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Gesundheit

Es gibt Möglichkeiten Myopie zu bremsen

In der Juli-Ausgabe berichtete Image über die Kurzsichtigkei bei Kindern...

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In der Juli-Ausgabe berichtete Image über die Kurzsichtigkei bei Kindern. Darauf haben sich viele besorgte Eltern bei unserer Redaktion mit den nachfolgenden Fragen gemeldet, die wir gern an Herrn Bergheim, Augenoptiker und Mitarbeiter der Firma DUO Optik und Akustik, weitergeben haben.

Herr Bergheim, nimmt die Kurzsichtigkeit bei Kindern tatsächlich zu und können die Eltern gegebenenfalls gegensteuern?
Stefan Bergheim: In den letzten zehn Jahren, so ist auch unsere Erfahrung, nimmt die Kurzsichtigkeit zu. Ursache hierfür sind u.a. die sich verändernden Sehgewohnheiten. Kids von heute verbringen weniger Zeit draußen bei Tageslicht. Außerdem nimmt die Naharbeit an Smartphone, Ta­blet oder Spielekonsolen ständig zu, der Schuleintritt bringt Lesen oder Schreiben mit sich, und das auch zunehmend digital.
Helfen kann den Kindern wieder Weitsehen zu lernen. Bei Bildschirmarbeit jede Stunde mal 5 - 10 Minuten Pause machen, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Für die Eltern ist wichtig: wieviel Zeit verbringt das Kind im Freien im hellen Tageslicht? Wieviel Zeit verbringt das Kind täglich mit Nahar­beit, inklusive Schule, Hausaufgaben, PC-Spielen und Smartphone/Tablet?
Besteht aktuell noch keine Myopie, kann mit vorbeugenden Maßnahmen wie Erhöhung der verbrachten Zeit im hellen Tageslicht und even­tuell auch Reduzierung von Nahtätigkeiten ein Ent­stehen der Myopie vielleicht vermieden oder zumin­dest aufgeschoben werden. Jedes Jahr später, in dem die Myopie beginnt, verringert deutlich die spätere Kurzsichtigkeit.

Herr Bergheim, was ist denn Kurzsichtigkeit?
Bei Kurzsichtig­keit handelt es sich nicht um eine Krankheit, es ist eine Fehlsichtigkeit. Genetisch bedingt kann sie schon im frühesten Kindesalter auftreten und sollte schon bei den Vorsorgeuntersuchungen der Kinderärzte diagnostiziert werden. Nicht genetisch bedingte Kurzsichtigkeit beginnt in der Regel zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr und schreitet vor allem bis zum Alter von etwa 18 Jahren fort, endet aber erst bis zum Eintritt der Alterssichtigkeit zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr.
In den meisten Fällen der Kurzsichtigkeit handelt es sich um eine Längenmyopie, das heißt, das kurzsichtige Auge ist zu lang. Die Lichtstrahlen bün­deln sich somit nicht auf der Netzhaut, sondern ein we­nig davor, und das Bild auf der Netzhaut wird unscharf. Eine Korrektur mit einer Brille bringt das Bild zurück an den Ort des schärfsten Sehens und das Netzhautbild ist wieder scharf. Es gilt aber, die frühe Entstehung einer Kurzsichtigkeit bei Kin­dern zu verhindern oder das Fortschreiten einer be­reits bestehenden Myopie zu bremsen.

Herr Bergheim, kann man Myopie bremsen?
Auf die optimale Versorgung mit einer Sehhilfe zu verzichten, stellt keine Lösung dar. Eine indi­viduell angepasste Brille und die regelmäßige Kontrolle beim Augenoptiker oder Op­tometristen sind daher besondes bei Kindern die wichtigsten Schritte.
Ganz wichtig ist das Früherkennen von Kurzsichtigkeit bei Kindern. Schwierigkeiten mit der Konzentration, der Koordination oder der Orientierung könnten Hinweise auf Sehprobleme sein. Eltern, aber auch die Lehrer, sollten aufmerksam werden, wenn das Kind über Kopfschmerzen klagt, beim Nachbarn Tafeltexte abschreibt, unkonzentriert wirkt. Häufiges Augenreiben, Blinzeln oder Stirnrunzeln, Lichtempfindlichkeit, Probleme beim Ballfangen, langsames, flüchtiges oder fehlerhaftes Lesen oder fehlerhaftes Rechnen sollten durch einen Augenarzt oder einen Orthoptisten untersucht werden.
Spezielle Brillengläser
Heute gibt es spezielle Brillengläser, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen sol­len. Beim Augenoptiker oder Optometristen werden Handhabung und Pflege einge­übt, bis Eltern und Kind sie sicher beherrschen.
Medikamentöse Ansätze
Die Forschung nach medikamentösen Möglichkeiten, die fortschreitende Kurzsichtigkeit zu verlangsamen oder zu stoppen, konzentriert sich auf Augentropfen mit dem Wirkstoff Atropin. Die sogenannte Off-Label-Therapie kann vom Augenarzt verschrieben werden. Das Präparat wird dann zu diesem Zweck in der Apotheke angemischt. Mit Hilfe von Atropin konnte zwar in Studien das Fortschreiten der Kurzsich­tigkeit verlangsamt werden, Voraussetzung dafür ist al­lerdings eine kontinuierliche Anwendung, da ein zu frühzeitiges Absetzen wiederum zu einem rasanten An­stieg der Myopie geführt hat.

Herr Bergmann können Sie für unsere Leser ein Fazit ziehen?
Bei Kindern ist eine frühzeitige Vorsorge und Betreuung durch den Augenarzt bzw. Augenoptiker oder Optometristen wichtig, besonders, wenn bereits die Eltern (stark) kurzsichtig sind. Beginnt die Kontrolle und fachgerechte Korrektur der Myopie bereits im Kindesalter (spätestens mit Schuleintritt), stehen die Chancen gut, dass das Fortschrei­ten bis ins Erwachsenenalter verlangsamt und auch das Risiko für gesundheitliche Folgen minimiert wird. Eltern können zusätz­lich viel zur Augengesundheit ihrer Kinder beitragen, indem sie darauf achten, dass diese sich täglich im Freien bei Tageslicht aufhal­ten. Auch wenn sich die Zeit an Bildschirmen oder Displays kaum verringern lässt, kann man auch hier einiges für die Augengesundheit tun, indem man ausreichend Abstand zum Bildschirm hält und bei Naharbeiten auf gute Beleuch­tung achtet.