Die Paasmühle zwischen Hattingen und Sprockhövel ist eine Anlaufstelle für verletzte Wildvögel. Hier werden sie von Thorsten Kestner und seinem Team ehrenamtlich aufgepäppelt und die meisten von ihnen wieder ausgewildert. Die Corona-Pandemie macht aber auch hier Probleme.
Thorsten Kestner mit Eule
Geplant war das Jahr 2020 jedenfalls ganz anders, als es wurde. Das gilt - gefühlt - für fast jeden. Zu Jahresbeginn gab es in der Paasmühle viele Pläne: Die Freilassung der Schwäne bei der Saisoneröffnung am Kemnader See, verbunden mit Balletttänzern und dem „Schwanensee”, Fotoseminare und Fotoshoootings und Angebote für Menschen, den Tieren mit der Kamera nahezukommen, wo immer und mit welchem Tier es möglich wäre. Veranstaltungen sollte es auch geben.
Thorsten Kestner (Foto)und sein Team bieten regelmäßig auch Möglichkeiten für Kinder und Menschen mit Handicap an, die Tiere in der Paasmühle kennenzulernen.
Denn eines muss man wissen: Die Paasmühle ist kein Streichelzoo. Hier leben Wildtiere und viele von ihnen sind aufgrund von Verletzungen hier nur zu einem (unfreiwilligen) Besuch und werden nach ihrer Genesung in die Freiheit fliegen. Aber natürlich gibt es auch einige Dauergäste - beispielsweise in der Gefangengenschaft geborene Tiere. Doch das geplante Jahr 2020 hat sich auch für Thorsten Kestner und die Paasmühle ganz anders entwickelt.
„Die Corona-Pandemie hat schon im Frühjahr die Freilassung der Schwäne verhindert und jetzt kommen wir auch nicht weiter”, erzählt Thorsten Kestner. Für solche Aktionen sind nämlich viele Menschen erforderlich und die sollen sich ja in der Pandemie nicht treffen. Außerdem lockt die Veranstaltung jedes Mal viele Zuschauer an den See. Soll man ja auch nicht machen. Also bleiben die Schwäne, wo sie sind, - in der Paasmühle. „Im Moment ist viel los. Sind halt viele Tiere, die hier sind”, sagt Kestner. So 400 bis 500 Tiere, darunter etwa fünfzig bis sechzig Schwäne, tummeln sich auf dem großen Gelände. Und alle haben Hunger. „Na ja, so 100 Kilo Körner am Tag und so acht Kilo Fleisch brauchen wir schon - kommt halt was zusammen.”
Was weniger zusammenkommt, sind im Moment die Spenden. Da geht es der Paasmühle wie vielen anderen Vereinen. Alle Veranstaltungen in diesem Jahr konnten nicht stattfinden. Also gab es auch keine Einnahmen. „Aber ich habe viele Leute, die mir helfen”, so Kestner. Die Feuerwehr beispielsweise oder Gelsenwasser - da wird in heißen und trockenen Sommermonaten der Schwanenteich auf dem Gelände auch schon einmal mit Wasser gefüllt. Wenn es nicht von oben kommt, muss eben der Feuerwehrschlauch das erfrischende Nass bringen.
Die heißen Sommer sind das eine, die nicht vorhandenen kalten Winter das andere. Das aber ist zumindest für die Schwäne so schlecht nicht, denn: „Früher haben wir in der kalten Jahreszeit regelmäßig Schwäne aus Gewässern retten müssen, die festgefroren waren. Wir haben die Seen an der Ruhr regelmäßig abgesucht. Das machen wir schon einige Jahre nicht mehr.”
Tiere kommen auch im Winter regelmäßig in die Paasmühle. Fast jeden Tag werden Bussarde, Reiher, Uhus oder andere Wildtiere gebracht, die verletzt sind. Ein kleiner „Vorteil” in den Pandemie-Zeiten: „Die Leute wollen nicht mehr so viel quatschen. Also, ich unterhalte mich ja auch gerne, aber - wenn man an einem Tag sechs verletzte Tiere bekommt und alle sechs Menschen, die sie herbringen, wollen sich eine halbe Stunde unterhalten - na ja, das geht auf die Zeit und die Tiere haben da nix von”, meint Kestner.
Seit Jahrzehnten steckt er sein Geld in die Pflege und Fürsorge für die Wildtiere. „Wenn es mir gut geht, geht es auch der Paasmühle gut”, bringt er es auf einen schlichten Nenner.
Dazu tragen auch Kalender und andere Produkte der bekannten Tierfotografin und „Eulenflüsterin” Tanja Brandt bei. Sie arbeitet eng mit der Paasmühle zusammen. Das sieht man auf www.ingoundelse.de.anja