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Gesundheit

Depression – mehr als ein „November-Blues”

Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. Auch in diesem Jahr greift IMAGE gemeinsam mit Dr. med. Willi Martmöller, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie (Tiefenpsychologie) in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ spannende Fragen auf und stellt verblüffende Antworten aus der Psychologie vor.

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„Die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür und die Corona-Pandemie scheint noch nicht überwunden. Viele Menschen fühlen sich jetzt besonders hoffnungslos. Wird aus dieser Beeinträchtigung der Stimmung, dem Verlust von Freude, der Antriebslosigkeit und den damit oft verbundenen körperlichen Beschwerden ein länger andauernder Zustand, sprechen wir von Symptomen einer Depression. Durch Studien wissen wir, dass Frauen Depression anders erleben als Männer. Außerdem hat sich der Erkrankungsgipfel verjüngt. Lag er früher zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, so ist er jetzt auf das 18.-25. Lebensjahr vorverlagert“, so Dr. Willi Martmöller. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist aber in jedem Alter möglich und wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. „Die Ursachen für die Erkrankung sind vielschichtig und setzen sich aus biologischen und sozialen Aspekten zusammen. Wo enge Bezugspersonen in stabilen Beziehungen vorhanden sind, sinkt das Risiko für eine psychische Erkrankung. In diesem Zusammenhang erweisen sich die Kontaktarmut in der Corona-Pandemie und die damit oft verbundene Vereinsamung als problematisch. Auch Naturkatastrophen wie die Flut im Sommer dieses Jahres und der Verlust von Menschen, Eigentum, Arbeitsplatz und persönlichen Erinnerungen können Auslöser einer Antriebs- und Hoffnungslosigkeit sein, die in eine Depression münden kann. In den letzten Jahren wird auch in der Neurobiologie nach Ursachen für eine depressive Erkrankung geforscht. Negativer Stress und die erhöhte Freisetzung von Kortisol oder ein relativer Mangel an Monoaminen (Noradrenalin und Serotonin) gelten dabei als mögliche Erklärungsansätze.“
Was kann der Betroffene tun? „Wer es nicht schafft, sich eine Struktur zu geben und eine schwierige Lebensphase zu überwinden, sollte professionelle Hilfe in persönlichen Gesprächen suchen. Trotz der Möglichkeiten von E-Mental Health und Online-Therapie kann der Computer den Menschen an dieser Stelle nicht ersetzen. An Depression erkrankte Menschen können ihre Verlorenheit gegenüber dem Selbst nur in einer räumlichen und körperlichen Begegnung mit und der Spiegelung durch den Therapeuten in der Therapie überwinden. Digitale Ansätze sind hier nur ein Benefit zur Überbrückung oder zur tagesaktuellen Beobachtung.“

Symptome für eine Depression
Geringe Energie, Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit, Schwierigkeiten in der Konzentration oder beim Treffen von Entscheidungen, geringes Selbstbewusstsein, aber auch schlechter Appetit oder Überessen – das sind Symptome einer Depression. Depressive Menschen erleben, dass Gefühle wie Freude oder Begeisterung abnehmen. Dauert der Zustand mindestens zwei Jahre an und liegt der Zeitraum der Symptomfreiheit unter zwei Monaten, spricht man von einer chronisch-rezidivierend depressiven Störung. Dennoch sind viele Betroffene gut in der Lage, zumindest am Anfang ihrer Erkrankung den Alltag aus dem Blickwinkel von Außenstehenden zu meistern. Fast immer werden Depressionen deshalb verspätet erkannt. Zur Behandlung gehören neben verschiedenen psychotherapeutischen Ansätzen auch eine medikamentöse Unterstützung durch Antidepressiva. Hier gilt es, im Einzelfall den Nutzen und das Risiko von Nebenwirkungen zu berücksichtigen. anja