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Witten

Gewerbegebiet Drei Könige: Fenster noch nicht in Sicht

Seit Jahrhunderten spielen Kohle und Stahl eine große Rolle in Witten.

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Bekanntermaßen liegt die Wiege des Steinkohlebergbaus im Muttental. Berühmte Söhne und Töchter der Stadt, wie der Industrielle Carl Ludwig Berger, der 1854 die Gußstahlfabrik Carl Berger & Co. Witten gründete, schufen durch ihre Erfindungen und die Umsetzung in industriellen Anlagen Grundlagen für die weltweite Stahlindustrie.

Alte Industrieanlagen kamen ans Tageslicht
Aus dem Blick geraten war offensichtlich ein Bodenschatz auf dem Gebiet von „Drei Könige“. Die Stadt hatte ein vier Hektar großes Grundstück von der Deutschen Bahn gekauft, um es Unternehmen als Gewerbegebiet „Drei Könige“ anzubieten. Wie der Bochumer Prof. Manfred Rasch in „Stahl +Technik 1“ (2019) Nr. 9 veröffentlichte, gaben Bodensondierungen mit rund 100 Bohrungen vorab keinen Anlass zu Bedenken. Allerdings wurden die im Stadtarchiv hinterlegten Grundrisskarten nicht gesichtet, die die auf diesem Gelände im 19. Jahrhundert gebauten Anlagen des Eisenhüttenwerks Steinhauser und Bessemer Hütte ausgewiesen hätten.
2018 brach jedoch plötzlich eine tonnenschwere Walze bei Bodenverdichtungsarbeiten in den Untergrund ein und gab den Blick auf ein fast intaktes mannshohes Gewölbe frei. Später wurden weitere Backstein- und Bruchsteinmauern sowie Fundamente ehemaliger Schornsteine sowie unterirdische Belüftungs- und Zuführkanäle entdeckt. Diese waren, so Stadtsprecher Jörg Schäfer, nicht nur als oberflächennahe Fundamentreste vorhanden, sondern vor allem bis in größere Tiefen von acht Metern und mehr zu finden: „Bemerkenswert ist die weitgehend ungestörte Erhaltung dieser Anlagen.“

Funde wurden inventarisiert und wieder verfüllt
Die Gemäuer wurden gemäß Denkmalschutzgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen als ortsfestes Bodendenkmal „Hüttenstandorte Drei Könige“ in die Denkmalliste der Stadt Witten eingetragen, die alten Gemäuer selbst nach einer Kurzinventarisierung mit einem Schutzvlies und Granulat verfüllt und zunächst temporär gesichert. Eine wissenschaftliche Auswertung, so der Stadtsprecher, sowie eine detaillierte Dokumentation der Funde sind geplant, ein Datum steht jedoch noch nicht fest. Weitere Gebäude im Gewerbegebiet „Drei Könige“ durften nur unter strengen Auflagen errichtet werden, ohne dass die im Boden befindliche Substanz zerstört wurde.
Da die im nordöstlichen Teilbereich gelegenen Überreste des Puddelwerks der Steinhauser Hütte als Zeugnis der frühen industriellen Stahlerzeugung besonders herausragend und von europäisch einzigartigem Rang sind, wurde die Einrichtung einer Schutzzone beschlossen. Überlegt wurde anfangs, zukünftigen Besuchern einen Einblick durch ein rund 2500 qm großes „Archäologisches Fenster“ in die Vergangenheit zu ermöglichen. In welcher Form eine Aufbereitung der Dokumentation erfolgt, ist aber noch nicht abschließend geklärt. Möglich scheint aktuell eine dokumentarische Aufbereitung in Form von Informationstafeln oder gegebenenfalls – sofern finanzierbar – eine digital als virtuelles 3-D-Modell.