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Gesundheit

Der Bluthochdruck - unbehandelt eine große Gefahr

Zwanzig bis dreißig Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einem zu hohen Blutdruck.

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Alexander Ivchenko, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin EvK Witten. Foto: EvK Witten

IMAGE: Was ist der Blutdruck und wann ist er zu hoch?
IVCHENKO: Das Herz versorgt unsere Organe und das Gewebe mit Blut. Mit dem Herzschlag zieht sich der Herzmuskel zusammen und pumpt Blut in die Gefäße des Blutkreislaufs. Dabei übt das Blut Druck auf die elastischen Gefäßwände der Arterien aus. Wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut in die Gefäße pumpt, sprechen wir von systolischem Blutdruck. Wenn der Herzmuskel erschlafft, erzeugen die Rückstellkräfte der elastischen Gefäße weiter Druck auf das Blut in den Gefäßen, sodass es weiter transportiert wird. Diesen Druck bezeichnen wir als diastolischen Blutdruck. Angegeben wird er in „Millimeter Quecksilbersäule“, also mmHg. Der diastolische Druck ist niedriger als der systolische Blutdruck.
Von Bluthochdruck oder Hypertonie sprechen wir, wenn verschiedene Oberarm-Messungen in der Arztpraxis an unterschiedlichen Tagen Werte von 140 zu 90 mmHg oder höher ergeben. Bei Selbstmessungen für zu Hause gilt eine Obergrenze von 135 zu 85 mmHg.

IMAGE: Was sind die Ursachen für Bluthochdruck?
IVCHENKO: Wir unterscheiden zwischen der primären und sekundä–ren Hypertonie. Eine Grunderkrankung ist die Folge der sekundären Hypertonie. Zu den häufigsten Ursachen gehören Nierenerkrankungen oder hormonelle Störungen. Sie verursachen den Bluthochdruck. In den weitaus meisten Fällen haben wir es aber mit der primären Hypertonie zu tun. Eine organische Ursache als Auslöser ist hier nicht erkennbar. Aber es gibt Umstände, die den Bluthochdruck begünstigen. Dazu gehören in erster Linie die Erbanlagen und der persönliche Lebensstil. Liegt in der Familie Bluthochruck bei nahen Verwandten, beispielsweise den Eltern vor, so besteht ein erhöhtes Risiko für Kinder, an Bluthochdruck zu erkranken. Zu geringe Bewegung, ungesunde Ernährung, Alkohol und Nikotin sowie Übergewicht und Stress gehören ebenfalls zu möglichen Ursachen.

IMAGE: Bluthochdruck verursacht am Anfang oft keine Probleme. Ab wann ist Bluthochdruck gefährlich?
IVCHENKO: Unerkannt und unbehandelt steigt beim primären Blut–hochdruck das Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Nierenschädigung zu erleiden. Eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig. Je höher der Blutdruck schon bei jungen Menschen ist und je länger er andauert, desto mehr schädigt er unter anderem die Herzmuskelfunktion. Der Herzmuskel muss ständig gegen den hohen Druck ankämpfen, er leiert quasi dadurch aus. Das elektrische Zentrum im Herzen wird dadurch ebenfalls beeinträchtigt, so kommt es zu Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern. Die Neigung zu Blutgerinnseln nimmt dadurch zu, es können sich Thromben bilden. Wenn die Gefäße verstopfen, entstehen je nach Lokalisation Herzinfarkt, Schlaganfall oder Embolien, etwa in Bein oder Leiste. Was oft übersehen wird: Schlaganfall und Herzinfarkt sind keine harmlosen Krankheiten. Viele von ihnen enden tödlich oder führen zu Gebrechlichkeit und deutlichen Leistungseinbußen.
Handelt es sich dagegen um eine leichte Hypertonie, so kann man selbst durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten einen positiven Einfluss nehmen. Eine schwere Hypertonie wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Die Arzneimittel senken den Blutdruck, aber sie können die Hypertonie nicht heilen. Nimmt ein Hochdruckkranker keine Blutdrucksenker mehr, steigt in aller Regel sein Blutdruck wieder. Viele Betroffene müssen für den Rest ihres Lebens Medikamente nehmen. Nur so können sie lebensbedrohlichen Erkrankungen vorbeugen. Durch die regelmäßige Einnahme der Medikamente können Hypertoniker das Fortschreiten der Erkrankung verhindern und meist ein ganz normales Leben führen. Ein Hochdruckkranker darf seine Medikamente nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen. Das kann zu gefährlichen Blutdruckschwankungen führen. Um die Medikation möglichst genau einzustellen, ist es bei jedem Bluthochdruck-Patienten sinnvoll, eine Langzeitmessung zu machen. Sie zeigt, wie sich die Werte im 24-Stunden-Verlauf verändern.

IMAGE: Viele Menschen müssen mehrere Blutdruckmedikamente nehmen. Warum ist das so?
IVCHENKO: Der Blutdruck des Menschen wird von mehreren unterschiedlichen Faktoren reguliert. Dazu gehören die Spannung der Blutgefäßwände, der Salz-Wasser-Haushalt des Körpers und das Zusammenwirken mehrerer biochemischer Regelsysteme. Es kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz, die an unterschiedlichen Stellen in die Blutdruckregulation eingreifen. Ein Basismedikament sind Betablocker. Sie blockieren die Stellen am Herzen, an denen sich blutdrucksteigernde Stresshormone andocken. Weitere Medikamente sind Kalzium-Antagonisten und ACE-Hemmer, die in Kombination mit einem Betablocker gegeben werden können. Welche Medikamente gegeben werden sollten, ist individuell verschieden und sollte in enger Absprache mit dem Arzt erfolgen. Das Ziel der Behandlung von Bluthochdruck-Erkrankten ist immer die effiziente und nebenwirkungsarme Senkung des Blutdrucks.

IMAGE: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Alter?
IVCHENKO: Ja, den gibt es. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, weil die Gefäße ihre Elastizität verlieren. Das bedeutet aber nicht, dass junge Menschen nicht unter Bluthochdruck leiden. Im Gegenteil. In den letzten Jahren sehen wir eine deutliche Zunahme bei jungen Menschen. Hier spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle.
Viele Menschen wissen auch nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben. Die Dunkelziffer ist hoch. Das ist gefährlich, weil der Bluthochdruck am Anfang eben nicht unbedingt zu Problemen führt. Wird der Bluthochdruck nicht behandelt, löst er zu einem späteren Zeitpunkt schwerwiegende Krankheiten aus, die dann stationär behandelt werden müssen. Im EvK Witten werden unter anderem Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und Herzklappenfehlern versorgt.

IMAGE: Es gibt aber stark schwankende Blutdruckwerte?
IVCHENKO: Ja, die gibt es auch. Grundsätzlich schwankt der Blutdruck aber bei allen Menschen. Wir sprechen hier von einem zirkadianen Rhythmus. Das bedeutet, dass schon vor dem Aufwachen der Blutdruck kontinuierlich ansteigt. Nachts dagegen fällt der Blutdruck deutlich ab und erreicht zwischen zwei und drei Uhr morgens die niedrigsten Werte. Diese Veränderungen werden vom autonomen Nervensystem gesteuert und sind von uns nicht beeinflussbar. Merkliche Schwankungen lassen sich am besten über eine Langzeitmessung erkennen. So kann man erkennen, ob es sich um natürliche Schwankungen handelt oder ob eine Erkrankung die Ursache sein kann. Auch wenn jemand bereits mit Medikamenten behandelt wird, können Schwankungen auftreten. Der Betroffene merkt dies im Ernstfall beispielsweise durch Luftnot, Druck in der Brust, starke Kopfschmerzen, neurologische Ausfälle wie Seh- oder Sprechstörungen, Benommenheit, Lähmungen, Übelkeit oder Erbrechen. In solchen Fällen kann ein Bluthochdrucknotfall die Ursache sein und man sollte nicht zögern, einen Rettungsdienst zu alarmieren. anja