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Gesundheit

Die Strahlentherapie - wann kommt sie bei welchen Erkrankungen erfolgreich zum Einsatz?

Behandlung von Krebs und entzündlichen Gelenkserkrankungen - IMAGE im Gespräch mit Dr. Daniel Metzler, Facharzt für Strahlentherapie.

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Dr. med. Daniel Metzler in seiner Praxis für Strahlentherapie. Für jeden Betroffenen wird ein genauer Bestrahlungsplan festgelegt. Der Patient selbst bleibt während der Bestrahlung niemals allein. Das gibt Sicherheit.

Strahlung muss punktgenau auf betroffene Körperregion zielen
„Grundsätzlich gilt: für jeden Krebspatienten muss eine individuelle Therapie abgestimmt werden. Die Herausforderung bei der Strahlentherapie ist es, das zu behandelnde Gebiet möglichst genau zu treffen und dabei die umliegenden gesunden Organe und Gewebe zu schützen. Damit dies gelingt, muss der Tumor sehr gut lokalisiert werden. Im Rahmen der Bestrahlungsplanung werden das Bestrahlungsgebiet und die Bestrahlungstechnik festgelegt. Moderne Bestrahlungstechniken ermöglichen eine genaue Eingrenzung der Strahlendosis auf das Gebiet, welches man bestrahlen möchte“, erläutert Dr. Daniel Metzler.
Die zum Einsatz kommende ionisierende Strahlung erzeugt dabei Schäden am Erbgut der bestrahlten Krebszellen. Dadurch werden Zellteilungen verhindert und die Zellen selbst sterben ab. Gesundes Gewebe besitzt Reparaturmechanismen, durch die entstandene Schäden in der Erbinformation beseitigt werden können. In Krebszellen funktionieren diese Mechanismen oft nur eingeschränkt. Dadurch erklärt sich, dass viele bösartige Tumoren besonders empfindlich auf ionisierende Bestrahlung reagieren.
„Bei der Strahlentherapie wird eine hohe Strahlendosis in einen lokal eng begrenzten Bereich, das sogenannte Zielvolumen (bestehend aus dem Tumor und seinem Ausbreitungsgebiet), eingestrahlt. Ziel ist es, den Tumor zu vernichten. Gleichzeitig sollen benachbarte strahlenempfindliche Organe und Gewebe geschont werden. Regelmäßig investieren wir in moderne Technik. 2024 bekommen wir ein neues CT für die Planung, vor drei Jahren haben wir eine siebenstellige Summe in einen neuen Linearbeschleuniger investiert. Die bildgeführte Strahlentherapie erlaubt uns während der Bestrahlung den Blick in den Körper des Patienten. Auch eine atemabhängige Bestrahlung kann unter bestimmten Voraussetzungen angewandt werden und ist für diese Patienten herzschonender. Die sogenannte intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) arbeitet mit speziellen Blendensystemen, die aus beweglichen Lamellen bestehen. Die Einzellamellen ändern im Verlauf der Bestrahlung ihre Position. Das wiederum schont die empfindlichen Organe. Beim Rapid-Arc-Verfahren wird die Strahlendosis innerhalb der verschiedenen Bestrahlungsfelder variiert, während der Beschleuniger um den Patienten rotiert. So lässt sich die Strahlung optimal an unregelmäßig geformte Tumore anpassen und die Bestrahlungszeit verkürzen.“

Großes Anwendungsspektrum
Das Anwendungsspektrum der Strahlentherapie ist groß. „Bei Tumorpatienten kann sie vor einer Operation helfen, Tumore zu verkleinern. Oder sie wird nach der Operation angewandt, um das Risiko einer Neuerkrankung deutlich zu verringern. Manchmal wird sie auch kombiniert mit der Chemotherapie. Bei manchen Krebserkrankungen ist die Strahlentherapie in der Lage, die Operation mit gleichwertigen Heilungschancen zu ersetzen, beispielsweise bei Prostatakrebs. Bei Palliativpatienten kann sie ebenfalls in der Schmerzlinderung zum Einsatz kommen. Aber auch bei gutartigen Erkrankungen - etwa bei schmerzhaften Arthrosen in den Gelenken der Extremitäten oder Sehnenansatzentzündungen - bietet sie Hilfe. Chronische Schmerzen können häufig gut mit einer Strahlentherapie behandelt werden. Das betrifft insbesondere Schmerzen, die vom Stütz- und Bewegungsapparat ausgelöst werden, mit Ausnahme der Wirbelsäule.
Die betroffenen Körperregionen werden mit einer im Vergleich zur Krebstherapie sehr niedrig dosierten Bestrahlung bei sechs bis zehn Bestrahlungsterminen behandelt. Diese Therapie führt bei den chronischen Schmerzen sehr häufig zu einer deutlichen Beschwerdebesserung, die oftmals in eine völlige und dauerhafte Schmerzfreiheit mündet. Wie bei Krebs wirkt die Strahlentherapie auch hier zeitverzögert. Ihr Vorteil liegt neben ihrer lokalen Anwendung in ihrer guten Verträglichkeit.“

Behandlungsdauer von wenigen Minuten
Nach Erstgespräch und Erstellung eines genauen Bestrahlungsplanes kommt es zur Bestrahlung. „Die Anzahl der erforderlichen Bestrahlungssitzungen hängt vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Bei einer Krebsdiagnose finden die Bestrahlungen in der Regel vier- bis fünfmal pro Woche statt. Die jeweilige Behandlungsdauer beläuft sich meist nur auf wenige Minuten. Die Bestrahlungsfelder werden in regelmäßigen Abständen über den gesamten Behandlungsverlauf dokumentiert und kontrolliert. Die anschließenden (werk-)täglichen Bestrahlungen werden von speziell ausgebildetem Personal durchgeführt. Wichtig ist mir dabei auch: Der Patient ist niemals allein. Selbst für die Dauer der Bestrahlung sind die Mitarbeiter über Kameras und Mikrofone mit dem Patienten in Kontakt. Ich finde es wichtig, einen angstfreien Zustand beim Patienten zu erzielen. Deshalb haben wir in der Praxis auch optische Vorkehrungen im Bestrahlungsraum getroffen, die für den Betroffenen eine möglichst angenehme Atmosphäre erzeugen sollen.“
Mögliche Nebenwirkungen können bei der Krebstherapie auftreten. „Sie treten aber nur an der Stelle auf, wo man bestrahlt. Beispielsweise kann Durchfall bei einer Bestrahlung im Beckenbereich auftreten. Bei einer Hirnbestrahlung kann es zum Haarverlust kommen. Eine Bestrahlung wird oft als Ursache für Müdigkeit, Fieber und Appetitlosigkeit angesehen. Hier ist es jedoch nicht die Bestrahlung, sondern die seelische Komponente, der Druck durch verschiedene und wiederkehrende Termine, der Wegfall des gewöhnlichen Tagesrhythmus, der zu den geschilderten Symptomen führen kann. Bei den orthopädischen Bestrahlungen gibt es diese Nebenwirkungen nicht. Alles in allem ist die Strahlentherapie eine sehr verträgliche Therapieform.“ anja