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Auto & Mobilität

Das Rad wurde nicht neu erfunden, aber...

Hattingen hat einen neuen Fahrradstadtplan und der hat es richtig in sich.

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Freuen sich über den neuen Fahrradstadtplan für Hattingen und Umgebung: v.l. Nahmobilitätsmanager Johannes Fröhlich, René Tacken und Rolf Fliß vom KV-Verlag, Baudezernent Jens Hendrix und Georg Hartmann, Geschäftsführer Hattingen Marketing. Der Stadtplan kostet 4,95 Euro.

Selbstverständlich hatte Hattingen an der Ruhr bereits eine Fahrradkarte. Aber nicht so eine. Und sie war auch bereits in die Jahre gekommen. Also musste eine neue Karte her – zumal Hattingen mittlerweile Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW (AGFS NRW) ist und hier legt man Wert auf alles, was zu diesem Ziel führt. Die Stadt Hattingen, Hattingen Marketing, der ADFC Hattingen und der KV-Verlag setzten sich an einen Tisch und trugen die Ideen zusammen. Bevor es nämlich an das Zeichnen vom Fahrradstadtplan am Computer gehen kann, muss feststehen: Was soll ein solcher Plan überhaupt abbilden?
Jedenfalls eine ganze Menge. Neben dem „normalen“ Straßenverzeichnis geht es vor allem um Einbahnstraße Fahrrad frei, Fußgängerzonen Radfahrer frei, Fahrradstraßen, Straßen mit separatem Radweg, aber auch um wichtige Infrastruktur wie Abstellmöglichkeiten in der Box oder frei mit und ohne Dach. Selbstverständlich wollen auch die öffentlichen Einrichtungen sowie Sport- und Freizeitangebote benannt und eingezeichnet werden. Schließlich will man wissen, wie weit das Ziel noch entfernt ist. Offizielle Radrouten und das Knotenpunktsystem mussten eingearbeitet werden. Das alles zu recherchieren und umzusetzen, braucht Zeit. Rund 1 ½ Jahre hat es gedauert, bis das Ergebnis jetzt vorliegt. Herausgekommen ist ein Fahrradstadtplan, den man gut in die Tasche stecken kann und der vor allem gut lesbar ist. Hat sich der Verlag doch für die praktische Leporello Zick-Zack-Falz entschieden: will heißen, der Plan ist zweimal „durch die Falz gegangen“ und so gefaltet, dass er wie ein Buch lesbar ist. Man muss also unterwegs nicht den ganzen Plan öffnen und sich vom Wind verwehen lassen, um die gewünschte Information zu bekommen. Noch sinnvoller ist es allerdings, den Plan zur Vorbereitung einer Tour zu nutzen, denn die mehr als sechzig Symbole wollen ordentlich studiert werden. Tut man das, weiß man danach aber auch fast alles: Wo sind welche Treppen und wie kommt man von A nach B und was findet man dort. Und natürlich auch im Sinne der gemischten Mobilität, wo Parkplätze sind und die Anbindung an den ÖPNV.
Was man nach dem Studium auch weiß: was soll in Hattingen und Umgebung in Zukunft zum Thema Infrastruktur und Fahrrad passieren. Denn während Stadtpläne in der Regel nur das enthalten, was bei Drucklegung tatsächlich auch da ist, geht dieser Fahrradstadtplan einen Schritt weiter. Eingezeichnet sind auch die Dinge zum Thema Fahrrad, die in hoffentlich naher Zukunft geplant und realisiert werden. Dazu gehört beispielsweise das Projekt Ruhrpromenade, welches im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 angestoßen wird. Stehen die Fördermittel bereit, soll es in Höhe der Henrichshütte eine Fuß- und Fahrradbrücke – optisch mit leichtem Hüftschwung – auf die andere Seite der Ruhr geben. Selbstverständlich fehlt im Stadtplan nicht der Hinweis „geplant 2027“, damit der Radfahrer von heute nicht plötzlich vor einer jetzt noch nicht existierenden Brücke steht. René Tacken vom KV-Verlag Essen, verantwortlich in dritter Generation für das Zeichnen des Planes, hat deshalb auch gleich eine Anmerkung parat: „Cityplan, Stadtplan und Freizeitkarte sollen nicht einfach nur die Realität abbilden. Sie sind auch in die Zukunft gerichtet. Ärgerlich wäre es, wenn die Zukunftsperspektiven für lange Zeit nicht realisiert würden.“ 
Das Statement richtet sich allerdings nicht nur an die Stadt Hattingen. Denn die kann nur tätig werden, wenn die millionenschweren Kosten für die Projekte zu einem großen Teil aus Fördertöpfen kommen. Die Anträge sind gestellt und in Zukunft dürften noch weitere dazu kommen. Unter dem „Projekt Lückenschlüsse“ sind ebenfalls Zukunftsvisionen eingezeichnet, wo die Lücken zwischen vorhandenen Radwegen geschlossen werden sollen. Erhältlich ist der neue Fahrradstadtplan ab sofort im Buchhandel, bei Hattingen Marketing sowie online über den Verlag. von Dr. Anja Pielorz