Grob geschätzte Investitionskosten von 140 Millionen Euro - Gelder laufen über Kreisumlage.
Sorgen sich um ihre Haushalte: die Bürgermeister der Städte im EN-Kreis. V.l. Bürgermeister André Dahlhaus, Breckerfeld; Bürgermeister Lars König, Witten; Bürgermeister Claus Jacobi, Gevelsberg; Beigeordneter Dennis Osberg, Herdecke; Bürgermeister Stephan Langhard, Schwelm; Bürgermeisterin Sabine Noll, Sprockhövel; Bürgermeister Frank Hasenberg, Wetter (Ruhr). Digital zugeschaltet waren der Zusammenkunft außerdem: Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster, Herdecke; Bürgermeisterin Imke Heymann, Ennepetal, und Kämmerer Frank Mielke, Hattingen (in Vertretung von Bürgermeister Dirk Glaser).
Die Bürgermeister der kreisangehörigen Städte sind in großer Sorge. Der Sanierungsfall „Kreishaus“ droht zu einem finanziellen Fiasko zu werden. Die Kreisumlage, die die Städte an den Kreis zu zahlen haben, könnte zu einer großen Belastung der ohnedies klammen Kommunen werden. Deshalb fordern die Stadtoberhäupter, in Gespräche eingebunden zu werden, die Kosten vorab zu kennen, die auf die Kommunen zukommen und die Renovierung unter dem Aspekt der ausschließlich dringlichsten Sanierungen vorzunehmen. Insbesondere möchte man die Räumlichkeiten und Nutzungsmöglichkeiten anderer Gebäude prüfen – darunter auch das sich im Bau befindliche Gefahrenabwehrzentrum – sowie die Frage beantwortet haben, welche Parkmöglichkeiten zwingend vorgehalten werden müssen.
Im Stadtgebiet von Ennepetal soll der Neubau eines Gefahrenabwehrzentrums bis Ende 2026 fertiggestellt sein. Das Gebäude (18.000 m²) wird nicht nur ein Leuchtturmprojekt des Katastrophenschutzes sein, sondern auch verschiedene, bisher dezentrale Standorte zusammenführen, z.B. die Kreisfeuerwehrzentrale und die Tierseuchenbekämpfung. Auch die bisher im Kreishaus verortete Kreisleitstelle und die Abteilung für Bevölkerungsschutz werden in das neue Gefahrenabwehrzentrum einziehen. Die Sanierung des Kreishauses kann daher erst beginnen, wenn diese Auszüge stattgefunden haben.
Die Frage nach Homeoffice und Verknappung der vorzuhaltenden Bürofläche im Kreishaus stellt sich ebenfalls. Alle Kommunen sehen in den nächsten Jahren große finanzielle Aufgaben auf sie zukommen – von der Infrastruktur bin hin zur Gebäudesanierung. Die Sanierung des Kreishauses, die nach derzeitigem Stand auf 141 Millionen Euro geschätzt wird, sei schlicht nicht finanzierbar.
Und darum geht es
Das 50 Jahre alte Kreishaus in Schwelm (28.000 m²) ist ein großer Sanierungsfall. Größere Maßnahmen wurden dort mit Ausnahme von energetischen Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle des Kreishauses bisher nicht durchgeführt. Aufgrund von baujahrestypischen Schadstoffbelastungen, Brandschutzmängeln, überalterten technischen und sanitären Anlagen, Durchfeuchtungen, Schäden an Betonbauteilen sowie energetischen Defiziten ist es erforderlich, die Gebäude mit Ausnahme weniger Bauteile bis auf den Rohbau zurück- und anschließend wieder aufzubauen. Während der Bauphase können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht an den jeweiligen Standorten verbleiben, sondern werden in Interimsstandorten arbeiten.
Ein Gutachen beziffert die Sanierung auf 141 Millionen Euro. Diese Kosten hätten die kreisangehörigen Städte über die Kreisumlage zu finanzieren. Da das Gutachten für die ebenfalls untersuchten Varianten „Verschiebung“ oder „abschnittsweise Grundsanierung“, „Neubau am Standort“ oder „Neubau an einem neuen Standort“ noch höhere Summen zwischen 173 und 188 Millionen Euro nennt, scheiden sie aus Kostengründen aus. Unstrittig ist: irgendwas muss gemacht werden. Der Sanierungsstau ist mittlerweile zu groß geworden.