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Hattingen

Frank Mielke: Keine Tollwut-Politik und keine Krönung

Der Kämmerer der Stadt ist ein Mann der Zahlen – Ein weiteres Amt könnte dazu kommen...

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Kämmerer Frank Mielke wurde vom erweiterten Vorstand der SPD Hattingen zum Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters vorgeschlagen. Am Freitag, 22. November, auf dem SPD-Parteitag soll er endgültig nominiert werden.

Der sozialdemokratische Kämmerer der Stadt Hattingen ist ein Mann der Zahlen. Seit vierzig Jahren arbeitet er in unterschiedlichen Positionen bei der Stadtverwaltung. 2020 könnte ein weiteres Amt dazu kommen – das Amt des Bürgermeisters der Stadt Hattingen.
Für Frank Mielke (56), geboren in „Winz-Niederwenigern, jetzt Hattingen“ (so stand es früher im Personalausweis), ist die Sache klar: „Mit mir gibt es keine Tollwut-Politik. Respekt untereinander und klare Kante in der politischen Debatte, so muss das sein. Meine jahrzehntelange Laufbahn bei der Stadtverwaltung und die damit verbundene Erfahrung sind die Überzeugungen, die mich zum Ergebnis geführt haben: Ich will Bürgermeister der Stadt Hattingen werden.“ „Image“ hat mit ihm gesprochen.
Image: Die alte Dame SPD ist in einer tiefen Krise. Ausgerechnet jetzt werfen Sie den Hut in den Ring, um Bürgermeister zu werden? Macht das Spaß?
Frank Mielke: : Die alte Dame ist in einer Krise, stimmt. Aber ihre Themen sind brandaktuell. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit zieht sich durch alle Themen – Wohnen, Arbeit, Mobilität, Digitalisierung und quer durch alle Bereiche: der Klimaschutz. Und ja, es macht mir Spaß, meine Erfahrungen einzubringen. Dafür zu kämpfen, das sich was ­verbessert.
Also wäre das Bürgermeisteramt quasi die Krönung Ihrer beruflichen Laufbahn?
Keine Krone! Ich bin Überzeugungstäter. Sagen wir, es ist eine nicht unlogische Weiterentwicklung meiner beruflichen Laufbahn.
Was sagt Ihre Frau dazu? Sie wird sie weniger zu Gesicht bekommen. Das haben diese Ämter so an sich.
Na ja, so oft sieht sie mich jetzt auch nicht. Aber Spaß beiseite: Wir haben das lange und gemeinsam diskutiert und gemeinsam entschieden. Und wir stehen beide dahinter, anders geht das auch gar nicht.
Kollegen anderer Medien haben die Bürger gefragt: Wer ist Frank Mielke? Die Antworten waren ernüchternd. Man kannte Ihren Namen, aber nur wenige haben Konkretes damit verbunden.
Ich bin schon mal keine negative Berühmtheit – gut so. Aber im Ernst: Als Mann der Zahlen, Kämmerer, bin ich ja im Moment noch eher mit sperrigen Themen unterwegs. Und die Zeit bis zur Kommunalwahl im nächsten Herbst 2020 nutzen Kandidaten eben dafür, sich bekannt zu machen – wenn ich denn beim Parteitag der SPD auch der Kandidat der Sozialdemokratischen Partei Hattingens werde.
Was wünschen Sie sich denn dann?
Zunächst die breite Unterstützung meiner Partei. Und dann ein Miteinander. Und Fairness – gerade auch im Umgang mit den elektronischen Medien. Ich sage nie „soziale Medien“ dazu, denn das sind sie nicht. Ich wünsche mir einen respektvollen Umgang, ein gedeihliches Klima in Hattingen. Keine 56 000 Egoisten. Von einer Tollwut-Politik hat niemand etwas.
Wie ist denn Ihr Politik-Stil?
Ich gehe gerne ungewöhnliche Wege. Wir müssen uns Gestaltungsspielräume erkämpfen. Die Kanaldebatte beispielsweise hat das gezeigt. Der Satz „Einmal Kruppianer, immer Kruppianer“ ist so ein typischer Satz mit Symbolcharakter. Das ist okay, aber man kann Krupp ja neu erfinden. Sätze wie „Das haben wir noch nie so gemacht. Warum dann jetzt?“ genieße ich mit Vorsicht. Man kann etwas anders machen, und manchmal muss man das auch. Man kann auch Rahmenbedingungen neu gestalten. Und das macht Mut.
Nehmen wir mal drei Bereiche – Mobilität, Bildung und Hattingen als Marke. Was finden Sie gut und wo stehen Sie bei diesen ­Themen?
Die E-Mobiliät ist in aller Munde, für mich aber nur ein Zwischenhalt auf dem notwendigen Weg zu neuen Technologien, beispielsweise der Wasserstofftechnologie. Ich kritisiere den ÖPNV – zu teuer und zu schlecht getaktet. Und ich halte von E-Scootern nichts. Damit fahren Touristen durch die Gegend, weil es ihnen Spaß macht. Aber niemand lässt dafür sein Auto stehen.
Zur Bildung: Wir müssen uns in Hattingen den Schulentwicklungsplan noch mal genau ansehen und das Fass wieder aufmachen, wo welche Schule in Zukunft sein wird. Wir haben die Digitalisierung in den Schulen vorangebracht, und das ist gut so. Aber wir kommen in der Politik nicht darum herum, noch mal neu über Standorte zu diskutieren. Und Hattingen als Marke – ja, das läuft. Der Ruhrtalradweg war ein Segen für die Stadt. Die Marke wird wachsen – dazu trägt auch im nächsten Jahr der Westfälische Hansetag bei. Er bringt Gäste hierher, und sie werden noch einmal kommen, denn Hattingen ist eine attraktive Stadt. Wir haben viel zu bieten.
Aber es gibt auch Sorgenkinder in der Innenstadt?
Ja nun, dass die obere Heggerstraße mit dem Einzelhandel nicht so angenommen wird, wie man sich das wünschen kann, ist ja bekannt. Und da muss man eben auch mal andere Wege gehen – Wohnen und Dienstleistung dürfen kein Tabuthema sein.
Zum Schluss noch ein Wort, was sie hier besonders schätzen
Das hohe ehrenamtliche Engagement.