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Hattingen

Buschklinik Jahaly in Gambia: Die Arbeit geht weiter

Die Corona-Pandemie kann die wichtige Hilfe nicht ausbremsen, auch wenn vieles länger dauert.

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Endlich! Nach vier Monaten kommen die Hilfsgüter in Gambia an und werden entladen. Foto: Projekthilfe Gambia/Engelkes

Jahaly ist ein Dorf im westafrikanischen Gambia. Seit 1985 hilft der gemeinnützige Verein „Projekthilfe Gambia“ vor Ort. 1991, vor 31 Jahren, wurde dort mit der Buschklinik ein medizinisches Hilfsprojekt eingeweiht, was bis heute eine große Erfolgsgeschichte ist.
„Den ersten persönlichen Kontakt mit Gambia gab es 1985 in meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Damals hatten die Augusta-Kliniken in Hattingen/Bochum eine Projektverbindung zu einer Kinderklinik in Njaba Kunda auf der Nordbank von Gambia. Im Jahresurlaub bin ich mit Frank Heuer, der die gleiche Ausbildung machte, nach Gambia geflogen und wir haben vor Ort gearbeitet. Das hat uns geprägt. Zurück in Deutschland haben wir dann mit sieben Personen die ,Projekthilfe Gambia‘ gegründet. Durch einen weiteren Kontakt zu einem gambischen Geschäftsmann, der in Jahaly wohnte, entstanden die Voraussetzungen für das Projekt der Buschklinik. 1987 gab es die ersten Gespräche, danach wurden Spenden gesammelt und 1991 wurde die Klinik eingeweiht“, erzählt Matthias Ketteler, Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied.
Die Klinik stand quasi im Nichts. „Es gab kein öffentliches Stromnetz. Wir hatten eine kleine Solaranlage und einen kleinen Generator. Wasser bekamen wir über einen Brunnen. Seine Pumpe wurde ebenfalls über Solar angetrieben. Es gab ein Gebäude mit einem großen Saal“, erinnert sich Ketteler.
Von Anfang an kamen die Menschen aus den Dörfern und dem Umland in die Klinik. Sie waren froh über die medizinische Hilfe. Bis heute gehören Malaria, Atemwegserkrankungen, Durchfall, Hauterkrankungen, Schnittverletzungen oder Verbrennungen zu den häufigsten Erkrankungen, die behandelt werden.
In den dreißig Jahren seit Bestehen der Klinik ist viel passiert. Heute gibt es eine ambulante und stationäre Abteilung mit 27 Betten. 2017 wurde Jahaly an das öffentliche Stromnetz angeschlossen und 2019 bekam auch die Klinik endlich den Stromanschluss. Die Mitarbeiter leben mit ihrer Familie auf dem Klinikgelände und die Klinikleitung liegt in den Händen einer examinierten gambischen Krankenpflegerin und Hebamme. Mitarbeiter des Vereines sind mehrmals im Jahr für längere Zeiten vor Ort. „Eine Krankenschwester verdient im Monat etwa 150 Euro. Dabei sind die Gehälter unserer Mitarbeiter höher als in vergleichbaren staatlichen Einrichtungen. Unsere Patienten bezahlen eine sehr geringe Behandlungsgebühr zwischen 25 und 50 Cent. Seit April 2019 kommen 1,65 Euro Medikamentengebühr dazu.
Einer der Gründe ist die hohe Zahl der Patienten und unsere Garantie der Medikamentenversorgung. Andererseits möchten wir auch zeigen, dass Medikamente wertige Produkte sind, die in der Herstellung etwas kosten und die es nicht zum Nulltarif geben kann.“
Neben der Buschklinik und vielen anderen Hilfsprojekten vor Ort unterstützt die Projekthilfe auch das staatliche Gesundheitssystem. Regelmäßig gehen Hilfscontainer auf die weite Reise. Ein großer 40-Fuß-Hilfscontainer der Projekthilfe Gambia wurde im September 2021 aus Essen auf die Reise geschickt und brauchte vier Monate, bis er in Gambia eintraf. An Bord unter anderem 32 gebrauchte Klinikbetten, 14 Infusionsständer, drei Zentrifugen, drei Mikroskope und ein Spektrophotometer vom Uniklinikum Essen/Ruhrlandklinik Essen, zwei Paletten Malerzubehör von der Firma Friess-Techno-Profi aus Essen-Kettwig sowie 14.400 FFP2-Masken von Tungsten Consulting GmbH in Berlin. Die Corona-Pandemie ist längst auch in Gambia angekommen. Allerdings, so die Projekthilfe, sind verlässliche Zahlen Mangelware. Es gibt viel zu wenig Testungen und Ende 2021 waren erst rund zehn Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
„Das medizinische Equipment, was jetzt gerade in Gambia angekommen ist, ist bestimmt für das Kanifing General Hospital, das wir im Mai 2021 besucht haben. Damals stellten wir fest, dass es dem Krankenhaus in allen Bereichen massiv an allem mangelt. Das Krankenhaus versorgt ein Einzugsgebiet von 600.000 Menschen. Im Mai haben wir dem Krankenhaus bereits ein gebrauchtes Ultraschallgerät zur Verfügung gestellt, das wir vom Kindergarten Bottrop in Gambia e.V. erhalten haben”, so Ulfert Engelkes vom Vorstand der Projekthilfe.
Und die Dinge, die per Hilfscontainer nach Gambia geschickt wurden, kommen dort an, wo sie dringend gebraucht werden. „Zum Beispiel ein Rollstuhl bei Modou, einem Schüler an der Tanji Lower Basic School. Er ist ein sehr guter Schüler, sagt sein Lehrer Lamin Koopmans. Jetzt kann Modou auch alleine von zuhause in die Schule kommen. Sein Schulweg: fünf Kilometer.”
Niemand, so die Projekthilfe heute, habe die Dimensionen der Hilfe bei Vereinsgründung erahnen können. Der Verein hat heute 50 Mitglieder und über 300 Förderer und Paten. „Wir freuen uns über jeden, der dabei sein möchte oder der unsere Projekte im Rahmen eines Praktikums oder eines Freiwilligen Sozialen Jahres kennenlernen will.“ Infos unter www.buschklinik.de.anja