Der zweite Bauabschnitt der Umgehungsstraße in Niedersprockhövel greift deutlich in die Natur ein. Vor dem Haus links wird sie quer über die landwirtschaftliche Fläche führen - dort entsteht die Kreisverkehr-Anbindung an die Hasslinghauser Straße.
Karte der Umgehungsstrasse, 2019
Der Plan unten rechts zeigt die Umgehungsstraße, die sich derzeit im ersten Bauabschnitt befindet. Am Ende der Hauptstraße entsteht zurzeit der Kreisverkehr (rechts oben im Bild). Von dort geht die Trasse hinter Schule und Glückaufhalle durch landwirtschaftliche Fläche an die Hasslinghauser Straße und wird dort mit einem weiteren Kreisverkehr (unten links im Bild) angebunden.
Nach jahrzehntelangen Planungen und einem juristischen Verfahren der Gegner wurde mit dem ersten Spatenstich im Dezember 2018 eine millionenschwere Realität geschaffen, die das Gesicht von Niedersprockhövel nachhaltig verändern wird. Wenn die Straße fertig gebaut ist, wird die Hauptstraße von der Landes- zur Kommunalstraße abgestuft und damit öffnet sich neuer gestalterischer Spielraum. So will es die politische Mehrheit aus CDU, SPD und FDP seit vielen Jahren.
Gerade im Bereich der Hasslinghauser Straße und Hopener Weg wird die Straße landwirtschaftliche Flächen tangieren. An einem Wohnhaus im Hopener Weg, derzeit von der hochbetagten Eigentümerin und einem Mieter genutzt, führt die Straße dicht vorbei. Bei den derzeit verpachteten Ackerflächen ist auch das Grundstück von Friedrich Stracke betroffen. 4000 Quadratmeter werden von dem früheren Bauernhof als Baufläche benötigt, weitere 8000 Quadratmeter sind Ausgleichsfläche. Der Sprockhöveler war und ist kein Freund der Umgehungsstraße, für ihn teilt sie die Stadt. Die Voraussetzungen für ihre Planung hätten sich zudem komplett geändert. Die Beruhigung der Hauptstraße sieht auch er - doch eine Einbahnstraßenregelung zur Wuppertaler Straße hin mit Verkehrsabfluss durch die Eickerstraße hätten ihm völlig ausgereicht.
Stracke widerspricht der Darstellung in Medien, einigen Eigentümern drohe eine Enteignung, weil sie nicht verkaufswillig seien und Straßen.NRW für den zweiten Bauabschnitt noch nicht alle benötigten Flächen im Besitz habe. „Das stimmt so nicht. Es gibt zwar für einige Flächen noch keinen Vertrag, aber die Verkaufsbereitschaft ist bis auf vielleicht einen Fall gegeben. Und bei diesem Fall ist die Fläche sehr klein, die benötigt wird.“ Die Tücke liege allerdings im Detail. Für die hochbetagte Eigentümerin am Hopener Weg sei die Straße direkt am Haus ein klarer Wertverlust. Der Mieter könne ja ausziehen, die alte Dame jedoch habe ein Problem. Stracke selbst hat mit Straßen.NRW über die Ausgleichsfläche verhandelt - erfolgreich, denn von der ursprünglich vorgesehen Fläche wurde abgewichen. So kann der landwirtschaftliche Pächter erhalten bleiben, bei dem übrigens die nächste Generation bereits in den Startlöchern steht.
Bei der Baufläche seien noch Details zu klären. Auch hier sei man auf gutem Wege. Deutlich bemängelt der Sprockhöveler allerdings die kommunikativen Wege. Ein erstes Schreiben von Straßen.NRW habe er im April 2018 erhalten und darauf auch geantwortet. Dann habe man genau 382 Tage benötigt, bis es zu einer weiteren Korrespondenz gekommen sei. Am 1. Juli 2019 habe man sich persönlich getroffen, am 4. Juli habe es erneut schriftlichen Kontakt gegeben und dann wieder in der zweiten Septemberhälfte. Und es gäbe immer noch Klärungsbedarf.
Die Bauphase über ein kompliziertes Enteignungsverfahren über die geplanten zwei Jahre hinaus verlängern, das will eigentlich niemand. Mindestens 4,5 Millionen Euro kostet das Land NRW die nur gut einen Kilometer lange Umgehungsstraße, die sieben Meter breit sein wird und von bis zu 8700 Fahrzeugen pro Tag genutzt werden soll.
Die Hauptstraße in Niedersprockhövel wird derzeit von bis zu 11.400 Fahrzeugen durchfahren. Ist die Umgehungsstraße fertig und die Hauptstraße entlastet, bietet die Politik schon heute viele Gedankenspiele: eine verkehrsberuhigte Hauptstraße mit Aufenthaltsqualität, die Verlegung des Busbahnhofes und Schaffung eines neuen Marktplatzes.
Die politische Mehrheit ist nach wie vor von dem Projekt überzeugt. Für die betroffenen Anwohner ist das Millionenprojekt vor allem eines - eine Beeinträchtigung ihres ganz persönlichen Wohnumfeldes. Das lag bis jetzt mitten im Grünen und das wird sich - optisch und akustisch - in jedem Fall deutlich verändern. Die Diskussion um eine viel zu breite Straße, die überdimensional den kleinen Ort Sprockhövel teilt, die gab es übrigens schon einmal - mit dem Bau der „South-Kirkby-Straße“. Die gilt heute als Unfallschwerpunkt.