ein passendes Ladenlokal gefunden. Den rechtlichen Rahmen bildet seit dem 24. Februar die „Witten Regional Genossenschaft“. Erzeuger, Verbraucher, Organisationen und Einzelpersonen und Familien konnten seitdem Mitglied werden und Anteile à 100 Euro erwerben. 350 neue Miteigentümer stiegen bisher ein. Die Aufgabe von Vorstand und Geschäftsführung haben Claudia Bellgart-Giesmann, Hannah Eilert und Brigitte Krenkers übernommen. Samstag für Samstag arbeiteten Ehrenamtliche daran, aus dem ehemaligen Douglas-Geschäft die „Grüne Perle“ entstehen zu lassen. Dank der Unterstützung des Cityfonds der Stadt Witten konnte auch der Vorplatz gestaltet und begrünt werden.
In dem neuen Laden stehen unter anderem die Regale „Nachbarschaft“ für die Angebote der Genossenschaftsmitglieder und „Grenzenlos“ mit einer kleinen Auswahl von Erzeugnissen aus aller Welt. Zudem sollen die Kunden bei ihrem Einkauf auch erfahren, woher das angebotene Obst und Gemüse stammt und wie es angebaut wurde. Dahinter stehe der Gedanke, die Vielfalt und den Genuss einer gesunden regionalen Ernährung „erlebbar“ zu machen und gleichzeitig auch einen Begegnungsraum für Menschen anzubieten, erläuterte Brigitte Krenkers aus dem Vorstand der Genossenschaft.
Die regionalen Speisen und Getränke werden zu fairen Preisen von bereits über 30 Lieferanten erworben und verkauft. So liefern beispielsweise der Trantenrother Hof, das Christopherus-Haus und die NaWit aus Witten über Hof Sackern aus Wetter, Schultenhof und die Werkstätten Gottessegen aus Dortmund sowie die Schwerter Senfmühle bis hin zu Produzenten aus Wesel und Voerde vom Niederrhein und Wein aus Zell an der Mosel ihre Erzeugnisse zum neuen Regionalladen in die Bahnhofstraße. „Die meisten wissen gar nicht, wie viel Arbeit in einem Kilo Rotkohl steckt“, so Dirk Liedmann. dx