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Sprockhövel

Brennerei Habbel produziert reinen Alkohol für Desinfektionsmittel

Die Whisky-Herstellung ruht im Moment. Gin, Obstbrände und Kräuterliköre laufen in der Produktion weiter. Und vor allem: Die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

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Der Wunsch von Michaela Habbel: „Jeder, der es irgendwie schafft, sollte versuchen, etwas Positives zu sehen. Ich weiß, es ist schwer. Aber diese Einstellung hilft, diese Zeit zu überwinden.“

Michaela Habbel (31) ist die Urenkelin von Josef Habbel, der die Brennerei Habbel in Sprockhövel vor rund 100 Jahren gründete. Hand in Hand mit ihrem Vater Michael ist sie als Frau an einem ungewöhnlichen Arbeitsplatz unterwegs. In Zeiten der Corona-Krise hat die Brennerei in Sprockhövel die Whisky-Herstellung stillgelegt und produziert zurzeit reinen Alkohol für Desinfektionsmittel. Gin, Obstbrände und Kräuterliköre laufen in kleinem Produktionsstil weiter. Vor allem der Sprockhöveler Urwurz ist aber auch in diesen Zeiten noch ein Verkaufsschlager.

Die Whisky-Herstellung der Destillerie und Brennerei Habbel steht still. Die größte Produktionsanlage des Sprockhöveler Unternehmens stellt aktuell neutralen Alkohol zur Desinfektionsmittelproduktion her. 2000 Liter gab Habbel bereits an Apotheken und andere Einrichtungen wie THW, DRK oder Pflegedienste weiter. 200 Liter Ethanol, also neutraler Alkohol, spendete das Unternehmen an zwei Apotheken zur Unterstützung vor Ort. „Die Lockerung des Biozit-Gesetzes erlaubt es den Apotheken Desinfektionsmittel herzustellen und wir können unter Aussetzung der Alkoholsteuer Alkohol an die Apotheken liefern“, erklärt Geschäftsführerin Michaela Habbel. Zwar habe jeder Alkohol eine desinfizierende Wirkung, aber: „Der Alkohol muss nach der Destillation mindestens einen Alkoholwert von 96,9 Prozent aufweisen. Hier müssen wir uns an die gesetzlichen Vorgaben halten und können beispielsweise keinen unserer Obstbrände dazu verwenden.“ Habbel ist im Ennepe-Ruhr-Kreis übrigens die einzige Brennerei, die Alkohol aus Rohstoffen selbst produziert. Und das sind derzeit etwa 1000 Liter pro Woche. „Ich profitiere hier sehr von dem Wissen meines Vaters aus dem Thema der Kornbrennerei. Ohne dieses Wissen hätten wir diese Umstellung nicht durchführen können. Unser Getreide beziehen wir übrigens von der heimischen Genossenschaft und wissen daher auch, von welchem Landwirt es kommt. Und wir geben die Schlempe (Rückstände einer Gärflüssigkeit von Kohlenhydraten, die nach dem Abdestillieren des Alkohols zurückbleibt; die Red.) als Futtermittel an die Landwirte zurück“, so Michaela Habbel.
Gearbeitet wird im Schichtbetrieb. Denn auch hier müssen die hygienischen Auflagen streng erfüllt werden. Bedeutet: Die insgesamt zwölf Mitarbeiter müssen Abstand voneinander halten. Alle Arbeitsplätze sollen aber erhalten bleiben. „Wir haben uns alle an einen Tisch gesetzt. Wir sind eine Familie und selbstverständlich verzichten wir als Unternehmer auf einen Teil unserer Gehälter. Uns ist wichtig, dass wir alle gemeinsam diese Krise überstehen.“
Umsatzrückgänge gibt es. Natürlich. Denn es wird ja nicht mehr gefeiert, es finden keine Veranstaltungen mehr statt. Ende der 1970er Jahre kam aus der Brennerei Habbel übrigens der erste deutsche Whisky überhaupt. Heute ist ihr Hillock-Whisky international bekannt. Habbel ist das sauerländische Wort für einen kleinen Hügel (engl. hillock). Der Hillock Single Malt in der Bergbau Edition gewann beim renommierten World Spirits Award den Titel „Spirit of the year 2020“ und wurde zudem mit „Doublegold“ ausgezeichnet. Zudem erhielten der Hillock Honey Likör, der Williams Birnenbrand und der Kristall Kümmel die Gold-Auszeichnung. „Ein guter und besonderer Whisky braucht seine Zeit. Wenn man heute mit der Herstellung des Produktes beginnt, dauert es viele Jahre, bis man die Flasche verkaufen kann. Vier Prozent (der „Angel’s Share”) gehen pro Jahr bei der Lagerung in den Fässern verloren und das kostet Geld. Trotzdem muss man sich die Zeit nehmen”, sagt die Fachfrau.
Neben der Ethanol-Herstellung läuft in den kleineren Anlagen des Unternehmens die Produktion des Gins, der Obstbrände und Kräuterliköre weiter. Auch der Sprockhövel-Gin zum 50. Geburtstag der Stadt wird produziert. „Der Sprockhöveler Urwurz verkauft sich im Augenblick allerdings besser denn je. Warum das so ist, weiß ich nicht wirklich. Ich kann mir nur denken, dass der scharfe Abgang gerade in diesen Zeiten ein wohliges Gefühl im Hals verschafft“, so Michaela Habbel. „Und vielleicht denkt der ein oder andere, dass bei dem Alkoholgehalt des Kräuterlikörs von 40 Prozent kein Virus überleben kann“, lacht sie und trotzt der Krise Positives ab. Hochprozentiges geht montags bis Freitag 8 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr über die wegen Corona verdoppelte Thekenlänge, um die Sicherheitsabstände zu gewährleisten. Noch mehr Sicherheit bietet der Onlineshop.