Seit 1880 schlängelt sich der „Rheinische Esel“ als Verkehrsader von Bochum-Langendreer bis in den Dortmunder Süden.
Bildhauer Vasilij Plotnikov legte letzte Hand an seinem Kunstwerk aus zwei Kilometer Draht an.
Ursprünglich eine Eisenbahnstrecke ist der Weg heute eine beliebte Radstrecke für Pendler und Erholungssuchende. Das Kreativquartier Annen nutzt den Abschnitt zwischen Pferdebachstraße und dem ehemaligen Bahnhof Annen-Süd für die nächsten fünf Jahre als Ausstellungsfläche unter freiem Himmel. Eine kleine Vernissage bildete den Auftakt.
Kunst entlang des Rheinischen Esels für fünf Jahre - mindestens
Zu den Skulpturen zählen drei lebensgroße Esel, die die Wittener Künstlerin Heike Fischer aus Polymergips und Ton geschaffen hat und ein drei Meter hohes Eselsohr, das Klara Ratajczack über mehrere Tage mit einer Kettensäge aus einem Eichenstamm sägte. Überragend im wahrsten Sinne des Wortes ist ein aus zwei Kilometer Draht geflochtener Esel, der anschließend noch verzinkt wurde. Der Drahtesel steht auf drei Meter hohen Eisenbahnschienen und wurde von Bildhauer Vasilij Plotnikov unter Beteiligung von Freiwilligen geflochten. Die Länge des Drahtes entspricht der Entfernung zwischen dem jetzigen Standort und dem Kreativquartier an der Bebelstraße 12. Wie die beiden Künstlerinnen Vivien Knoth und Birgit Wewers informierten, wurden die Ideen ein Jahr zuvor in einer Bürgerwerkstatt gefunden. Ziel: Elemente zur künstlerischen und kulturellen Bereicherung des Rheinischen Esels zu schaffen. In Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark und des Geschichtsvereins Annen konnten lokale und nationale Künstler sich mit Vorschlägen bewerben. Die Skulpturen dürfen erstmal für fünf Jahre aufgestellt werden.
Kleine Vernissage als offizieller Auftakt
Mit einem Spaziergang vom ehemaligen Bahnhof Annen-Süd in Höhe Wendehammer/Stinshoff bis zum Draht-Esel gegenüber dem ZF-Parkplatz eröffnete das Kreativquartier die neue Dauerausstellung. Hunderte Begleiter schlossen sich an und erlebten gleich zu Beginn die Klanginstallation, die stündlich zwischen 10 und 18 Uhr ein Marktgeschehen mit Eselgeschrei, den Stimmen von Marktfrauen und Trommeln und Pfeifen erklingen lässt: „Dahinter steckt auch, dass nicht immer alles mit digitalem Zugang funktionieren muss“, so Vivien Knoth. Auf dem Weg bis zum Drahtesel wurde an zehn Stationen kurz Halt für kleine Aufführungen und Erläuterungen zum geschichtlichen Hintergrund gemacht. „Im Grunde genommen ist es eine Vernissage mit den Arbeiten aus dem laufenden Jahr“, freute sich Vivien Knoth. Zum Abschluss spielte das Jugendblasorchester BloW für die Teilnehmer auf.
Esel-Skulpturen wurden geköpft
Nur wenige Tage standen die Kunstwerke von Heike Fischer an ihren neuen Standorten, dann schlugen Unbekannte zu und trennten die Köpfe der Esel ab. Die von Nachbarn verständigte Polizei konnte zwar einen der Köpfe an sich nehmen, die Übeltäter aber leider nicht ermitteln. „Die Künstlerin Heike Fischer wird beide Esel wieder herstellen, wobei sie eine Form wählen wird, die Bezug auf die Beschädigung nimmt“, blickt Vivien Knoth sofort wieder nach vorne. Die Eselsköpfe werden jedoch nicht einfach repariert werden und der Ausgangszustand wiederhergestellt, sondern das Ergebnis einer Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem gewaltsamen Umgang mit ihren Skulpturen abbilden. Geplant sei aber, die Skulpturen zusätzlich zu verstärken, damit sie in Zukunft möglichen Angriffen besser widerstehen können. „Bislang haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem Thema Kunst im öffentlichen Raum gemacht und unser Vertrauen ist nicht nachhaltig erschüttert. Interessiert wären wir aber, aus welchen Gründen sich die Unbekannten an den Skulpturen vergriffen haben“, so Vivien Knoth. dx