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Ausdauerwunder Andreas Giersberg finisht 300. Marathon

Er läuft und läuft und läuft: Andreas Giersberg hatte unglaubliche 299 Marathons und Ultras in seinem Leben gefinisht – beim 21. Essener Rhein-Herne Kanal-Marathon über 50 km wollte er zum 300. Mal über eine Ziellinie laufen. Seine Laufgruppe stand plötzlich an der Strecke und begleitete ihn auf den letzten Kilometern.

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Auf 16.000 Marathon- und Ultramarathon-Kilometer kommt FunVorRun-Läufer Andreas Giersberg. In Essen ging er zum 300. Mal an den Start. Seine Laufkollegen nahmen ihn in die Mitte.

Marathon-„Sucht“ begann 2004
Bis 2003 war ein Rennrad das Lieblingssportgerät des Bochumers. Das Marathonfieber packte ihn erst, als der Karstadt-Ruhrmarathon quasi vor seiner Haustür vorbeiführte. Ein Jahr später nahm er selbst die 42,195 km unter seine Füße und erreichte das Ziel in 3:52 Std. Andreas Giersberg erinnert sich: „Danach lag ich mit Krämpfen auf einer Wiese im Zielbereich und nahm mir vor, das dies der erste und letzte Marathon war.“

Der Schmerz geht, der Stolz bleibt
Tatsächlich blieb er seinem Vorsatz aber nicht lange treu – schnell wurden die 42,195 km eines Marathon zu seiner Passion. Mit der Zahl der gefinishten Marathons lockte die nächste Herausforderung: ein Ultramarathon mit einer Streckenlänge von deutlich mehr als die 42,195 Marathonkilometer sollte es sein.
2007 hatte der Bochumer auch diese Herausforderung erstmalig gemeistert. In den folgenden Jahren lief der FunVorRun-Läufer dann allein dreizehnmal den bekannten Rennsteiglauf über 74 km und elfmal umrundete er auch die Müritz mit einer Streckenlänge von 76 km. Sein schwerster Lauf führte über die Fundamente einer ehemaligen weltweit bekannten Mauer: bei den 100 Meilen von Berlin führte die Strecke rund 163 km lang auf dem ehemaligen Grenzstreifen der Berliner Mauer: „Mitten in der Nacht kamen die Leute aus den Bars und Kneipen und trauten ihren Augen nicht, dass gerade Leute vorbei joggten“, erinnert sich Andreas Giersberg schmunzelnd. Es blieb auch in Berlin nicht bei diesem einen Start, insgesamt dreimal finishte der Ultraläufer den Berliner Mauerlauf.

Läufe von Brasilien, Kuba bis Japan und China
Deutschland war schnell „abgegrast“, große Läufe im Ausland lockten. Auf Laufschuhen lernte der Elektriker, dem es nur selten um Bestzeiten geht, unter anderem Chicago, Havanna, Jordanien, London, New York, Rio de Janeiro und Tokio kennen. „Das waren 179 Marathons und 121 Ultraläufe in 14 Ländern und auf fünf Kontinenten mit zusammen fast 16 000 Wettkampfkilometer“, so seine Bilanz.

300 Läufe in Essen glatt gemacht
Nach 299 Marathons und Ultras sollte der 21. Essener Rhein-Herne Kanal-Marathon über 50 km die 300 Läufe voll machen. Allein am Essener Kanal hat der FunVorRun-ler bis dato zwanzigmal die 50 km absolviert – nur einmal zwangen ihn gesundheitliche Gründe zum vorzeitigen Abbruch. Dem Veranstalter Michael Scheele zuliebe hielt er sich aufgrund einer Terminverschiebung vier Wochen lang mit weiteren Marathons zurück, sodass er nunmehr einen Tag vor seinem 60. Geburtstag an den Start seines Jubiläumslaufes gehen konnte. Bei diesem Laufangebot können die Teilnehmer bis zu sieben Runden à 7,1 km drehen. 
Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als um 21 Uhr ein großes Aufgebot von Läufern seiner Gruppe FunVorRun Witten hinzustieß und ihn über die letzten zwei Runden begleitete. Als Auszeichnung erhielt das Ausdauerwunder eine Urkunde des 100-Marathon-Club, eine Torte von seiner Laufgruppe FunVorRun Witten und den Segen von dem bekannten Laufpater Tobias . Natürlich warteten alle bis Mitternacht, um auf den 60. Geburtstag anzustoßen.

Gefragt nach seinem Lauf mit den schönsten und nachhaltigsten Eindrücken muss der Ultraläufer nicht lange nachdenken: der Marathon über die chinesische Mauer. Sein nächstes großes Ziel? „Der Marathon in Boston, um den letzten Lauf für die begehrte ‚Six Star Finisher Medaille‘ zu finishen.“ Von Matthias Dix