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Witten

Baustelle Wittener Straße: Unmut der Anwohner groß

Seit dem 5. Januar 2023 ist die Wittener Straße im Rahmen der „Baumaßnahme L924“ halbseitig gesperrt...

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Großes Interesse zeigten viele Anwohner aus der Rüsbergstraße und Rehnocken an der Bürgerversammlung über den Neubau der Wittener Straße.

Anlass ist der Neu- und Ausbau der Wittener Straße im Abschnitt zwischen Herbede in Höhe der Kämpenstraße in Fahrtrichtung Hammertal. Von Beginn an sind die Anwohner der umliegenden Anwohnerstraßen schlichtweg genervt, da viele Autofahrer die Baustelle an ihren Haustüren vorbei umfahren. Über den Stand der Baumassnahme informierten jetzt Vertreter von Straßen.NRW, Tiefbau- und Ordnungsamt Witten und der Polizei in Haus Herbede und stellten sich anschließend den Fragen der zahlreich erschienenen Anwohner.
Vor allem Anwohner der Rüsbergstraße und Rehnocken waren ins Haus Herbede gekommen, wo sie von Jan Raatz, Amtsleiter des Tiefbauamtes, begrüßt wurden. Nach den Worten von Straßen.NRW-Projektleiter Uwe Mielke laufen die ersten Überlegungen zur Erneuerung der Wittener Straße bereits seit 2016. Der Plan umfasst 16 Baustellenfelder, die Kosten wurden mit 7,6 Mio. Euro und die Bauzeit mit 1,5 Jahren angesetzt. Neben Straßen.NRW wirken auch die Stadt Witten für den Bau der Beleuchtungsanlagen und das Baustellenmanagement mit und steuern 300.000 € zu den Kosten bei. Die Stadtwerke Witten möchte vorsorglich zehn Leerrohre für die Sicherstellung der zukünftigen Versorgung verlegen lassen und leisten dazu einen Beitrag von 1 Mio. Euro. Für die Gasversorgung und und die Telefonkunden sitzen auch die AVU bzw. die Deutsche Telekom als weitere Auftraggeber mit am Tisch.
Alle Maßnahmen, die ohne Beeinträchtigung des Straßenverkehrs durchgeführt werden konnten, wurden auch vor der halbseitigen Sperrung der Wittener Straße durchgeführt. Dazu zählten die neuen Rohre, die den Kamperbach aufnehmen und die Aufbereitung der Umleitungsstrecken ab der Aral Tankstelle.

Erdreich hielt Überraschungen parat
Schon kurz nach Baubeginn kamen jedoch bis dato unbekannte Leitungen der Telekom ans Tageslicht und führten zu ersten Verzögerungen. Damit nicht genug, an anderer Stelle war es ein Paket mit neun Leitungen – Eigentümer erst mal unbekannt. Nach einem Baustopp von 33 Tagen erklärten sich dann doch die Stadtwerke Witten für zuständig. In der Summe kam es so zu einer Verzögerung von drei Monaten, die mit 350.000 Euro Mehrkosten zu Buche schlugen. Für Außenstehende war es natürlich schwer erklärlich, warum kaum Bautätigkeit an der einseitig gesperrten Wittener Straße zu beobachten war.

Anwohner leiden unter Ausweichverkehr
Es ist normal, dass zu Anfang einer großen Baumaßnahme immer etwas Zeit vergeht, bis sich der Autoverkehr auf die neue Situation eingestellt hat, so Jan Raatz. Erschwerend kam im Falle der Wittener Straße aber hinzu, dass die angedachte Umleitung relativ weit, der Weg über die Anliegerstraßen Rehnocken oder die Rüsbergstraße dafür deutlich kürzer war. Zudem empfahl anfangs Google genau diese Straßen als Ausweichroute.
Vorbei war es mit der Ruhe: Wie die RuhrUni Bochum ermittelte, stieg die Zahl der Fahrzeuge während der Werktage von durchschnittlich 560 Autos um 144% auf 1350 Fahrzeuge und am Wochenende um 222% von 260 auf durchschnittlich 840. Die Zahlen lagen aber immer immer noch im Rahmen dessen, was eine Anwohnerstraße verkraften sollte.
Begegneten sich zwei Autos, konnte es schon mal eng werden, vor allem, wenn auch gerade die Müllabfuhr unterwegs war. Autofahrer nutzten dann auch schon mal gerne den Gehweg zum Ausweichen, hielten sich oft auch nicht an die Tempobeschränkung und beseitigten ohne Skrupel Beschilderungen und Schranken. Die Polizei kontrollierte die Anliegerstraßen im Rahmen des Möglichen und stellte sogar einen unbesetzten Polizeiwagen zur Abschreckung ab. Nachdem Google endlich reagiert und die bisherige Umleitung rausgenommen hatte, gingen die Anwohnerbeschwerden etwas zurück. Die Müllabfuhr arbeitet jetzt in den verkehrsärmeren Zeiten.

Zahl der Anwohner-Beschwerden stieg sprunghaft
Die Anwohner machten ihrem Unwillen in Form von Anrufen und Mails Luft und im Tiefbauamt glühten die Drähte. Entsprechend war auch in Haus Herbede der Unmut deutlich zu spüren. Ein Rollstuhlfahrer fühlt sich oft vom entgegenkommenden Verkehr bedroht und von der Polizei im Stich gelassen. Wie Werner Koltermann von der Polizeidirektion Bochum erläuterte, werden jedoch polizeiliche Maßnahmen durchgeführt, wie sie im Rahmen einer Anliegerstraße erforderlich sind. Ein anderer Anwohner regte an, den am Umbau beteiligten Unternehmen bei Termineinhaltung eine Prämie zu zahlen, wenn sie dafür auch Samstags oder an einem Brückentag arbeiten.
Tiefbauamtsleiter Raatz hatte alle bis dato vorgeschlagenen Maßnahmen geprüft und musste leider feststellen, dass sie aus dem einen oder anderen Grunde nicht praktikabel seien. Sollte sich die Situation aber weiter verschlechtern, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Nach zwei von 16 Baufeldern klingt die geplante Bauzeit von 1,5 Jahre jetzt schon sehr optimistisch, die endgültige Fertigstellung sei schwer abzuschätzen, so der Projektleiter von Straßen.NRW Uwe Mielke. Das Thema wird die Öffentlichkeit noch länger beschäftigen. dx