Logo
Superbanner 749 x 89 Pixel_Platzhalteranzeige.jpg
Auto & Mobilität

E-Scooter: sinnvolle Alternative oder überflüssiger Spaß?

Nach Witten sollen sie jetzt im Frühjahr auch in Hattingen kommen - als einjährige Testphase.

AUTO-E-Scooter-Febr2022.jpg

Quelle: Repräsentative Online-Umfrage unter 1003 E-Scooter-Fahrenden ab 14 Jahren im August 2020, durchgeführt von der forsa Politik- und Sozialforschung im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR).

Seit 2019 erobern die kleinen Flitzer zunächst die Großstädte. Jetzt sind die Mittelzentren an der Reihe. In Witten gibt es sie schon, jetzt hat sich auch der Hattinger Stadtrat zu einer einjährigen Testphase durchgerungen. Die Rede ist von strombetriebenen E-Scootern.
Fans der neuen Mikromobilität schwärmen von der nachhaltigen Ergänzung zum ÖPNV und natürlich dem Auto. Gegner kritisieren die vermeintlich kurze Lebensdauer der Geräte, ihr Unfallpotential, vor allem aber die Umweltverschmutzung durch Wildentsorger der Geräte. Nicht selten finden die Großstädter Flitzer in Flüssen und Seen. Eine aufwändige und teure Bergung kommt hinzu.

Sind E-Scooter nachhaltig?
E-Scooter benötigen selbstverständlich eine Straßenzulassung. Ihr Einsatz im Straßenverkehr regelt die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV). Demnach dürfen E-Scooter von Personen ab 14 Jahre ohne eine Fahrerlaubnis benutzt werden. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 20 km/h dürfen sie auf Radwegen und Radfahrstreifen unterwegs sein. Fehlen diese, ist der Fahrspaß innerorts auf der Straße erlaubt. Auf dem Gehweg, in der Fußgängerzone und in Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung sind die E-Roller verboten. Außerhalb von geschlossenen Ortschaften gilt das gleiche wie innerorts. Hinzu kommt dort allerdings die Freigabe der Seitenstreifen von Fahrbahnen.
Der Fahrer benötigt eine Haftpflichtversicherung. Das Fahren zu zweit auf einem E-Scooter ist übrigens nicht erlaubt. Dies gilt auch für Fahren in alkoholisiertem Zustand. Es gelten hier die gleichen Promille-Regeln wie beim Fahren mit einem Auto.
Die neuen Elektrokleinstfahrzeuge sind Teil der Mikromobilität. Die Stadt Hattingen erklärt in der Beschlussvorlage für den Ratsentscheid, laut eKFV seien sie nachhaltig, könnten die Mobilität von Bürgern auf dem Land und in Städten steigern und böten die Möglichkeit, Strecken von und zum ÖPNV zu schließen. Kritiker der Scooter verweisen auf die fragwürdige Ökobilanz bei der Batterieherstellung, der Verwendung als Spielzeug für Spaßfahrten sowie der angenommenen Lebensdauer der Geräte von etwa drei Jahren. Vor allem die Entsorgung als Sperrmüll ist ihnen ein Dorn im Auge.

„Die Umsetzung der Planung kann zum Klimaschutz beitragen. Die E-Scooter können Fahrten mit Verbrennungsmotor ersetzen.” (Vorlage der Stadt Hattingen zum Ratsbeschluss)

Die Stadt Hattingen hat dem Anbieter Lime (weitere Anbieter könnten folgen) dennoch eine Sondernutzungserlaubnis erteilt. Die Testphase soll ein Jahr dauern. „Wenn Leihroller Pkw-Wege in den Städten ersetzen und den ÖPNV ergänzen, sind sie verkehrspolitisch sinnvoll. Substituieren sie hingegen Fuß- oder Radwege, stellt das ihren Nutzen infrage”, heißt es bei der Stadt.
Gestartet wird jetzt mit 100 Scootern für eine einjährige Testphase. Diese werden über ein fünf Quadratkilometer großes Gebiet in Hattingen-Mitte, Blankenstein und Welper verteilt. Nach dem politischen Beschluss bleibt die Fußgängerzone ausdrücklich davon ausgenommen.
In Fahrt kommen soll auch ein anderes Projekt, das sogenannte E-Abo. Die Bogestra bietet gemeinsam mit dem Start-up „Rydies” dieses Projekt in ihren Kundencentern in Witten und Hattingen an. Dort kann man E-Bikes, E-Motorroller (diese nur mit Mofa-Führerschein) und E-Tretroller mieten. Allerdings gilt das Angebot erst für Personen ab 18 Jahre. Infos dazu gibt es unter www.mein-e-abo.ruhr.
Bei der Testphase mit den E-Scootern hat die Stadt neben der - zunächst allerdings geringen - Sondernutzungsgebühr für die Finanzkasse noch etwas anderes im Blick: „Jede Fahrt mit einem Sharing-E-Scooter erzeugt Daten. Auch die Hattinger Verwaltung hat aus Gründen der strategischen Zielsetzungen hinsichtlich Mobilität und Verkehrsplanung Interesse an diesen Daten.”anja