Als zentrales „Gedächtnis“ der Stadt bewahrt das Stadtarchiv das historische Erbe zur Geschichte Wittens und seiner Menschen, sichert die Unterlagen und Informationen dauerhaft für die Zukunft und verbindet – durch die Vermittlung geschichtlicher Zusammenhänge, Fakten und Hintergründe in den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft und Soziales –städtisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart.
Am 1. Juli dieses Jahres hat nun Dr. Thomas Urban die Nachfolge von Dr. Martina Kliner-Fruck angetreten. Sein Schreibtisch ist gut gefüllt und der neue Leiter des Stadtarchivs hat die rund 100 ersten Tage in seiner neuen Funktion erfolgreich absolviert und dabei erste Weichen gestellt. IMAGE unterhielt sich mit Dr. Thomas Urban.
IMAGE: Herr Dr. Urban, wie kam es, dass Sie Ihr Weg zum Wittener Stadtarchiv führte?
Dr. Urban: Tatsächlich wohne ich seit mittlerweile 18 Jahren in Annen, nachdem ich zuvor auch schon in Dortmund und Bochum gewohnt hatte. Ich bin also ein Kind des Ruhrgebiets. Als Historiker, der intensiv zur Geschichte der Region geforscht hat, waren Archive für mich schon immer ein spannendes Wirkungsfeld. Das Stadtarchiv Witten lernte ich Ende der 2000er Jahre als Nutzer kennen.
IMAGE: Welchen beruflichen Werdegang haben Sie absolviert?
Dr. Urban: Ich habe in Bochum Sozial- und Wirtschaftsgeschichte studiert und promoviert und nach einigen Jahren in der wissenschaftlichen Projektarbeit an den Universitäten Witten/Herdecke und Leipzig über Unternehmerfamilien im 20. Jahrhundert habilitiert.
Zuletzt organisierte ich in Leipzig einen größeren Kongress für Historikerinnen und Historiker, bevor ich im Oktober 2024 im Stadtarchiv Witten anfing.
IMAGE: Welche historischen Schätze lassen sich denn beim Stadtarchiv finden?
Dr. Urban: Im Stadtarchiv datieren die ältesten Dokumente aus dem späten 18. Jahrhundert. Noch ältere Unterlagen zur Geschichte Wittens finden sich beim Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark VOHM.
IMAGE: Welche Ziele haben Sie sich für das Stadtarchiv gesteckt?
Dr. Urban: Ganz oben steht, einen neuen zukunftsfähigen Standort zu finden, für den bereits meine Vorgängerin Dr. Kliner-Fruck seit vielen Jahren gekämpft hat. Das Stadtarchiv soll und muss auch digitaler werden. Fest eingeplant ist bereits die Anbindung an ein digitales Langzeitarchiv. Zudem werden wir sogenannte „Findbücher“ online stellen, damit unsere Quellen nutzbarer werden. Mir ist auch wichtig, dass wir mit neuen Themen an die Öffentlichkeit gehen. Natürlich wird die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus als Teil einer Demokratie fördernden Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit weiterhin einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Dazu sollten jedoch Themen wie Wohnen und Wohnungslosigkeit, die vielfältige Industriegeschichte sowie die Umweltgeschichte sichtbarer werden.
IMAGE: Am 27. September findet in der Zeit von 17 bis 22 Uhr „Lesser Known Places“ statt. Worum geht es dabei?
Dr. Urban: Wir veranstalten „Lesser-Known Places. Langer Abend der Wittener Stadtgeschichte“ in Anspielung an das bekannte „Lost Places“. Das Stadtarchiv als Teil des Kulturforums Witten widmet sich an diesem Abend weniger bekannten Orten und Themen, wie z.B. der gemeinsamen Standortgeschichte von Saalbau und Stadtarchiv in der Bergerstraße. Wir bieten Führungen im Stadtgebiet sowie kleine Ausstellungen, Mitmach-Aktionen und Präsentationen an verschiedenen Schauplätzen an. Abgeschlossen wird der Abend mit Konzerten der Musikschule und der Band Blues Unlimited im Haus Witten.
IMAGE: Herr Dr. Urban, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
von Matthias Dix