Das Einbeziehen von Menschen mit Behinderung in die kommunalen Gestaltungsprozesse ist nur eines der wichtigen Themen, für die sich der Behindertenbeirat Sprockhövel einsetzt...
Ingrid Thöne
Das Einbeziehen von Menschen mit Behinderung in die kommunalen Gestaltungsprozesse ist nur eines der wichtigen Themen, für die sich der Behindertenbeirat Sprockhövel einsetzt. Er trägt die Interessen von Menschen mit Behinderungen in die politischen Gremien der Stadt Sprockhövel. Frau Ingrid Thöne ist Rollstuhlfahrerin und schon seit über 15 Jahren im Behindertenbeirat aktiv. Ihr ist es besonders wichtig, dass sich Menschen untereinander helfen und sich so annehmen, wie sie sind. Keiner soll sich an den Rand gedrängt fühlen. Image hat ihr einige Fragen zu ihrer Wahrnehmung des Behindertenbeirates gestellt.
Image: Wie hat der Behindertenbeirat aktiv Ihre Lebensqualität in Sprockhövel verbessert? Welche Anliegen wurden durch den Behindertenbeirat konkret durch die politischen Gremien der Stadt Sprockhövel umgesetzt?
Ingrid Thöne: Wir Betroffenen können durch Eigeninitiative selbst etwas an unserer Lage ändern. Wir konnten erreichen, dass Bordsteine abgesenkt werden, damit man mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen die Straße sicher überqueren kann. Wir haben Behindertentoiletten an beiden Busbahnhöfen erkämpft. Wir haben einen Behindertenführer erstellt, wo man für alle Einrichtungen in Sprockhövel vorher sehen kann, ob es dort barrierefrei ist. Wir haben positive Aufkleber in Geschäften angebracht, die barrierefrei sind. Wir haben mit anderen einen Treppenlift im Bürgerhaus durchgesetzt. Es ist ein gutes Gefühl, nicht jede Benachteiligung einfach hinnehmen zu müssen und dabei auch anderen helfen zu können. Davon kann sich jeder selbst überzeugen, denn unsere Sitzungen sind öffentlich. Die Termine stehen in der Presse und im Internet.
Image: Wie ist Ihr persönliches Empfinden: Wie werden die Interessen von Menschen mit Behinderungen in den politischen Gremien gewichtet? Wie nehmen Sie den Stellenwert wahr?
Ingrid Thöne: Wir werden nicht genug ernst genommen. Wir sollten zu allen Fragen einbezogen werden. Stattdessen werden wir leider oft vor vollendete Tatsachen gestellt. Das muss sich künftig ändern.
Image: Wie wird der neue Behindertenbeirat gebildet?
Ingrid Thöne: Der neue Behindertenbeirat wird gebildet, wenn der Rat und der Ausschuss für Soziales, Demographie und Integration erstmals getagt haben. Am 28. Oktober um 17.30 Uhr findet im Forum Börgersbruch ein Treffen von allen Sprockhöveler/innen mit Handicap statt, die sich für unsere Sache interessieren. Wir wählen eine Vorschlagsliste, die vom Ausschuss für Soziales, Demographie und Integration bestätigt wird. Der Behindertenbeirat ist immer für die Dauer einer Legislaturperiode des Stadtrates bestellt und wird dann neu gewählt.
Image: Wie wird der Behindertenbeirat generell angenommen? Weshalb ist der Behindertenbeirat für Sie persönlich so wichtig?
Ingrid Thöne: In der Bevölkerung wird der Behindertenbeirat immer mehr anerkannt. Wir merken, wir sind nicht allein. Mir ist wichtig, mich auch für andere einsetzen zu können.
Image: Welche Aktionen sind in naher Zukunft geplant?
Ingrid Thöne: Es wäre gut, Gastronomiebetrieben einen Zuschuss zu geben, eine Behindertentoilette zu bauen. Wir wollen den Umbau des Busbahnhofes Niedersprockhövel aktiv begleiten. Viele Arztpraxen sind schon barrierefrei, alle anderen sollen es auch werden. Der Radweg soll so barrierefrei wie möglich sein. Auch die Schulen müssen künftig alle besuchen können, unabhängig von ihrem Handicap.
Weitere Ideen sind herzlich willkommen. Eine gute Möglichkeit, sie einzubringen, ist die Auftaktversammlung am 28. Oktober.
Image bedankt sich herzlich für diese Einblicke und wünscht Ihnen für Ihre nächsten Projekte viel Erfolg!