Leitende Ärztin reiste als Sprecherin zum ersten Treffen der Arbeitsgruppe Gesundheit.
Abschlussbild Weltayurveda-Kongress 2022: Premierminister. Narendra Modi (1. Reihe Mitte, 6. von links), Dr. Sandra Szymanski (3. Reihe, 1. von rechts) und Dr. Sandeep Nair (vorletzte Reihe, 4. von rechts).
Dr. Sandra Szymanski ist vom indischen Gesundheitsministerium als Sprecherin zum ersten Treffen der Health Working Group der G20 eingeladen worden. Die leitende Ärztin der Abteilung für Neurologie und Komplementärmedizin der Augusta-Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Hattingen hat zum Thema „Erreichen ganzheitlichen Wohlbefindens und integrierte Gesundheitsversorgung“ gesprochen. Das genau ist Dr. Szymanskis Spezialgebiet: Mit der Abteilung für Neurologie und Komplementärmedizin bieten sie und ihr Team eine weltweit einzigartige Behandlung für neurologisch erkrankte Menschen an. Mit der Kombination von westlicher Medizin basierend auf modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurobiologie und der 5.000 Jahre alten Erfahrungsmedizin des Ayurveda behandelt die Klinik seit 2009 erfolgreich neurologisch erkrankte Menschen. „Dies scheint ein Vorbild für Indien zu sein“, erklärt Szymanski. „Indien, das für 2023 die Präsidentschaft der G20 inne an, will die traditionell indische ayurvedische Medizin besser in sein schulmedizinisches Gesundheitssystem integrieren.“
Weltayurveda-Kongress brachte Aufmerksamkeit
Erst im Dezember 2022 waren Dr. Szymanski und ihr Kollege, der Ayurveda-Arzt Dr. Sandeep Nair, zu Gast beim Weltayurveda-Kongress im indischen Goa, um das außergewöhnliche Behandlungskonzept ihrer Abteilung vorzustellen. Indiens Premierminister Narendra Modi hielt eine Rede beim Kongress, in der er betonte, welche Bedeutung die ayurvedische Medizin bei der Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in Indien und der ganzen Welt einnehme.
Das Konzept und die Behandlungserfolge der Abteilung für Komplementärmedizin und Neurologie am EvK Hattingen weckten beim Weltayurveda-Kongress das Interesse der indischen Gesundheitspolitik. Die Integration der traditionellen indischen Medizin ist in Hattingen schon gelungen. Daher sind Dr. Szymanski und ihr Team mittlerweile gefragte Gäste und ihre Abteilung bundes- und europaweit ein Anlaufpunkt für neurologische Patienten, vor allem mit Morbus Parkinson, Multipler Sklerose und entzündlichen Polyneuropathien.
Ergänzend, nicht alternativ
„Komplementärmedizin bedeutet zwei medizinische Systeme gleichzeitig zu nutzen und sinnvoll zu kombinieren. Die Ayurveda-Methode wird in diesem Fall ergänzend zur Schulmedizin verwandt, nicht alternativ“, betont Dr. Szymanski. „Wir wenden primär schulmedizinische Methoden in der Diagnose und Therapie an und dann zunehmend Verfahren aus der traditionell-indischen Medizin (TIM)“, erklärt die Neurologin weiter. Dazu gehören Yoga, Meditation, Massagen, Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Logopädie und psychologische Begleitung sowie eine an europäische Verhältnisse angepasste ayurvedische Ernährung. Die Ernährungsmethode ist stoffwechselunterstützend (z.B. auch bei Diabetes), verdauungsfördernd und gewichtsausgleichend. Die vegetarischen-ayurvedischen Gerichte werden in der Küche der Augusta Kliniken extra für die Abteilung zubereitet. Die komplementäre Behandlung zeigt Erfolge, wie viele Patientinnen und Patienten nach ihrer Behandlung im EVK Hattingen berichten: „Die medizinische ayurvedische Behandlung hat bei mir immer wieder zu einer spürbaren Linderung der Parkinson-Symptome geführt. Mitte meines Therapieaufenthaltes gab es zwei Tage, an denen Parkinson wie weggeblasen war. Ich hatte keine Parkinson-Symptome mehr. Einfach unglaublich, dieses Gefühl jemals wieder zu haben“, so ein kürzlich entlassener Patient.
Positiver Einfluss beobachtet
Dass die Behandlung in Ergänzung um ayurvedische Medizin nicht nur subjektiv erfolgreich ist, belegen mittlerweile auch Beobachtungsstudien, wie Dr. Nair berichtet. Randomisierte Studien stehen noch aus, doch konnte festgestellt werden, dass die speziell ayurvedische Ernährung und eine Darmreinigung einen positiven Einfluss auf das Mikrobiom des Darmes haben. „Es besteht eine Verbindung zwischen dem Mikrobiom und dem Gehirn.“ Das Mikrobiom sind alle Bakterien, Viren und Pilzen, die alle Menschen im Darm, auf der Haut und der Lunge haben und für ihre Gesundheit benötigen. Eine weitere Studie von Dr. Sandeep Nair und Dr. Sunil Kumar, Mitglied des Forschungsteams am EVK Hattingen, konnte zeigen, dass Parkinson-Patienten mit eingeschränktem Geruchssinn von einer ayurvedischen Behandlung profitieren. Der Geruchssinn ist bei vielen Parkinsonbetroffenen stark eingeschränkt, sie haben Probleme Gerüche wahrzunehmen, zu identifizieren und zu unterscheiden, was die Lebensqualität negativ beeinflusst. „Wir sind überzeugt von unserem Behandlungskonzept und freuen uns sehr, dies immer mehr Menschen vorstellen zu können. Es ist eine Ehre für mich, dies im Rahmen der indischen G20-Präsidentschaft in Indien tun zu können“, so Dr. Szymanski kurz vor ihrer Abreise nach Thiruvananthapuram im südindischen Bundestaat Kerala.