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Witten

Das alte Herbeder Pastorenhaus

Seit 2021 unter Denkmalschutz...

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Witten kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken: Herbede wird erstmals 851, Witten selbst 1214 in den Annalen erwähnt. Nicht wenige historische Bauten sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben, viele davon als denkmalgeschützte Bauwerke in der Denkmalliste der Stadt Witten verzeichnet. IMAGE möchte Ihnen einige davon in loser Folge vorstellen. Heute nehmen wir das ehemalige Pastorenhaus in Herbede, Am Berge 52, in den Blick, das seit dem 7. April 2021 Platz 283 in der Denkmalliste einnimmt.
Vor fast 260 Jahren, genau im Jahre 1766, bezog der damalige Pfarrer von Herbede Wilhelm Diederich Rautert zusammen mit seiner Ehefrau Johanna Christina Starmann sein neues Heim an der Westseite des Herbeder Berges. Wilhelm Rautert ist 1748 von der Kirchengemeinde zum neuen Pfarrer gewählt worden. Er entstammte einer alteingesessenen Herbeder Familie, aus der neben Steuereinnehmern und Richtern auch Pfarrer als wichtige Persönlichkeiten Herbedes hervorgingen, die das Leben in Herbede teils mehrere Jahrzehnte lang prägten. Pfarrer Rautert führte seine Gemeinde – ohne den üblichen Stellenwechsel – über 50 Jahre bis zu seinem Tod 1799. An ihn erinnert seit 1975 auch die nach ihm benannte Rautertstraße. Nach seinem Tod ging das Gebäude an den ersten königlich-preußischen Obersteiger des Ruhrreviers Gottlieb Schröder und dessen Familie.
Pastor ließ großes Haus bauen
Ungewöhnlich, so geht es aus den Unterlagen der Unteren Denkmalbehörde hervor, dass der Pastor die stattliche Hofstätte in rund 400 m Entfernung und damit nicht in unmittelbarer Nähe zur Kirche errichten ließ. Möglicherweise war ausschlaggebend, dass die Pfarrersgattin selbst nicht unvermögend war und mehrere Grundstücke mit in die Ehe brachte. Die Entscheidung, ein großes Steingebäude errichten zu lassen, macht die gehobenen Ansprüche der beiden Bauherrn deutlich. Offensichtlich orientierten sie sich bei ihrer Entscheidung an dem Baustil von Adel und Klerus sowie der wohlhabenden städtischen Oberschicht. Das teilunterkellerte Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde als annähernd quadratischer zweigeschossiger Hauskasten mit Satteldach über einem Grundriss von etwa 13 m Länge und 11,70 m Breite und einer Firsthöhe von rund 11,5 m giebelständig zur heutigen Straße „Am Berge“ errichtet. Drei der vier Außenwände des Hauskastens bestehen aus 0,80 m dickem Mauerwerk. Zwischen den massiven Traufwänden wurde eine Fachwerkwand mit den damals typischen paarigen Kopfstreben und Andreaskreuzen unter den Fenstern eingezogen. Zu unterst befindet sich ein großer Gewölbekeller, zu oberst ein früherer Heuboden.
Haus konnte rauchfrei geheizt werden
Damit die Bewohner bei Kälte nicht frieren mussten, konnten die beiden großen Wohnräume mit Zimmeröfen beheizt werden und über Rohre zu einem großen gemauerten Kaminblock rauchfrei gehalten werden. Auch in den weiteren Räumen konnten Dank des massiven Kamins zusätzliche Öfen aufgestellt werden. Groß auch der Wohnkomfort in den beiden Zimmern am Wohngiebel mit ihrer Größe, ihrer ruhigen Lage, ihrer Beheizbarkeit und dem Vorhandensein von zwei Fensteröffnungen.
Die Wirtschaftsräume lagen am ehemaligen Hofraum, während sich nach Nordosten ein zweigeschossiger Stallbereich anschloss. Zum Grundstück zählte auch ein Obst- und Gemüsegarten. „Die strikte räumliche Trennung zwischen Wohn-, Arbeits- und Stallteil war eher unüblich“, so Denkmalpfleger Magnus Terbahl.

Das Gebäude „zeichnet sich durch einen für sein Alter sehr guten Überlieferungsstand aus und dokumentiert auf anschauliche Weise die Wohn- und Lebensvorstellungen eines evangelischen Pfarrers im 18. Jahrhundert sowie den vielfältigen und regional variierenden Veränderungsprozess vom Dielenhaus zum reinen Wohnhaus mit Flur im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts“, so die Begründung, das seit den 1990er Jahren leerstehende Pastorenhaus unter Denkmalschutz zu stellen.  dx