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Rund ums Haus

Erdwärme: Witten ist gutes Pflaster für Geothermie

Tief in der Erde herrschen bekanntlich hohe Temperaturen, die sich in den Erd- und Gesteinsschichten sowie in unterirdischen Wasserreservoirs speichern. Das wussten auch die Einwohner von Aachen oder Wiesbaden schon vor über 2000 Jahren und nutzten heiße Quellen, um ihre Thermen zu beheizen.

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Auch Witten bietet gute Voraussetzungen zur Nutzung dieser Energiequelle zur Stromerzeugung, aber auch zum Heizen und Kühlen, meint Martin Köhler, geschäftsführender Gesellschafter von Erdwärme21.

Erdwärme aus 400 m bis 5 km Tiefe
Wird heutzutage die in der Erdkruste gespeicherte Erdwärme ingenieurtechnisch genutzt, ist die Rede von Geothermie. Erfolgt die Förderung aus einem Bereich bis zu einer Tiefe von 400 Metern, ist die Rede von einer oberflächennahen Nutzung von Umgebungswärme. Reichen die Bohrlöcher bis zu fünf Kilometer in die Erde, ist die Rede von tiefer Geothermie. Mit ihr können ganze Wärmenetze gespeist und Stadtviertel mit Heizwärme versorgt werden. Die Vorteile der Förderung umweltfreundlicher Energie in nahezu unbegrenzter Menge liegen vor allem darin, dass sie unabhängig von Witterungseinflüssen von Januar bis Dezember der tiefen Erde entzogen werden kann. Die Erdschichten laden sich überwiegend durch die Sonnenbestrahlung wieder auf. Die Erdwärme zählt daher zu den regenerativen Energien und stellt eine gute Alternative zu den immer knapper und teurer werdenden Erdgas- und Erdöl-Ressourcen dar.
Technisch gesehen wird eine Flüssigkeit in einem geschlossenen System in die Erde gepumpt. In dieser Erdsonde erwärmt sich die Flüssigkeit in den Tiefen der Erde so lange, bis sie wieder an die Oberfläche zurückkehrt. Mittels eines Wärmetauschers und einer Wärmepumpe wird anschließend Brauch- und Heizwasser mit der gewonnenen Energie bis zu einer Temperatur von 65°C erwärmt. Das vielleicht älteste geothermische Heizkraftwerk entstand bereits im 14. Jahrhundert in Chaudes-Aigues in Frankreich. 1904 gelang es in der Toskana erstmals, mit dieser Energie auch Elektrizität zu erzeugen.
Vor allem in den Sommermonaten macht es Sinn, das Prinzip umzudrehen: Die Heizflächen lassen sich dann zu Kühlflächen mit einer Absenkung der Raumtemperatur von bis zu 7°C einsetzen. Vor allem Neubauten mit guter Wärmedämmung und Niedertemperaturheizungen wie Fußboden-, Wand- und Deckenheizung bieten sich für die Nutzung der Geothermie an, aber auch bestehende Gebäude mit herkömmlichen Radiatoren können in diese Technik eingebunden werden. Ein gutes Beispiel stellt das Berliner Reichstagsgebäude dar.
„Witten ist ein gutes Pflaster für die Geothermie, wir haben hier einen guten Wärmeentzug“, ist Martin Köhler überzeugt. Grundvoraussetzung für jede neue Anlage in der Ruhrstadt und Umgebung ist eine eingehenden Prüfung, ob sich nicht Reste des ehemaligen Bergbaus im Untergrund verbergen. Der Geschäftsführer von Erdwärme21 hat jedoch bislang keine negativen Erfahrungen machen müssen. Er selbst „baut“ seit 15 Jahren Geothermie-Anlagen und hat gerade mit seinem Team 15 Erdsonden 100 m tief neben dem Büroneubau eines geologischen Instituts der Dr. Spang Ingenieurgesellschaft an der Rosi-Wolfstein-Straße in die Erde gebracht. Die Energie aus den einzelnen Erdsonden wird zusammengeführt und an eine Wärmepumpe weitergegeben. Nach Abschluss der Baumaßnahmen wird die ganze Anlage überwiegend unter einem späteren Parkplatz verschwinden.

Politik und Klima-Allianz stehen hinter der Erdwärmenutzung
Wie die SPD-Politiker Dr. Uwe Rath und Martin Kuhn durch eine Anfrage erfuhren, können Stadt und Stadtwerke bei der Suche nach geeigneten Standorten und bei der Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie bei der Erschließung von Geothermiequellen gut behilflich sein. Auch der Vorsitzende der Klima-Allianz Werner Frischmann ist von den Vorteilen der Erdwärme begeistert und zählt beispielsweise „kohlenstoffdioxidarm, landschaftsschonend, lokal verfügbar und im Überfluss vorhanden“ auf. Bereits im Februar 2021 von der Klima-Allianz auf einer Veranstaltung „als faszinierende Energiequelle“ thematisiert, fordert Werner Frischmann, „der Geothermie als Energiequelle auch in Witten eine höhere Bedeutung einzuräumen“. dx