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Gesundheit

Erste Hilfe: Kindernotfall - so reagieren sie richtig

Bündnis für Familie informiert Interessierte per Vortrag in Kooperation mit der Volkshochschule.

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Kindernotfall – so reagieren sie richtig
Wenn es Kindern schlecht geht, ist die Sorge bei Eltern und Großeltern groß. Erst recht dann, wenn es zu einem echten Notfall kommt. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin Maren Kruse, die auch ausgebildet ist in Erste Hilfe beim Kind und als Familienkinderkrankenschwester berät, erklärt beim Vortrag im Hattinger Bündnis für Familie in Kooperation mit der Volkshochschule, worauf es im Notfall ankommt.

Was ist ein Kindernotfall?
Zu Kindernotfällen gehören ganz unterschiedliche Krankheitsbilder: von Fieberkrämpfen über Atemwegserkrankungen mit Atemnot und drohender Erstickung über Stürze, Augen- und Zahnverletzungen bis hin zu Bewusstlosigkeit und einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist die Bandbreite groß. Aber selbst ein Zeckenbiss erfordert ein umsichtiges rasches und vor allem ruhiges Handeln. Denn Kinder reagieren auf einen Notfall schnell mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom. Sie haben Angst und sind unsicher. Deshalb ist es grundsätzlich wichtig, bei jedem Notfall als Erwachsener Ruhe zu bewahren – so schwer einem das auch fallen mag. „Bewahrt der Erwachsene Ruhe, so hilft das auch dem Kind. Beruhigende Worte, gegebenenfalls ein Kühlpack organisieren oder ein Pflaster besorgen – das alles wirkt schon manchmal Wunder“, sagt Maren Kruse. Wichtig ist in jedem Fall, überhaupt zu handeln. Denn wer bei einem Notfall nicht handelt, begeht den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung. Natürlich gehört die Wahl des Notrufes 112 zu den ersten Aufgaben, die man als Erwachsenen in einer Notsituation machen sollte. Dabei ist es wichtig, den Notruf an die Notrufzentrale auch richtig abzusetzen. Der Anrufer wird gefragt, wer anruft, wo und was passiert ist und wie viele Verletzte es gibt. Daraus ergeben sich für den Notruf oft weitere Fragen, die der Anrufer beantworten muss. Neben dem Rettungsdienst und der Feuerwehr, die man unter 112 erreicht, sind auch die 116 117 für den ärztlichen Notruf und in NRW der Giftnotruf unter Bonn 0228/19240 besonders wichtig. Die Nummer 116117 alarmiert den bundesweiten Not-, beziehungsweise Bereitschaftsdienst, der an Bereitschaftsdienstpraxen vermittelt, die man dann gegebenenfalls aufsuchen kannst. Je nach Fall kommt der Notdienst auch nach Hause.

Damit es nicht erst zum Unfall komm - Prävention
Gerade bei Notfällen im häuslichen Umfeld sollte man zunächst den Fokus darauf richten, dass es gar nicht erst zu Notfällen kommt. Dazu gehört, Wohnung und Garten kindersicher zu gestalten. Steckdosensicherungen, Eckenschutz für Möbelkanten, Kordeln und Kabeln außer Reichweite, der sichere Verschluss von Reiniger, Medikamenten oder anderen für das Kind giftige Substanzen sind nur ein paar wichtige Beispiele. Nicht selten werden die bunten Medikamente der Großeltern mit Bonbons verwechselt. Auch herabhängende Tischdecken, auf denen Deko steht, sind in Wohnungen mit Kleinkindern keine gute Idee. Ein Blick sollte auch dem Garten gegönnt werden. Vor allem dann, wenn sich dort Wasser befindet – beispielsweise in Form von Teichen, Bächen oder Regentonnen. Eine kindersichere Abdeckung ist unabdingbar. Auch der Gartengrill oder der Pflanzenwuchs müssen gut gesichert sein. Giftige Sträucher sollten nicht im Garten gepflanzt werden.

Und wenn der Unfall doch passiert ist
Doch trotz aller Vorsicht können Notfälle passieren. Bei einer blutenden Wunde gilt es, diese möglichst keimfrei abzudecken. Manchmal reicht ein Pflaster, manchmal muss ein Druckverband angelegt werden, um die Blutung zu stillen. Dafür eignen sich viele Gegenstände, die Druck ausüben können. Dazu zählen beispielsweise eine Dose oder Handschuhe – was man schnell zur Hand hat. Vor allem bei Kopfverletzungen ist besondere Vorsicht angesagt, denn außer der sichtbaren Verletzung kann es hier immer zu besonderen Folgeschäden wie beispielsweise der Gehirnerschütterung oder traumatischen Verletzungen kommen. Hierzu gehört der Sturz vom Wickeltisch. Erwachsene müssen das Kind genau auf Verhaltensänderung jedweder Art beobachten. Weniger Bewegung, ein in sich gekehrtes Verhalten, Erbrechen, aber auch Fieber oder Frieren sind Hinweise darauf, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt.  
Bei Verbrennungen oder Verbrühungen – bei Letzteren geht es um Verletzungen mit heißem Dampf – sollte man zunächst kühlen. Als Faustregel gilt: ist die verletzte Fläche größer als die Faust des Betroffenen, sollte man umgehend den Notruf 112 wählen. Hausmittel wie Puder oder gar Mehl auf gar keinen Fall verwenden. Bei dem Klassiker „Zeckenbiss“ kann man mit einer Zeckenkarte den Übeltäter vorsichtig und langsam gerade herausziehen. Die These, mittels Drehbewegung die Zecke zu entfernen, gehört ins Reich der Märchen. Eine Zecke ist keine Schraube. Wer sich nicht sicher ist, ob man die Zecke vollständig entfernt hat, lässt lieber Fachpersonal drüber schauen.

Atemnot und Herz-Kreislauf-Stillstand
Bei Atemnot hilft es, dem Kind zu vermitteln, durch die leicht geöffneten Lippen zu atmen. Der Oberkörper sollte aufrecht gestellt werden. Von einengender Kleidung sollte man das Kind befreien. Hat das Kind einen kleinen Gegenstand verschluckt, schlägt man als Erstmaßnahme zwischen die Schulterblätter. Bitte das Kind nicht mit Absicht zum Erbrechen bringen – auch nicht, wenn es Medikamente verschluckt hat. Hausmittel wie Salzwasser oder Milch haben hier nichts zu suchen. Säuglinge sollten in Bauch- und gleichzeitiger Kopftieflage (z.B. auf dem Bein des Erwachsenen) bis zu fünf feste Schläge zwischen die Schulterblätter erhalten, um den Fremdkörper loszurütteln. Löst sich der Fremdkörper nicht, sollte das Kind von hinten umgriffen und maximal 5-mal der Brustkorb am unteren Brustbein zusammengepresst werden. Bleiben die Maßnahmen erfolglos, sollten die Schritte wiederholt werden, während auf den Notarzt gewartet wird.
Kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand, müssen die Atemwege freigelegt werden. Danach sollte das Kind über Mund oder Nase beatmet werden. Der Brustkorb muss sich dabei heben. Anschließend erfolgt die Herzmassage: Bei Babys wird diese durch leichten Druck (2-3 cm Tiefe) auf das Brustbein mit zwei Fingern gemacht, beim älteren Kind durch Druck des Handballens auf das untere Brustbein. Kontinuierlich fortfahren mit Herzdruckmassage (dreißigmal) und Beatmung (zweimal), bis der Notarzt kommt. Ganz wichtig ist es, nicht aufzugeben. Angst, etwas falsch zu machen, muss man nicht haben. Falsch wäre es nur, in einem Notfall nichts zu tun. anja