Verein ArteMedis hat mit der katholischen Kirche einen neuen Veranstaltungspartner gefunden.
Das Foto zeigt v.l. Dr. Dirk Neveling und Otfried Priegnitz. Ihnen liegt die Kultur und die Kunst am Herzen und im Herzen von Blankenstein wollen sie wieder richtig durchstarten.
Sie kennen sich seit vielen Jahrzehnten – der Schmerzarzt Dr. Dirk Neveling an der Klinik in Blankenstein und Otfried Priegnitz, viele Jahre in leitenden Positionen im Gesundheitswesen tätig, unter anderem auch am Blankensteiner Krankenhaus. 1998 gründeten sie gemeinsam mit anderen Kulturinteressierten ArteMedis, den Kunst- und Kulturverein der Klinik Blankenstein e.V. Musik, Ausstellungen, Lesungen – schon damals war ihnen klar, wie wichtig Kunst und Kultur sind und welchen Erfolg sie an der geistigen und körperlichen Gesundheit des Menschen haben. Nach einer schöpferischen Pause starteten die beiden mit ihrem Team 2018 wieder durch. Die Erfolge mit dem Butterbrotmarkt im Herzen Blankensteins 2019 waren groß. Auch die Künstlerszene, die im „Forstmanns“ auftreten wollte, gab sich die Klinke in die Hand. Dann kam Corona und es war erst mal Schluss mit Musik, Kultur und Kunst. Jetzt meldet sich der Verein mit neuen Ideen zurück.
„In Blankenstein mit seinem historischen Ortskern entsteht etwas ganz Besonderes. Der Marktplatz bietet sich mit seinen Gebäuden ringsherum geradezu an“, sagt Otfried Priegnitz. Da ist zum einen das Hattinger Stadtmuseum, entstanden in den historischen Bauten der früheren Amtshäuser. Dann gibt es die denkmalgeschützte Traukirche St. Johannes Baptist aus Ruhrsandstein. Dann die „Kleine Affäre“, eine Galerie und ein Kultursalon, der von dem Blankensteiner Uli Wilkes und seinem Team ins Leben gerufen wurde. „Live am Stein“ mit dem Team um Jörg Rajewitz wurde ein weiterer kultureller Baustein am Blankensteiner Marktplatz. Und dann das „Forstmanns“ mit Musik, Kunst und Kultur das Zuhause vom Verein ArteMedis. Brauerei, Herberge, Gaststätte, Kontor, Lebensmittelgeschäft und jetzt eben Kunst- und Kulturtempel – das Haus ist lebendige Geschichte. Überhaupt ist der historische Ortskern von Blankenstein gefühlt schon fast eine Miniatur-Ausgabe des berühmten Kulturviertels Montmartre in Paris.
„Es wird Zeit, dass wir wieder starten. Auch in der Corona-Pandemie mussten die Betriebskosten ohne die laufenden Einnahmen aus Veranstaltungen ja irgendwie bezahlt werden“, gibt Priegnitz zu bedenken. Doch das „Forstmanns“ ist nicht groß. „Wir können in der Pandemie nicht viele Menschen gleichzeitig unterbringen. Das gilt auch für die Räume der Kleinen Affäre, die noch kleiner sind. Deshalb haben wir Kontakt mit dem Bistum in Essen aufgenommen und unsere Überlegungen zu der katholischen Kirche St. Johannes Baptist gleich gegenüber vom ,Forstmanns‘ erläutert. Dann folgten weitere Gespräche mit Pastor Andreas Lamm, Leiter der Pfarrei St. Peter und Paul. Wir sind auf offene Ohren gestoßen und haben jetzt mit der Kirche einen neuen größeren Veranstaltungsraum“, freut sich Dr. Dirk Neveling. Läuft es mit der Pandemie gut, können dort locker 150 Personen Kultur genießen. „Mit dem Erlös aus den Veranstaltungen können wir den Künstler bezahlen und hälftig zwischen der Kirche und unserem Verein teilen“, sagt Priegnitz.
Darauf darf man sich freuen
Die ersten Veranstaltungen für den kommenden Herbst stehen schon fest: So wird es am 17. Oktober, 19 Uhr, einen besonderen Leckerbissen geben. Bernd Wolf, Musiker und Lehrer aus Hattingen und bestens bekannt als Mitglied der Rhein-Ruhr-Philharmonie, hat die legendäre Schachpartie von Donald Byrne gegen Bobby Fischer Zug für Zug in Noten und Musik umgewandelt. Der damals 13-jährige Bobby Fischer spielte 1956 – also vor 65 Jahren – gegen einen anerkannten Meister in New York und gewann. Die Schachpartie gilt als „Partie des Jahrhunderts“. Am 28. Oktober, 19 Uhr steht Irish Folk auf dem Programm. Die hervorragende Kirchenakustik gibt den Rahmen für Andy Irvine, einem bekannten irischen Folkmusiker. Klassik wird es dann am 3. Dezember, 19 Uhr, geben. Katrin Spodzieja von den Bochumer Symphonikern ist zu Gast. Das sind nur ein paar Leckerbissen. Weitere Planungen, auch zu Lesungen, laufen.
Doch die Verantwortlichen wollen noch Größeres. „Wir möchten auch das Stadtmuseum zunehmend einbeziehen und unterstützen. Gespräche mit Gudrun Schwarzer-Jourgens laufen ebenfalls. Im ,Forstmanns‘ werden auch gesundheitliche Vorträge stattfinden. Der Marktplatz ist mit seinen historischen Gebäuden drumherum wie ein Wohnzimmer. Open air können wir uns deshalb natürlich Veranstaltungen vorstellen. Auch der Butterbrotmarkt soll ja weiterlaufen.“
Seit vielen Jahren bietet der Marktplatz eine gemütliche Atmosphäre, die gerne genutzt wird. Was der Hügel im Norden von Paris ist, das geht auch auf dem historischen Marktplatz in Blankenstein im Schatten der Burg. Und weil im Zusammenhang mit der Internationalen Gartenschau 2027 der Gethmannsche Garten auch noch richtig aufgehübscht wird, ist der Ortsteil hoch über der Ruhr auf dem Weg zu einem Kunst- und Kulturviertel. Das dürfte übrigens auch die Patienten der nahegelegenen Klinik Blankenstein freuen. Die Schmerzpatienten werden dort bis zu 17 Tagen stationär behandelt. Der Gründungszweck aus den Anfängen des Vereines 1998 erlebt damit ein furioses Comeback. anja