Im Hattinger Ortsteil fand zum vierten Mal das kleine Bürgerfest statt. Was daran besonders ist – und was unabhängig davon parallel bei der Namensgebung des Platzes schief lief...
Der kleine Platz vor der Sparkasse in Welper ist gut gefüllt. Viele gönnen sich sitzend oder stehend etwas Leckeres oder stoßen auf den Start ins Wochenende an. Das tun sie im Rahmen von „Welper Live“, dem Stadtteilfest, das am 10. Oktober zum vierten Mal stattfand und sich bereits sehr etabliert hat.
Die Idee kam bei mehreren Personen auf, in Welper so etwas auf die Beine zu stellen. Federführend in der Organisation und als sogar privat haftende Person ist Renate Linek, die gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Welper die Vorbereitungen und Durchführung im Blick hat. „Ich merke, wie interessiert die Leute sind“, sagt sie. Das waren sie bereits bei der ersten Auflage im Sommer 2024, als es kurz vor dem Start noch kräftig regnete. „Einige haben schon gedacht, dass wir alles wieder einpacken, aber ich wollte es durchziehen. Der Regen legte sich, die Leute kamen vorbei und es war voll. Das hat uns motiviert weiterzumachen“, erzählt Linek.
Die ersten Rückmeldungen waren die, die es bei jeder Auflage sind. Zum Beispiel „Endlich treffe ich mal meine Nachbarn oder Bekannten, die habe ich lange nicht gesehen“ oder „Schön, dass wir hier auch etwas haben“. Die Besucher freuen sich, dass etwas in Welper passiert. Egal ob alt eingesessen oder jung und sonst woanders unterwegs. Manche Besucher kommen als Gruppe, man kennt und trifft sich auf dem vor ein paar Jahren umgestalteten Vorplatz der Sparkasse. „Viele haben wahrgenommen, dass endlich mal wieder etwas in Welper passiert“, sagt Linek. Besucher bestätigten dies und kommen vorbei, damit sich die Veranstaltung langfristig hält.
Für sie selbst bedeutet es Arbeit und Vergnügen zugleich. Als Budget sind nur 1500 Euro eingeplant. Sponsoren beteiligen sich zudem, dazu zählen das Möbelhaus Schwiese, Blumen Eißmann, die Volksbank, die Sparkasse sowie die Stadtwerke. Zudem konnten Fördermittel über die Stadt Hattingen genutzt werden. „Wir wollen unseren Sponsorenkreis erweitern. Wir wollen auf keinen Fall einen Großsponsor, der alles finanziert“, betont Linek, die „Welper Live“ nicht mit anderen Stadtteilfesten vergleichen möchte. Vor allem nicht mit größeren. Die Zahl der Standbetreiber ist überschaubar, dabei wird auf regionalen Bezug geachtet. Mitte Oktober waren die Bäckerei Nieland, Pottbakery, Weinhütte, Kohlenkumpel, freiwillige Feuerwehr und der Jugendtreff Welper mit dabei. Letzterer fragte sogar aktiv an, ob er sich beim Kinderschminken beteiligen kann. „Mir ist es wichtig, dass Personen, die aus Welper kommen oder stammen, etwas machen können“, sagt Linek.
Bei der Auswahl des Essens wurde bislang bewusst auf die einfache Bratwurst und Pommes verzichtet, was bemängelt wurde. Manche wollen keine Burger-Variationen, Spießbraten mit Krautsalat oder nur Gebackenes. Linek sagt dazu: „Ich will bewusst etwas anderes haben – was es dann auch nur zweimal im Jahr gibt. Wenn wir feststellen, dass es nicht das Richtige ist, werden wir justieren.“ Bei den vergangenen Terminen kauften sich Besucher schon mal bei umliegenden Imbissen etwas. Das sei in Ordnung. Andererseits wird von Besuchern angemerkt, dass dies den Standbetreibern nichts hilft, die nach Wunsch der Organisatorin nicht mit einem Minus nach Hause gehen sollen.
Wichtig war den Organisatoren, einen zentralen Treffpunkt in Welper zu schaffen. „Die Mund-zu-Mund-Propaganda macht viel aus. Wir haben auch kleine Flyer in Geschäften verteilt“, erzählt Linek, die der Stadtverwaltung ein Sicherheitskonzept vorlegen muss, was über das Ordnungsamt jederzeit vor Ort überprüft werden kann. Das sei aber überschaubar. Schwer abzuschätzen ist, wie viele Personen zum Stadtteilfest vorbeischauen, da innerhalb der vier Stunden auch ein Kommen und Gehen herrscht. Bis zu 500 werden es diesmal sicherlich gewesen sein, da das Wetter stimmte. Mit dabei ist immer eine Live-Band. Dabei wird auch auf wechselnde Bands mit lokalem Bezug geachtet. Diesmal sorgte Stolberg für Stimmung, zuletzt war es Subbeat, im Jahr 2024 die „Good Old Friends“ und Andrea Durante & Andy Möller. Es haben auch schon Bands von sich aus angefragt. „Ich finde es schön. Ich muss mittlerweile gar nicht mehr viel von alleine machen“, freut sich Linek.
Bei „Welper Live“ konnte zum Auftakt 2024 die Interessengemeinschaft Welper einen Aufruf starten: Dem Platz vor der Sparkasse einen eigenen Namen zu geben. Ganz unabhängig vom Stadteilfest. Initiatorin war Martina Kampmann, die Vorschläge machte und weitere aufnahm. „Ein Bezug zu Welper sollte gegeben sein“, sagt Kampmann. Denn: Marktplatz könnte jeder Platz in einer Stadt heißen und im Volksmund gibt es den Marktplatz bereits in Welper. Viele fragten sich anfangs, ob es überhaupt nötig ist, einen Namen zu finden – postalisch sollte sich nämlich nichts verändern.
Die Vorschläge der Welperaner Persönlichkeiten Karl Thiel, Georg Metzendorf und Otto Prinz wurden seitens der Anwesenden noch um Emmy Kruppke ergänzt. Abgestimmt wurde vor Ort, Karl Thiel gewann. Dann sollte es jedoch auf Anordnung der Stadtverwaltung eine offizielle Abstimmung geben. Dem hatte der Kulturausschuss schlussendlich nach knapper Mehrheit grünes Licht gegeben. Mit in die Abstimmung gingen noch „Georg Stratmann“, „Marktplatz“ und „Keine Benennung“. Das Ergebnis: Der Platz heißt Marktplatz. Dafür stimmen 270 Personen. Nur 466 Rückläufe gab es. Viele waren verwundert, weil sie keine Abstimmzettel erreichten. Laut Stadt gab es Probleme mit dem Postzusteller, eigentlich seien 4900 Zettel verschickt worden. Eine Wiederholung sei nicht vorgesehen.
„Es sollte transparent dargestellt werden, wie die Abstimmung erfolgt ist. So ist es absolut unbefriedigend“, ärgert sich Kampmann. Bei der vierten Auflage von „Welper Live“ war die Abstimmung kaum Thema unter den Besuchern. Manche unterhielten sich, fanden es schade, dass die Namensgebung kein anderes Ergebnis hervorgebracht hat. Andere finden die Idee nicht schlecht, wollen aber „ihren“ Marktplatz so, wie er immer schon genannt wurde.
von Hendrik Steimann