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Hattingen

Erlebnisclub Steinenhaus: Swinger sind auf der Zinne

Mit einer Petition kämpften sie für den Erhalt. Stadt Hattingen kauft Gebäude für Geflüchtete.

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Am 16. April startete eine Petition unter www.change.org/p/keine-umwandlung-des-swingerclubs-steinenhaus-in-eine-notunterkunft-fuer-gefluechtete mit dem Ziel, das Steinenhaus als Swingerclub zu erhalten. Quelle: Petition

Das „Steinenhaus“ sorgt für Diskussionen. Offiziell nennt sich das Etablissement „Erlebnis-Club“. Umgangsprachlich heißt es für viele Menschen einfach nur „Swingerclub“.
Zum Wochenende scheint dort ordentlich was los zu sein - erkennbar an den zahlreichen parkenden Autos. Der Blick auf die Homepage verrät, dass es besondere Veranstaltungen gibt, aber auch Regelmäßigkeit wird groß geschrieben. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt‘s die Premium-Herren-Überschuss-Party. Pro Pärchen wird ein weiterer ausgesuchter Gent zugelassen. Motto-Partys und Pärchen-Nachmittage sind weitere Beispiele. Ganz offensichtlich kommt der Club gut an. Bei zahlreichen Veranstaltungen gibt es außerdem eine lange Warteliste.  
In die Schlagzeilen kam der Club im November 2019, als der Abend so ganz anders endete, als die Gäste es erhofften. Der Erlebnisclub im Hammertal zwischen Hattingen und Witten musste evakuiert werden, weil in den Räumlichkeiten zwei Personen kollabierten und eine CO-Warnung ausgelöst wurde – Verdacht auf erhöhte Kohlenmonoxidwerte. Die polizeilichen Ermittlungen konnten das aber nicht bestätigen. Die Ermittlungen wurden aus polizeilicher Sicht eingestellt.

Ein Ort der Toleranz und Gemeinschaft
Jetzt ist der Club wieder in den Schlagzeilen, aber diesmal geht es um etwas ganz anderes. Weil die gegenwärtigen Hauseigentümer und Betreiber des Clubs aus Altersgründen das Gebäude verkaufen wollten, wurden neue Kaufinteressenten gesucht. Einer, der Interesse hatte, war die Stadt Hattingen. Die wollte nun allerdings keineswegs ins Erlebnisclub-Geschäft einsteigen, war aber auf der Suche nach Räumlichkeiten für Flüchtlinge. Bei einer ersten Besichtigung hatte sich ergeben, dass man durch einen Umbau mittelfristig hier sechzig Geflüchtete unterbringen könnte. Eine kurzfristige Lösung ist das nicht, aber es fehlen Plätze an allen Ecken und Enden. Die Stadtverordneten hatten für die Verhandlungen „grünes Licht“ gegeben, den Kauf vorzubereiten. Eine Entscheidung zum Kauf fiel im Hauptausschuss vor der Sommerpause. Die Stadt kauft das Gebäude und lässt es umbauen.Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Swinger sind enttäuscht. Denn für sie war der Erlebnisclub viel mehr als ein Club, in dem man erotische Wünsche ausleben konnte. Für die Stammgäste war der Club ein Ausdruck von Gemeinschaft und Freiheit. Sie fühlten sich hier angenommen - in allen Facetten. „Der Club hat viele Menschen zusammengebracht und bietet einen sicheren Raum für Ausdruck und Entdeckung. Es wäre ein großer Verlust für unsere Gemeinschaft, wenn er verschwindet“, sagte ein Stammgast, der im April eine Petition für den Erhalt des Clubs gestartet hatte, während der laufenden Debatte. Dabei wurde nie die Notwendigkeit der Unterbringung von Geflüchteten in Frage gestellt, aber: „Es gibt andere Möglichkeiten zur Unterbringung von Geflüchteten ohne den Verlust dieses wichtigen sozialen Treffpunkts. Wir fordern die Stadt auf, alternative Lösungen zu suchen und unseren geliebten Club zu erhalten. Bitte unterstützen Sie uns dabei - unterzeichnen Sie diese Petition heute noch!“ Über 800 Unterschriften wurden gesammelt. Genützt es den Swingern aber nicht. Die Stadt Hattingen ist der neue Eigentümer vom „Steinenhaus“ und die Swinger müssen sich ein neues Domizil suchen. anja