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Gesundheit

Bedarf an stationärer Pflege im Ennepe-Ruhr-Kreis steigt

Aber auch Tagespflege und Wohngemeinschaften für allem für Menschen mit Demenz werden nachgefragt. Der neue Pflegebericht gibt eine Prognose über die Entwicklung.

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Im Durchschnitt sind etwa 23,7 Prozent der Menschen im EN-Kreis 65 Jahre oder älter, während der Anteil der Menschen von 60 Jahren und älter bei 30,9 Prozent liegt und damit auch im landesweiten Vergleich in Nordrhein-Westfalen die Spitzenposition einnimmt.

14.163 Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis haben einen Pflegegrad. Es gibt 42 vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 3.520 Plätzen. Immer stärker nachgefragt werden Angebote der Tagespflege und Wohngemeinschaften. Diese und viele weitere Zahlen und Fakten liefert der Pflegebericht 2020 für den Ennepe-Ruhr-Kreis.

Das 52 Seiten umfassende Dokument erscheint seit 2010, zuletzt alle zwei Jahre. Es zeigt Entwicklungen im Pflegebereich auf und macht deutlich, wo Versorgungslücken bestehen. Auch Prognosen zur Entwicklung des Pflegebedarfs in den kommenden Jahren sind enthalten. „Um gerade für die hochaltrigen Menschen im Kreis ein passgenaues Angebot vorzuhalten, sind zum einen umfassende Beratungsangebote notwendig, zum anderen brauchen wir eine gute Versorgungsstruktur: von ambulanter Pflege über Tagespflege zu Wohngemeinschaften oder stationärer Pflege“, sagt Astrid Hinterthür, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit beim EN-Kreis.
Die IMAGE-Redaktion hat einen Blick in den Pflegebericht geworfen und stellt die wichtigsten Ergebnisse für den EN-Kreis vor:
Durch den Wandel der Familienstrukturen und die Pluralisierung der Lebensformen wird auch die pflegerische Versorgung zukünftig vor veränderte und neue Aufgaben gestellt. Schon heute lässt sich eine Zunahme von multimorbiden und demenziell veränderten Pflegebedürftigen feststellen, auf die das Pflegesystem mit bedarfsorientierten Angeboten und Einrichtungen reagieren muss.
Die absolute Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Kreisgebiet ist mit Blick auf die bisherige
Entwicklung im Zeitverlauf deutlich angestiegen. Der Anstieg vom Jahr 2015 zum Jahr 2017 um mehr als 2.800 Personen (etwa 25 Prozent) hängt mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff und dem veränderten Begutachtungsverfahren der Pflegeversicherung zusammen. Mit der Einführung der fünf Pflegegrade können insbesondere Menschen mit kognitiven Einschränkungen nun leichter einen Pflegegrad erhalten. Die Zahl der stationär versorgten Menschen ist dabei nur leicht gestiegen. Der Großteil der neuen Pflegebedürftigen befindet sich in häuslicher Pflege von Angehörigen und ambulanten Betreuungs- und Pflegekräften. Die stationäre Pflege wird in der Regel ab Pflegegrad 3 bedeutsam.

Mit Einführung der Einzelzimmerquote in NRW von 80 Prozent für Bestandsbauten und 100 Prozent für Neubauten gingen im EN-Kreis durch Wiederbelegungssperren viele stationäre Pflegeplätze verloren. Mittlerweile sind diese Plätze in einigen Einrichtungen durch Umbaumaßnahmen wieder verfügbar. Andere Einrichtungen haben sich zu strukturellen Veränderungen entschieden, weil Umbaumaßnahmen nicht realisiert werden konnten. Durch Umbau und Neubauten wird es bis 2025 eine Steigerung der Platzzahlen auf 4.037 Plätze geben. Bereits im März 2020 wurde ein vollstationäres Seniorenheim in Witten mit 80 Plätzen eröffnet, so dass die 3.520 (Stichtag 31.12.2019) zur Verfügung stehenden Plätze im ersten Halbjahr 2020 auf 3.600 erweitert werden konnten. Bis 2025 wird ein weiterer Bedarf an vollstationären Heimplätzen um 12 Prozent auf 4040 prognostiziert. Die angestrebte rechnerische Punktlandung bis 2025 von Bedarf und tatsächlichem Angebot weist allerdings große regionale Unterschiede auf. Während in Schwelm und Wetter eine rechnerische Überversorgung besteht, gibt es in Sprockhövel (-195) und Hattingen (-181) eine deutliche Unterdeckung. Witten kommt auf eine nur leichte Unterdeckung von -18 für 2025. Weitere Parameter, beispielsweise Zu- oder Abwanderung, sind allerdings zu berücksichtigen. Ebenso wichtig ist der Ausbau von anderen Wohnformen im Alter neben der stationären Pflege.
Mit dem Heimfinder NRW hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Januar 2020 ein Instrument geschaffen, das allen Beteiligten die Suche nach einem Pflegeplatz erleichtert. Dabei ist im Alltag auch zu berücksichtigen, dass viele Angehörige aufgrund der eigenen Wohnstrukturen und der eigenen beruflichen Belastung oft kaum dauerhaft für eine Pflege der Angehörigen zur Verfügung stehen können.