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Hattingen

Flutopfer kämpfen weiter

Hochwasser hat einiges an die Oberfläche gespült.

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Petra Backhoff

In einigen Häusern und Wohnwagen auf dem Platz an der Tippelstraße 4 brennen schon die Teelichter, Kerzen und Lichterketten für den nahenden Advent. In anderen hoffen die Bewohner und Bewohnerinnen weiterhin darauf, irgendwann wieder zu ihrem früheren Leben auf dem Campingplatz des „Freizeitdomizils Ruhrtal“ zurückkehren zu können. Rund 100 Menschen im Alter zwischen sechs und 86 Jahren nahm die großflächig über die Ufer tretende Ruhr ihr Zuhause. Auch wenn es sich bei dem Gelände offiziell um ein Wochenend- und Urlaubsdomizil handelt, sind in den 160 Holz- beziehungsweise Blockhäusern rund 200 Menschen mit Erstwohnsitz angemeldet.
Ein Caritas-Team steht den Menschen seit mehr als einem Jahr dort bei der Lösung zahlreicher Probleme zur Seite, unter anderem unterstützen die Team-Mitglieder im Projekt „Ruhrtal Nachbarn“ bei Anträgen für das Wiederaufbau-Programm des Landes. Trotzdem sind Spendengelder enorm wichtig. Warum, das erklärt Petra Backhoff vom Caritas-Team:
„Diejenigen, die versichert waren, sind sicherlich am besten dran. Ein Großteil der von uns betreuten Menschen hat mittlerweile Gelder aus dem Wiederaufbau-Fonds des Landes NRW erhalten, jedoch lediglich als ‚Haushaltspauschale‘. Das ist deutlich weniger, als Menschen erhalten, die nicht auf einem Campingplatz ein Haus haben. Das Land begründet dies damit, dass ein dauerhaftes Leben in Deutschland auf einem Campingplatz nicht gestattet sei. Unabhängig davon, ob es die Lebensrealität der Menschen trifft oder nicht. Andere haben bisher – zumindest von Landesseite – gar keine Unterstützung bekommen und werden voraussichtlich auch keine Gelder erhalten. Das sind diejenigen, die auf dem Campingplatz leben, aber nicht mit erstem Wohnsitz gemeldet sind. Nicht gemeldet, weil man ihnen die Meldung von Seiten der Kommune nicht ermöglicht hat.
Für uns heißt das, diese Menschen sind klar benachteiligt und werden ausgegrenzt. Wer über Finanzen verfügt, der hat jedoch noch lange kein bezahlbares Baumaterial oder qualifizierte Handwerker. Es ist ein Dilemma. Außer den großen finanziellen Problemen gibt es noch zahlreiche andere Sorgen, die zum Teil erst durch das Hochwasser sozusagen an die Oberfläche getreten sind. Dazu gehören: Einsamkeit, Armut, psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen wie auch altersbedingte Einschränkungen.
Aufgrund also einer strukturellen Benachteiligung bekommen Menschen, die beispielsweise in einem Blockhaus auf einem Campingplatz leben, für dieses Zuhause keine Wiederaufbauhilfen des Landes – völlig unabhängig von der Tatsache, dass dies ihr einziges Zuhause ist. Da diese Leute jedoch zum Großteil nicht über nennenswerte Rücklagen verfügen, bleibt nicht viel Handlungsspielraum. Entweder sie bleiben in der nahezu nicht mehr als Wohnraum geeigneten Umgebung, sie verschulden sich oder sie erhalten Spendengelder. Ohne die Mittel der Brost-Stiftung, die wir an diese benachteiligten Menschen haben ausgeben können, wäre die Not auf dem Platz wesentlich gravierender. Menschen, die bereits vor einer Katastrophe in prekären Lebensumständen waren, brauchen in solchen außergewöhnlichen Zeiten auch außergewöhnliche Hilfestellungen. Wir sind der Stiftung sehr dankbar, dass wir diese Hilfe in vielen Fällen leisten konnten. Hinzu kommen weitere Hilfestellungen unsererseits wie Sozialberatung und Angebote zur Schaffung eines lebenswerten Wohnquartiers an der Ruhr.“