Martin Schlenkermann ist mit Leib und Seele Landwirt. Er führt einen Milchviehbetrieb in dritter
Generation. Nachhaltige Landwirtschaft ist für ihn die richtige Richtung.
Martin Schlenkermann
Das Land Nordrhein-Westfalen ist nach Bayern und Niedersachsen das drittstärkste Milch produzierende Bundesland. Es gibt ungefähr 6.000 Milcherzeuger mit durchschnittlich 71 Kühen. Einer von ihnen ist Martin Schlenkermann (46) aus Oberstüter, der in dritter Generation den Familienbetrieb führt. Achtzig Milchkühe und sechzig weibliche Tiere zur Nachzucht leben auf dem Hof.
Milch ist mehr als nur eine weiße Flüssigkeit, die aus der Tetrapak-Tüte heraus in den Kaffee gegossen werden kann. So umstritten für manche der Konsum von Milch und Milchprodukten auch sein mag, so wenig Bewusstsein haben die meisten von uns über die mannigfaltigen Beziehungen, die wir mit jedem Schluck Milch, jedem Stück Käse und jedem Löffel Joghurt eingehen. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher direkt befragt werden, wünschen sie sich jedenfalls immer Kühe auf der Weide. Das kennt auch Milchbauer Martin Schlenkermann. Sein Hof ist ein Lebenskreis. „Hier wird immer geboren und gestorben“, sagt er. „Etwa viermal bekommen die Kühe bei uns auf dem Hof ein Kälbchen. Ich baue zu den Milchkühen eine Beziehung auf, weil sie viele Jahre hier leben. Unsere älteste Kuh ist Gretchen. Sie ist 14 Jahre alt, im gleichen Alter wie meine Tochter Lina. Gretchen wird immer hier leben und Mona auch. Das ist die Lieblingskuh von Lina“, lächelt der Landwirt, der von seiner Tochter bei der Arbeit mit den Tieren stark unterstützt wird. „Meine drei Jungs interessieren sich eher für die Maschinen“, sagt er und fügt hinzu: „Wir müssen unseren Betrieb natürlich auch wirtschaftlich führen. Wir gehörten im Ennepe-Ruhr-Kreis vor Jahren zu den ersten Betrieben, die gentechnikfrei gefüttert haben. Das ist heute oft Standard.“
Die Diskussion um den Milchpreis haben große und kleine Betriebe im Kopf. Noch relativ neu ist die öffentliche Diskussion um Tierhaltung und Klimaschutz. Denn bei der Tierhaltung wird das Treibhausgas Methan freigesetzt. Es entsteht bei der Verdauung der pflanzlichen Nahrung. Rinder rülpsen und pupsen es quasi in die Atmosphäre. Eine methanfreie Kuh gibt es nicht. Gebildet wird das Gas bei der Verdauung im Pansen, dem größten der vier Vormägen der Kuh. Die Menge des Gases ist allerdings durch das Futter beeinflussbar. Schlenkermann ist Landwirt aus Überzeugung und will sensibilisieren. Auch für schwierige Themen. Regelmäßig bietet er vor allem den kleinen Besuchern im Kindergarten- und Grundschulalter die Möglichkeit, sich auf seinem Hof umzusehen. Für ihn ist es wichtig, dass seine Tiere möglichst artgerecht im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft gehalten werden. Dazu gehört viel Platz, regelmäßiger Auslauf und artgerechtes Futter. Weidehaltung ist eines der wichtigsten Ziele und sie dient auch der Biodiversität, wenn auf Hochleistung verzichtet wird. Jeder Kuhfladen ist ein Insektenparadies und mit Hilfe angepasster Mahd (nicht so geringe Schnitttiefe, Streifenmahd, Balkenmäher) dankt auch die Flora der Weide mit Vielfalt und Schönheit.
Zudem kann auch der Verbraucher dazu beitragen, den Treibhausgas-Fußabdruck der Kuh zu verringern. Der Kauf regionaler Produkte ist beispielsweise ein Weg, nachhaltiger und bewusster zu leben. Auch wenig wegzuwerfen gehört dazu. Wissenschaftler haben errechnet, dass jeder weggeschüttete Liter Milch etwa 1,1 Kilogramm Treibhausgas entspricht, das überflüssigerweise in die Atmosphäre geblasen wurde. Nachhaltige Landwirtschaft - für Martin Schlenkermann und seine Familie der richtige Weg in die Zukunft der Landwirtschaft. Und vielleicht führt eines der vier Kinder den Hof in die nächste Generation. anja