Erst lässt sich der Winter nicht blicken, dann kommt er mit geballter Power...
Gut, wer sich dann mit Winterreifen den Weg durch den Schnee bahnen kann und auf Glatteis sicher in der Spur bleibt. Doch mit steigenden Temperaturen verlieren die weichen Schlappen mit ihrem groben Profil wieder ihre Vorteile, dann ist Zeit für den Wechsel auf Sommerreifen, denn mit härteren Gummimischungen sind sie optimal auf die Fahrbahnverhältnisse im Sommer abgestimmt. Der Bremsweg wird kürzer, Grip und Fahrstabilität steigen. Sichere Nebeneffekte: Autofahrer sparen Sprit, die Reifen halten aufgrund des geringeren Abriebs länger.
Sechs Punkte, die Werkstatt und Autofahrer beim Reifenwechsel beachten sollten.
● Wechselzeit: Auf das Wetter ist immer seltener Verlass. Der Winter schneit erst im Januar ins Haus, und oft schneit es noch zu Ostern. Auch regional gibt es Unterschiede. Die Faustregel, Winterreifen von O (Oktober) bis O (Ostern) zu fahren, gilt häufig nicht mehr. Besser: Die Sommerreifen erst dann aufziehen lassen, wenn die Temperaturen dauerhaft bei 7 Grad Celsius und höher liegen.
● Schäden: Reifen überstehen vieles, aber keineswegs alles: eingefahrene Nägel, Bordsteinschleifer, Beulen und Risse. Einiges lässt sich reparieren, oft führen die Schäden allerdings zum Knockout. Die Lösung: neue Reifen. Welche geeignet sind, wissen die Fachleute in den Meisterbetrieben der Kfz-Innung.
● Reifenalter: Laut den Technikexperten in den Kfz-Meisterbetrieben geben Reifen mit 8 bis 10 Jahren ihren Grip auf. Dann sind die Laufflächen abgerieben, das Profil abgefahren, Schäden wahrscheinlich und die Gummimischung porös. Das Alter ist an der letzten Zahl der DOT-Nummer auf der Reifenflanke erkennbar: 1215 = 12. Woche 2015.
● Profiltiefe: Der Gesetzgeber schreibt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter vor. Viel zu niedrig, halten Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) dagegen. Unter 3 Millimetern ist im Sommer Schluss mit der Sicherheit, vor allem bei Aquaplaning. Wer keinen Profiltiefenmesser zur Hand hat, greift zur Ein-Euro-Münze. Verschwindet der goldene Rand, hat der Reifen noch genug Profil.
● Reifendruck: Schon bei einem um 0,5 bar zu geringen Reifendruck verlängert sich laut der Initiative Reifenqualität des DVR der Bremsweg um mehrere Meter. Die Gefahr eines Reifenplatzers steigt. Das Prüfen des Luftdrucks gehört beim Reifenwechsel zwingend auf die Agenda. Auch danach ist regelmäßige Überprüfung geboten. Welcher Druck richtig ist, steht am Türholm, in der Tankklappe und in der Bedienungsanleitung.
● Bei einem Wechsel von Reifen mit RDKS – seit November 2014 in allen neu zugelassenen Autos Pflicht – muss die Werkstatt je nach System das RDKS warten, neu anlernen und eventuell Verschleißteile ersetzen. Nicht funktionierende RDKS gelten bei der Hauptuntersuchung als erheblicher Mangel. Es gibt keine Prüfplakette. Direkt messende RDKS lassen sich übrigens schnell und günstig nachrüsten.
● Einlagerung: Nach dem Reifenwechsel ist vor dem Reifenwechsel. Wer die Reifen fachgerecht in der Werkstatt ein-
motten lässt, garantiert ihre Fitness in der nächsten Saison.
Reifenwechsel nicht vergessen
Laut Straßenverkehrsordnung braucht man bei Glatteis und Schnee Reifen mit entsprechender Kennzeichnung. Eine generelle gesetzliche Vorschrift gibt es aber nicht - Autofahrer können je nach Witterung situativ entscheiden. Werden die Straßen aber bei Frost glatt, muss ein Fahrzeug mit Sommerreifen stehen gelassen werden.Bei einem Unfall
mit Sommerreifen bleibt der Haftpflichtschutz für Autofahrer bestehen. Kann allerdings nachgewiesen werden, dass der Fahrzeughalter der Winterreifenpflicht nicht nachgekommen ist und somit grob fahrlässig gehandelt hat, werden Zahlungen in der Kaskoversicherung gegebenenfalls zurückgewiesen.
Wichtig: Beim Kauf von Allwetter- oder Winterreifen müssen Käufer darauf achten, dass die Reifen nicht nur das M+S-Zeichen, sondern auch das Alpine-Symbol (eine Schneeflocke vor einem Berg) auf der Flanke tragen.