Logo
Superbanner 749 x 89 Pixel_Platzhalteranzeige.jpg
Gesundheit

Depression: Wenn die schönste Zeit im Jahr kränker macht

Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. Auch in diesem Jahr greift IMAGE gemeinsam mit Dr. med. Willi Martmöller, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie (Tiefenpsychologie) in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ spannende Fragen auf und stellt verblüffende Antworten aus der Psychologie vor.

GES-WieticktderMensch-2.jpg

Wer an Urlaub denkt, freut sich auf Sonne, Meer und tolle Erlebnisse - auf eine schöne Zeit. Dass der Urlaub oder die Zeit danach eine Herausforderung für Körper und Seele sein können, erleben nicht nur Menschen, die eine Depression bereits kennen. „Wer akut unter einer Depression leidet, dem geht es im Urlaub nicht automatisch besser. Die Depression ist im Reisegepäck mit dabei. Der Betroffene sieht die schönen Dinge nicht und fühlt sich vom äußeren Druck, genießen zu MÜSSEN - ausgelöst beispielsweise durch den Partner - noch schlechter. Die Erwartung, ein schönes Ereignis gibt der Krankheit eine positive Wendung, ist nicht eingetreten. Diese Erwartung kann sowohl der Betroffene selbst haben, sie kann aber auch von außen an ihn herangetragen werden“, erklärt Dr. Willi Martmöller.
„Menschen, die nicht von einer Depression betroffen sind, können im Urlaub durch (Über)Erregung, Stress, Hektik oder das Zulassen von nicht mehr verdrängten Problemen ebenfalls in ein Stimmungstief geraten. Das kann sich unter Umständen zu einer Depression entwickeln. Im normalen Alltag neigen Menschen dazu, Herausforderungen aktiv zu lösen oder zu verdrängen. Im Urlaub treten aktuelle Konflikte nicht selten deshalb in den Vordergrund, weil man Zeit hat und sich die Gedanken aus der Alltagssituation gelöst haben. Diese Situation kann kann negative soziale Spannungen, Reizbarkeit und Streit hervorbringen. Auch die Stress-Situation der Reisevorbereitung, ein Erlebnis vor Ort oder enttäuschte Erwartungen können Trigger sein. Ständige Kontrollen vor Verlassen der Wohnung oder des Hauses und die Angst vor negativen Erlebnissen in der Abwesenheit können Zwangshandlungen auslösen und sogar ein Verreisen unmöglich machen. Viele Menschen haben auch Probleme, sich anderen Menschen für die Reise anzuvertrauen: dem Piloten im Flugzeug oder dem Fahrer von Auto, Bahn oder Bus. Endlich am Urlaubsziel angekommen steht die Angst vor Unbekanntem den schönen Erlebnissen im Weg. Der Urlaubsblues wird immer größer“, so Martmöller.
„Ist der Urlaub vorbei, erleben Betroffene keine Erleichterung. Sie werden wieder konfrontiert mit Ängsten, den Herausforderungen des Alltags nicht (mehr) gewachsen zu sein. Das kann sich in körperlichen Symptomen wie Müdigkeit, Appetit- und Schlaflosigkeit und psychischen Beschwerden wie Antriebslosigkeit bis hin zur Depression äußern. Hintergrund sind ungelöste Arbeits-, Beziehungs- oder Lebenssorgen, die schon vor dem Urlaub existierten und durch ihn in das Bewusstsein des Betroffenen drängten. Eine Lösung kann nur in der Aufarbeitung der ursächlichen Herausforderung liegen, die in der Regel eine Veränderung im Leben bedeutet.“ anja