Punktlandung in Hattingen: nach einer rekordverdächtigen Bauzeit von nur zwei Jahren konnte der Erweiterungsbau der Gesamtschule Hattingen-Welper zum Schulbeginn bezugsfertig übergeben werden.
Zur Eröffnung des Erweiterungsbau der Gesamtschule Hattingen-Welper freute sich Schulleiterin Dr. Elke Neumann mit Geschäftsführer RDS Peter Damm (li) über den symbolischen Schlüssel aus den Händen von Baudezernent Jens Hendrix.
Neben dem normalen Aufwand, auf einer Fläche von rund 2600 Quadratmetern zahlreiche Klassenräume, naturwissenschaftliche Lehrräume für bis zu 250 Schüler sowie Verwaltungsräume zu erstellen, musste zusätzlich mit Corona, Lieferengpässen, aber auch mit Protesten gegen die Abholzung mehrerer Platanen umgegangen werden.
Baudezernent Jens Hendrix freute sich vor Ort am Standort Lange Horst 10: „In enger Abstimmung mit uns, dem Architekturbüro und der Schule konnte die Maßnahme reibungslos durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Hattinger Büro RDS Partner hat hervorragend funktioniert und alle sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das Gebäude ist nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch ansprechend.“ Insgesamt wurden zwölf barrierefrei zugängliche Klassenräume und drei Räume mit spezieller Technik für den Unterricht in Biologie, Physik und Chemie gebaut. Hinzu kommen unter anderem Zimmer für Verwaltung und Logistik. Jede der drei Etagen bekam eine eigene Farbe zugeordnet. Während ganz oben auf dem Gebäude auch an eine Dachbegrünung sowie eine Photovoltaikanlage gedacht wurde, verfügt das Gebäude im Kellergeschoss über Platz für 150 Fahrräder einschließlich massiver Radständer. Der Baudezernent hofft, durch dieses Angebot auch den einen oder anderen Schüler und Lehrer zu motivieren, mit dem Rad zur Schule zu fahren: „Vielleicht bleiben dadurch ein paar Autos dann in der Garage.“
Farbenfrohes Kunstwerk hängt im Treppenaufgang
Der Auftrag blieb in der Heimat: das Hattinger Architekturbüro RDS Partner, das sich vor allem im Bereich Krankenhausbau einen Namen gemacht hat, bekam nach einem Ideenwettbewerb den Zuschlag. Peter Damm, Geschäftsführer von RDS Partner, erklärt zum Hattinger Projekt: „Wir sind stolz, dass wir das Projekt in unserer Heimat übernehmen konnten. Von den meisten Räumen, den Fluren oder den Loggien hat man einen Blick ins Grüne. Die Klassenräume haben wir zum Sportplatz ausgerichtet, damit man nicht von dem gegenüberliegenden Gebäude hineinsehen kann und beim Unterricht abgelenkt ist. Durch die großflächigen, teilweise bodentiefen Fenster ist alles lichtdurchflutet. Die Außenwände wurden mit Steinen gebaut, die mit dem Gebäude zusammen altern.“ Zum Einzug schenkte Architekt Damm der Schule ein kleines Kunstwerk im Treppenhaus, das mit zwölf farbenfrohen Tafeln die Klassenräume symbolisiert.
Platanen sollten weitgehend erhalten bleiben
Dass für den Bau auf dem alleeartigen Schulhof einige alte Bäume gefällt werden mussten, rief nicht nur die Naturschützer auf den Plan. Eine Bürgerinitiative „Rettet die Bäume“ gründete sich und versuchte bis zuletzt, den Bau zu verhindern. Fast 4500 Unterschriften sammelten die Naturschützer. Zumindest ein Teil der Bäume konnte erhalten werden. Fünf Bäume wurden umgepflanzt und stehen ein Stück neben der Schule an der Marxstraße.
Die tonnenschwere Brücke, die das bisherige einhundert Jahre alte Schulgebäude mit dem neuen Trakt verbindet, wurde zur Schonung der stehengebliebenen Bäume mit einem riesigen Kran zwischen die beiden Schulgebäude hineingehoben. Nach Abschluss der Baumaßnahmen sollen sich die weiteren Platanen um den Schulhof herum durch gärtnerische Maßnahmen von dem Baustress erholen.
Schulleitung freut sich über das neue Gebäude
Auch Schulleiterin Dr. Elke Neumann ist begeistert: „Das Haus bietet den Schülerinnen und Schülern und dem Lehrpersonal für den Unterricht und darüber hinaus hervorragende Bedingungen. Die überdachten Loggien haben eine hohe Aufenthaltsqualität für die Pausen. Die naturwissenschaftlichen Räume sind auf dem aktuellsten Stand. Wir sind erleichtert, ich bin seit 15 Jahren an der Schule und wir haben so lange für das neue Gebäude kämpfen müssen. Lehrer und Schüler haben bei der Vorstellung des neuen Gebäudes laut applaudiert.“
Anfang August wurden die Möbel ins Gebäude getragen und aufgestellt, sodass passend zu Beginn des neuen Schuljahres die Schülerinnen und Schüler der Stufe 12 und 13 einziehen konnten. Insgesamt belaufen sich die Baukosten auf 7,6 Millionen. Nach dem Bau ist vor dem Bau: Das alte Schulgebäude wird demnächst renoviert und zeitgemäß umgebaut. Die Vorplanung läuft bereits.
MINT-Freundlichkeit und Küchendienstleister
Die Gesamtschule hat erstmals auch die Auszeichnung als MINT-freundliche Schule erhalten. Angesichts der drängenden Klima- und Naturschutzthemen wird das Interesse der Schülerschaft für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zunehmend begrüßt. So haben sich Schüler in Projekten beispielsweise bereits damit beschäftigt, wie Wärmestrahlung sichtbar gemacht werden kann und was passiert, wenn Menschen durch die Nutzung fossiler Brennstoffe Mengen von CO2 freisetzen.
Eine besondere Bedeutung bekommt die Gesamtschule auch für die hungrigen Mägen der Hattinger Schülerschaft. Die Küche in der Gesamtschule am Standort Marxstraße soll als Zentralküche das Schulessen für die Mensen der Gymnasien und der Realschule mitliefern. Der letzte Caterer hatte den Vertrag über die Verpflegung an den Schulen aufgrund gestiegener Kosten für Lebensmittel und Personal gekündigt. Die Dussmann Service Deutschland GmbH hat den Zuschlag für alle weiterführenden Schulen in Hattingen erhalten. Gekocht wird für alle dann in Welper. dx/anja