Sabine Noll (51) möchte Bürgermeisterin in Sprockhövel werden und tritt als gemeinsame Kandidatin bei der Kommunalwahl 2020 für CDU und Bündnis 90/Grüne in Sprockhövel an. Für IMAGE und ruhrkanal.news haben wir mit der geborenen Düsseldorferin gesprochen.
Sabine Noll will Bürgermeisterin in Sprockhövel werden und tritt bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 für CDU und Bündnis 90/Grüne an. Das Foto zeigt sie im Interview mit Frank Stohdieck.
IMAGE/ruhrkanal.NEWS: Frau Noll, als Diplom-Verwaltungswirtin und Kämmerin in Monheim seit 2013 sind Sie eine Frau der Zahlen. Monheim hat rund 250 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen, die niedrigste Gewerbesteueradresse in NRW, durfte sich in der Vergangenheit über millionenschwere Gewerbesteuernachzahlungen freuen sowie über 100 Ideen der Bürger bei der Online-Beteiligung zum Haushalt. Der Doppelhaushalt 2020/21 der Stadt Sprockhövel ist hingegen auf Kante genäht mit Ein- und Ausgaben von etwa 67 Millionen Euro und einem prognostizierten Überschuss von gerade mal 50.000 Euro. Die Gewerbesteuereinnahmen liegen etwa bei 12 bis 13 Millionen Euro und es gibt eine Haushaltssperre wegen millionenschwerer Gewerbesteuerrückzahlungen. Seit Jahren dümpelt die Zukunftskommission ohne nennenswerte Bürgerbeteiligung vor sich. Warum wollen Sie Bürgermeisterin in Sprockhövel werden?
NOLL: Gerade diese Herausforderungen reizen mich. Es gilt, Chancen wahrzunehmen, was bislang nicht geschehen ist. Sprockhövel soll kein zweites Monheim werde, aber die Stadt ist in vielen Fällen Vorreiter in NRW bei der Gewerbesteuer und den Hebesätzen, der Digitalisierung oder dem Klimaschutz. Man muss die Stadt nicht komplett auf den Kopf stellen, aber es bedarf einer Politik der Ideen und Innovation. Dabei bin ich niemand, der mit Schnellschüssen unterwegs ist. Ich beschäftige mich intensiv mit den Dingen. Für mich gilt: Die beste Finanzpolitik ist die Grundlage für gute Sozialpolitik.
IMAGE/ruhrkanal.NEWS: Monheim hat 40.000 Einwohner auf 23 Quadratkilometern und zwei Stadtteile. Sprockhövel hat 25.000 Einwohner auf 48 Quadratkilometern und sechs Stadtteile. Die stark zersiedelte Flächengemeinde kämpft seit Jahren mit einer gemeinsamen Identität als Stadt. Wie wollen Sie dieser Herausforderung begegnen?
NOLL: Monheim hat auch zwei eigene Stadtteile mit unterschiedlicher Identität. Die Bürger sollen sich mit ihrer Stadt als Ganzes identifizieren. So etwas dauert Jahre und entwickelt sich in einem Prozess. Dabei ist man in Monheim auf einem guten Weg. Wichtig ist es, dabei alle Bürger quer durch alle Altersschichten mitzunehmen.
IMAGE/ruhrkanal.NEWS: Die Stadt Monheim am Rhein – Hauptstadt für Kinder® schafft als MOKI (Monheim für Kinder) optimale Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche. Sprockhövels Angebote für Kinder und Jugendliche sind überschaubar: optisch verbesserungsbedürftige Jugendzentren, Büchereien, die über wenige Stunden Öffnungszeiten nicht herauskommen, eine Bildungslandschaft, die fast jeden Jugendlichen kurz nach der Grundschule in die Nachbarstädte treibt und ihn auch gleich dort die Freizeit verbringen lässt – was ist wichtig, um junge Menschen am Ort zu halten?
NOLL: Man muss sich mit dem demographischen Wandel beschäftigen mit dem Ziel, dass man sich in Sprockhövel willkommen fühlen sollte. Eine gute Infrastruktur ist wichtig und da stecken die Chancen drin, die man bisher nicht wahrgenommen hat. Viele Maßnahmen – gerade im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit – müssen nicht viel Geld kosten. Die Einstellung zu einer Sache ist wichtig. Viele Ideen stecken auch in der Bevölkerung selbst und durch Zuhören kann man das gemeinsam entwickeln. Bei Fridays für future sehen wir doch, wie politikinteressiert junge Menschen sind und dass sie in der Lage sind, Dinge und Themen zu hinterfragen.
IMAGE/ruhrkanal.NEWS: Monheim als Stadt am Fluss steigert ihre öffentliche Wahrnehmung als touristische Destination in naturräumlicher und kultureller Hinsicht. Sprockhövel hat ein Stadtmarketing mit vielen ehrenamtlichen Aspekten. Sprockhövel hat zwei Werbegemeinschaften in Haßlinghausen und Niedersprockhövel. Gemeinsame Veranstaltungen sind schwierig. In der Vorweihnachtszeit ist ein Desaster zu erleben gewesen – abgesagte Veranstaltungen mangels Beteiligung. Sie sagen: Sprockhövel bleibt touristisch unter seinem Potenzial. Was genau meinen Sie damit?
NOLL: Über 70 Prozent von Sprockhövel sind Wald und Landwirtschaft. Wir müssen uns touristisch nicht so weit entwickeln, dass wir von Besucherströmen überschwemmt werden, aber wir müssen erkennen, dass hier ein großes Potenzial im Bewahren der grünen Landschaft liegt.
IMAGE/ruhrkanal.news: Nun wohnen Sie ja in Hattingen und sind bei der dortigen CDU auch Schatzmeisterin. Man hätte sich auch vorstellen können, Sie werfen für Hattingen den Hut in den Ring. Zu tun gibt es dort auch genug. Haben Sie nie darüber nachgedacht?
NOLL: Es gibt seit vielen Jahren eine enge Verbundenheit zu Sprockhövel. Mein Mann arbeitet dort, wir haben viele Freunde. In die Diskussion einer Kandidatur für Hattingen sind wir aber nie eingestiegen.
IMAGE/ruhrkanal.NEWS: Was mag Sabine Noll privat und was mag sie überhaupt nicht?
NOLL: Ich mag meinen Mann und meine Familie, Sport – Joggen über die Bahntrasse beispielsweise, Lesen, gutes Essen, Freizeitgestaltung sowie Sprockhövel und seine Menschen. Was ich nicht mag: Ignoranz, Überheblichkeit, wenn man andere Menschen nicht wertschätzt. Und ich mag keine Spinnen.