Die Kontakt- und Beratungsstelle der Caritas Ruhr-Mitte in Hattingen kann ihren Klienten im Augenblick ein ganz besonderes Angebot machen...
Caritas-Klientin Judith fühlt sich sichtlich wohl bei der Therapie mit Eselsdame Lotte.
An zehn Terminen dürfen Betroffene von psychischen Erkrankungen mit Eseln spazieren. Die tiergestützte Therapie bietet Sabrina Alexander von Ruhr-Esel an.
Die Diplom-Sozialpädagogin ist zertifizierte Fachkraft für tiergestützte Intervention und bietet diese mit ihren Eseln in Hattingen an. An diesem Tag kommen vier Klienten aus der Caritas Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen in den Genuss.
„Tiere bewerten einen nicht“
So wie Judith, die seit vielen Jahren die Unterstützung der Caritas Ruhr-Mitte in Anspruch nimmt. Sie war gleich begeistert, als sie hörte, dass sie mit Eseln spazieren gehen. „Tiere sind irgendwie einfacher als Menschen. Sie bewerten einen nicht“, sagt Judith deutlich und räumt ein: „Von Menschen wurde ich schon oft enttäuscht, von Tieren nicht.“ Nach der Striegelrunde bekommen die Esel Zaumzeug an, damit sie eine Runde durch die einladende Natur am Hattinger Heierberg wandern können. „Normalerweise sind bis zu acht Klienten dabei, aber heute sind wir eine kleiner Runde“, berichtet Caritas-Mitarbeiterin Ulrike Poschmann. Gemeinsam mit dem Team der Caritas Kontakt- und Beratungsstelle hatte sie die Idee für die Eselstherapie. Mit nicht abgerufenen Fördergeldern aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis konnte die Caritas Ruhr-Mitte das besondere Angebot für ihr Klienten festzurren und Ulrike Poschmann ist begeistert von der Wirkung der Tiere: „Unsere Klienten, die größtenteils unter sozialen Phobien und Angststörungen leiden, kommen bei der Eselstherapie viel einfacher und entspannter ins Gespräch. Sie öffnen sich, machen in der Gruppe was und gehen in Interaktion.“ Und man kann sofort beobachten, wie die Besucher und die Esel in Interaktion gehen. „Man muss sich da ganz drauf einlassen, ist im Hier und Jetzt und muss mit dem Esel eine Bindung aufbauen, damit der sich überhaupt bewegt“, erklärt Judith, die heute die Dienstälteste Lotte an der Leine führt.
Man muss sich ganz auf das Tier einlassen
Genau das bestätigt auch Eselbesitzerin Alexander: „Ziel der tiergestützter Intervention mit meinen Eseln ist es, dass die Besucher sich ganz auf das Tier einlassen. Jeder Esel ist anders. Isabella ist gerade mitten in der Pubertät und somit etwas launischer. Lotte mag nicht zu viel Trubel. Das erfordert Feingefühl und Aufmerksamkeit.“ Von Kindern mit Bindungsproblematiken bis hin zu Erwachsenen mit kognitiven Einschränkungen reicht die Spannweite an Besuchern bei den Ruhr-Eseln. „Wichtig ist dabei immer, dass das Wohl der Tiere geachtet wird und ein wertschätzender Umgang entsteht. Ich schaue immer, dass die Gruppen nicht zu groß sind, sodass ich den Überblick behalte. Außerdem werden meine Tiere nicht festgebunden, das heißt sie entscheiden selbst, zu wem sie gehen, oder, je nach Laune, sich auch einfach zurückziehen können, wenn sie nicht wollen.“ Die Sozialpädagogin wollte schon immer Therapie mit Tieren anbieten und ist heute glücklich, dies mit ihren vier Eseln in Hattingen tun zu können.
Glücklich ist gerade auch Judith, sie grinst von einem Ohr zum anderen. „Ich merke richtig, wie ich mich beim Spaziergang mit Lotte entspanne“, sagt sie und streichelt der Eselsdame nochmal sanft über die Mähne. Die beiden haben eine Verbindung aufgenommen. Den anderen Teilnehmern der Wanderung an diesem Morgen geht es genauso. Sie plaudern ausgelassen miteinander, genießen den Moment und die Natur. Esel tun eben der Seele gut. Mehr über die Eseltherapie erfahren Sie unter www.ruhresel.de.